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Dialektratis Zürich Was macht die «Zürischnure» aus?

«Züritüütsch» ist der meistgesprochene Dialekt der Schweiz. Aber was ist eigentlich typisch für die Zürcher Mundart? Und welche Dialektunterschiede gibt es innerhalb des Kantons? Eine Übersicht.

Für die Grösse des Kantons ist Zürichdeutsch erstaunlich einheitlich. Allerdings muss man dabei das Weinland und das Rafzerfeld im Norden des Kantons ausklammern. Die dortigen Dialekte zählen sprachwissenschaftlich gesehen nicht zum Zürichdeutschen, sondern sind den Dialekten von Schaffhausen und Westthurgau ähnlicher.

Eine Karte des Kantons Zürich. Die äussersten nördlichen Teile sind farblich abgetrennt.
Legende: Der Norden des Kantons gehört dialektal zur Nordostschweiz. SRF

Im restlichen Teil des Kantons Zürich sind aus historischen und geografischen Gründen nur wenige regionale Dialektunterschiede auszumachen.

Einheitlicher als andere Dialekte

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Im Gegensatz zu vielen anderen Dialektregionen hat sich der Dialekt im Kanton Zürich schon vor den Weltkriegen stark vereinheitlicht.

Das dürfte unter anderem damit zu tun haben, dass es im Kanton Zürich keine konfessionellen oder geografischen Grenzen gibt.

Solche Grenzen bremsten in vielen anderen Kantonen (zum Beispiel Aargau, St. Gallen oder Graubünden) die Vermischung der Bevölkerung und damit auch der Dialekte.

Starke Industrialisierung

Ausserdem war die Industrialisierung im Kanton Zürich stärker als anderswo: Die Aussicht auf Arbeit in den Fabriken zog schon im 19. Jahrhundert viele Menschen vom Land in die Städte Zürich und Winterthur.

Durch die Vermischung der Menschen glichen sich auch die Dialekte an: Regionale Eigenheiten wurden abgeschwächt oder verschwanden ganz.

«Musueli» und «Müllerblüemli»

Typisch für die Zürcher Mundart sind Wörter wie «Chrottepösche» für den Löwenzahn, «Zältli» für das Bonbon oder «Bütschgi» für das Kerngehäuse des Apfels. Die beiden letzteren haben sich allerdings in den letzten Jahrzehnten auch auf benachbarte Dialekte ausgebreitet.

Mindestens ältere Zürcherinnen und Zürcher dürfte man auch daran erkennen, dass sie den Estrich «Winde» nennen, das Gänseblümchen «Müllerblüemli» und das Lesen von Weintrauben «wüme». Andere alte zürcherische Ausdrücke wie «Musueli» (Esslätzchen) oder «Hèrdöpfeltampf» (Kartoffelstock) sind hingegen wohl kaum mehr zu hören.

Der «Züri-Sound»

Einfacher als an den Wörtern ist Zürichdeutsch am Klang zu erkennen. Den «Züri-Sound» macht eine Kombination aus verschiedenen grossräumigen Varianten aus. Wenn jemand sagt: «Èèr hät nanig Ziit», dann kann man fast mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Person Zürcher Dialekt spricht.

«Èèr» und «hät» hört man zwar auch in anderen Dialekten, aber nur im Kanton Zürich beides zusammen. Auch «nanig», «namal», «na» mit «a» statt «o» ist ausschliesslich im Zürichdeutschen zu hören.

Oberland: «Johr» und «Zit» statt «Jahr» und «Ziit»

In einem grossen Teil des Kantons Zürich wird praktisch dieselbe Mundart gesprochen. Aber neben dem Norden gibt es auch im Osten gibt zwei Regionen, deren Dialekt sich vom restlichen Zürichdeutschen unterscheidet – wenn auch nur in Nuancen.

Im Zürcher Oberland wurden wie in der Nordwest- und der Nordostschweiz die langen «aa» zu «oo»: «Straass» wurde zu «Strooss», «Jahr» zu «Johr», «Aabig» zu «Oobig».

Eine Karte des Kantons Zürich. Das Zürcher Oberland im Südosten ist farblich abgesetzt.
Legende: Das lange «aa» wurde im Zürcher Oberland zu «oo». SRF

Ein weiteres Merkmal des Zürcher Oberländer Dialekts ist die Kürzung von Vokalen vor «t» und «z»: Wie im Westen der Deutschschweiz sowie in den Kantonen St. Gallen und Graubünden sagt man im Oberland «Zit», «rite» oder «Chrüz» statt wie im Rest des Kantons «Ziit», «riite» und «Chrüüz».

Allerdings sind diese Oberländer Besonderheiten bei jüngeren Sprecherinnen und Sprechern seltener mehr zu hören – der «Grosszürcher» Klang breitet sich aus.

Winterthur: «Wèèr niid säit isch gschiid!»

Ähnlich tönt es in Winterthur und Umgebung: Auch dort gibt es zwar noch einige regionale Dialektmerkmale – das bekannteste hat sogar einen eigenen Spruch bekommen: «Wèèr niid säit isch gschiid, wèèr nööd säit isch blööd.»

Eine Karte des Kantons Zürich. Der nordöstliche Teil um Winterthur ist farblich abgesetzt.
Legende: Im Nordosten sagt man traditionell «niid» statt «nööd». SRF

Aber auch dieses Merkmal ist nicht mehr so deutlich - «nööd» ist auch in Winterthur und Umgebung viel zu hören (was die Leute dort noch lange nicht «blööd» macht).

Im Kanton Zürich ist exemplarisch zu sehen, wie eine hohe Mobilität der Bevölkerung über viele Jahrzehnte hinweg dazu führen kann, dass sich die regionalen Dialekte stark vereinheitlichen.

Radio SRF 1, «Dini Mundart», 16.8.2024, 09:40 Uhr

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