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Herkunft von Bergnamen Wie Rigi, Jungfrau und Pilatus zu ihrem Namen kamen

Die Rigi ist nicht königlich, der Name Pilatus stammt nicht aus der Bibel und der Titlis hat nichts mit Brüsten zu tun. Die Namen unserer Berge werden häufig falsch gedeutet. Die SRF-Mundartexperten klären auf.

Es gibt tolle Geschichten, wie Berge zu ihren Namen kamen. Zum Beispiel erzählt man sich, dass in einem heute verlandeten See auf dem Pilatus der römische Statthalter Pontius Pilatus begraben liege. Nur sind viele Geschichten, so auch diese, eine Mär.

Aussergewöhnlich an Bergnamen ist, dass sie verhältnismässig jung sind. «Man könnte meinen, sie seien ebenso alt wie Flussnamen», sagt SRF-Mundartredaktor Markus Gasser. «Dem ist aber häufig nicht so.» Lange interessierten sich die Menschen viel eher für die Alpweiden, die sie bewirtschafteten mussten, als für die Gipfel selbst. «Die Namen vieler Berge sind deshalb erst im 19. Jahrhundert entstanden, als man Berggipfel besteigen und sie kartografieren wollte.»

Dufourspitze und Dom: Namen für spezielle Leistungen

Die zwei höchsten Schweizer Berge stehen im Wallis: die Dufourspitze sowie der Dom. Ihre Namen beziehen sich auf Personen. «Das war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Benennungsmotiv», sagt Markus Gasser. Die Dufourspitze ging auf den General Guillaume Henri Dufour zurück, der auch Kartografe und Mitbegründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz war.

Der Dom wurde nach dem Walliser Domherrn und Kartografen Josef Anton Berchtold benannt. Zu ihren Ehren wurden die alten Namen Gornerhorn (für die Dufourspitze) und Festihorn (für den Dom) fallen gelassen.

Jungfrau: Eine Alp im Besitz von Klosterfrauen

Häufig wurde der Name einer bewirtschafteten Alpwiese auf den Gipfel übertragen. Die Jungfrau im Berner Oberland hat ihren Namen von der Alp Jungfrauenberg bei Wengen. Sie gehörte von 1257 bis 1484, also im Spätmittelalter, den Augustinerinnen im Kloster Interlaken. Es ist nicht klar, ob sich der Begriff «Jungfrau» auf die Jungfrau Maria bezieht oder ein Übername für die Nonnen war. Auch das Matterhorn setzt nicht etwa einer Persönlichkeit namens Matter ein Denkmal, sondern der Alp unter dem Horn. Diese Alp – oder eben Matte – gab auch dem Dorf den Namen: Zer-Matt bedeutet soviel wie «bei der Matte».

Der Titlis gehörte einem Dieto oder Tuto

Der Name Titlis kommt wohl von Tutilinesberc «die Alp von Tutilin» und geht vom Personennamen Dieto oder Tuto aus. Auf mittelalterliche Besitzernamen gehen auch Säntis (romanischer Name Sambutinus) und Bernina (Name Bernin) zurück. Wer hinter diesen Namen steckt, weiss man nicht.

Rund um die Alpen: Die Sommerserie der SRF-Mundartredaktion

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Mit Sprache bilden die Menschen die Welt um sich herum ab. Das zeigen die Alpenregion, ihre Bewohnerinnen und Bewohner und deren Lebensweise ideal. Viele Begriffe aus den Bergen haben ihren Ursprung im Steinigen, Abgelegenen und in den entsprechenden klimatischen Bedingungen. Zahlreiche Sagenfiguren sind hier entstanden.

Die Mundartredaktion von Radio SRF macht im Sommer 2020 einen mundartlichen Rundgang um Bergnamen und -dialekte, Sennereien und Gerichte sowie zu Familiennamen aus dem Alpenraum.

Rigi und Pilatus: Die Form gibt den Namen vor

Die Rigi in der Zentralschweiz, die auch «Königin der Berge» genannt wird, hat ihren Namen schon seit dem frühen Mittelalter. Die Bezeichnung kommt aber nicht etwa vom lateinischen «regina» (Königin), sondern vom althochdeutschen «rîga», was Linie oder Reihe bedeutet und auf die streifenartige Struktur des Bergs verweist.

So hat auch der Pilatus in der Zentralschweiz nichts mit dem Pilatus aus dem Neuen Testament zu tun. Der Begriff stammt ganz lapidar vom lateinischen «pilat» und bezeichnet Säulen oder Pfeiler.

Bei der Namensgebung von Bergen war häufig auch die Sicht der Alphirten auf den Gipfel entscheidend. Der höchste Gipfel der Glarner Alpen, der bis heute schwer zugängliche Tödi, erschien ihnen als eine Öde oder ein unproduktives Gebiet. Daraus leitet sich der Name ab.

Auch bei der Namensgebung der Kaiseregg im Kanton Freiburg hatten eher Hirten als Herrscher ihre Hände im Spiel. Ursprünglich hiess die Kaiseregg nämlich Geisser-Egg.

Alle Radio-Beiträge zur SRF-Mundart-Serie rund um die Alpen

Radio SRF 1, 6.7. bis 14.8.2020, Mo-Fr 9.40 Uhr

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