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So vielfältig ist Bündnerdeutsch!
Aus Dini Mundart vom 05.10.2023.
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Dialektratis Graubünden So vielfältig ist Bündnerdeutsch!

In Graubünden gibt es noch viel mehr als den Dialekt des Churer Rheintals. Wir zeigen, wie verschiedene Bündner Walserdialekte unterschieden werden können und woran man den Tiroler Dialekt aus Samnaun erkennt.

Unter «Bündnerdeutsch» verstehen die meisten «Unterländer» wohl den Dialekt des Churer Rheintals. Dieser ist wohl der meistgesprochene Dialekt in Graubünden und wird darum ausserhalb als «typisches Bündnerdeutsch» wahrgenommen.

Churer Rheintaler Dialekt

Beim Churer Rheintaler Dialekt sind vor allem lautliche Elemente auffällig, etwa «kh» statt «ch» oder «k» (z.B. «Khua» statt «Chue», «würgglih» statt «würklich») und das «-a» am Wortende (z.B. «fahra» statt «fahre», «Sunna» statt «Sunne»).

Daneben teilt der Dialekt des Churer Rheintals viele Mundartmerkmale mit anderen ostschweizerischen Dialekten. Das kommt nicht von ungefähr: Aus der Bodenseeregion und über das Rheintal kam die deutsche Sprache ab dem Mittelalter nach Graubünden und verdrängte im Lauf der Jahrhunderte das ansässige Rätoromanische aus dem Churer Rheintal.

Die unterschiedlichen Sprach- und Dialektregionen Graubündens sind verschieden eingefärbt.
Legende: Die Sprachen und Dialekte in Graubünden SRF

Neben dem Churer Rheintaler Dialekt gibt es in Graubünden aber auch deutsche Dialekte, die ganz anders tönen: die Walserdialekte und den Tiroler Dialekt von Samnaun.

Walserdialekte

Grosse Teile Graubündens wurden im Spätmittelalter von Einwanderinnen und Einwanderern aus dem Wallis besiedelt. Sie zogen vornehmlich in höhergelegene Gebiete, welche von der ansässigen rätoromanischsprachigen Bevölkerung nicht dauerhaft bewohnt wurden. Zu den Walsergebieten gehören etwa Davos, das Prättigau, Arosa, das Rheinwald oder Obersaxen.

Eine Karte mit eingefärbten Flächen für die Siedlungsgebiete und Pfeilen, die die Wanderungen nachzeichnen.
Legende: Walserwanderungen Historisches Lexikon der Schweiz

Die Herkunft aus dem Wallis ist den Walserdialekten heute noch anzuhören. So wird etwa der Laut «s» sowohl im Walliserdeutschen als auch in den Walserdialekten zu «sch», etwa in «schii» statt «sii».
Wie walserdeutsche Dialekte tönen, hören Sie im Video ganz oben im Artikel.

Weil die verschiedenen walserdeutschen Sprachinseln durch rätoromanischsprachige Gebiete jahrhundertelang voneinander getrennt waren, bildeten sich unterschiedliche Dialekte heraus. So wird etwa der Laut «ü» in Obersaxen zu «i» entrundet (z.B. «insch» für «uns»), im Prättigau und Schanfigg hingegen nicht («ünsch» für «uns»).

Samnauner Tirolerisch

Eine besondere Stellung nimmt der Dialekt von Samnaun an der Grenze zu Österreich ein: Als einziger deutscher Dialekt in der Schweiz gehört er nicht zu den alemannischen, sondern zu den bairischen-tirolerischen Dialekten.

Bis vor etwa 200 Jahren war Samnaun rätoromanischsprachig. Weil es aber nur ins benachbarte Tirol ganzjährige Verkehrsverbindungen gab, nahm die Bevölkerung von Samnaun mit der Zeit den deutschen Dialekt der Tiroler Nachbarn an. Typisch tirolerisch sind am Samnauner Dialekt etwa die scharfen «kch» (z.B. «Kchopf» statt «Chopf», «Kchue» statt «Chue»).

Video
Samnauner Dialekt
Aus SRF bi de Lüt – Live vom 25.01.2020.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 36 Sekunden.

Die Mischung machts

Noch einmal anders tönt das Bündnerdeutsch, das Bündnerinnen und Bündner mit rätoromanischer oder italienischer Muttersprache sprechen. Viele von ihnen orientieren sich dabei am Churer Rheintaler Dialekt. Die Kombination mit dem muttersprachlichen Akzent wirkt für viele «Unterländer:innen» besonders charmant.

Das ist wohl auch ein Grund, warum Bündnerdeutsch zu den beliebtesten schweizerdeutschen Dialekten gehört. Auch wenn es DAS Bündnerdeutsch eben gar nicht gibt.

Welches ist Ihr liebstes Bündnerwort, liebe Community? Schreiben Sie es uns unten in der Kommentarspalte!

Radio SRF 1, «Dini Mundart», 6.10.2023, 09:40 Uhr

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