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Wie Zürich zu seinem Namen kam
Aus Audio SRF 1 vom 08.02.2024. Bild: Baugeschichtliches Archiv
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Keltischer Ortsname So kam Zürich zu seinem Namen

Zum Namen Zürich wurden früher wilde Spekulationen angestellt. Heute ist klar: Der Ortsname ist ziemlich banal. Doch was steckt wirklich alles im Namen Zürich?

Ursprünglich ist Zürich ein keltischer Name. Die Urform dürfte «Turicon» oder ähnlich gelautet haben. Im zweiten Teil des Namens steckt mit grosser Sicherheit die keltische Ortsnamen-Endung «-icon».

Für den ersten Teil von «Turicon» gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder findet sich darin der keltische Personenname «Tūros» – dann wäre Zürich ursprünglich als «Siedlung des Tūros» benannt worden. Oder aber im ersten Namensteil steckt der keltische Gewässername «Tura» oder «Turos». Dann würde sich der Name wohl auf die Lage an einem früheren Seitenarm der Sihl beziehen, der von den Kelten «Tura» beziehungsweise «Turos» genannt worden wäre.

So deutete man den Namen Zürich früher

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Legende: Die Tiguriner unter Divico nach dem Sieg gegen die Römer auf einem Gemälde von 1858. Marc-Charles-Gabriel Gleyre (1858)

Wie deutete man den Namen Zürich im 15. Jahrhundert?

In der Renaissance besann man sich in Europa auf seine antiken Wurzeln und versuchte dabei erstmals, die ursprüngliche Bedeutung von Ortsnamen zu verstehen.

Die alten, lateinischen Namensbelege für Zürich, die zur damaligen Zeit bekannt waren, lauteten «Turegum». Das deutete man als lateinisches «duorum regum», als «Stadt zweier Könige», weil Zürich im Frühmittelalter an der Grenze zwischen den Königreichen Arelat und Schwaben gelegen hatte.

Was sah man im 16. Jahrhundert im Namen Zürich?

Eine neue Deutung kam auf, als die Schriften des römischen Kaisers Julius Caesar über den Gallischen Krieg («De bello Gallico») wiederentdeckt wurden. Darin war vom keltischen Stamm der Tiguriner (lateinisch «Tigurini») die Rede.

Die Tiguriner und ihr Anführer Divico wurden in der frühneuzeitlichen Eidgenossenschaft zu Identifikationsfiguren, die zeitweise gar mit der Figur Wilhelm Tell konkurrierten.

Aufgrund der Ähnlichkeit von «Turegum» und «Tigurini» deuteten Historiker und Kartografen Zürich als Siedlung der Tiguriner.

Diese beiden und weitere frühere Deutungen sind aufgrund der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht haltbar.

Wie lässt sich das nachvollziehen?

Die Namenforschung stützt sich auf alte Belege eines Namens und auf Vergleiche mit ähnlichen Namen. Entscheidend für die Deutung des Ortsnamens Zürich ist die Entdeckung eines Grabsteins aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., auf dem Zürich auf Lateinisch als «sta(tionis) Turicen(sis)» erwähnt wird. Daraus kann die latinisierte Namensform «Turicum» erschlossen werden und entsprechend die keltische Urform «Turicon».

Grabstein mit der ältesten Erwähnung der Stadt Zürich.
Legende: «Sta(tionis) Turicen(sis)» Die älteste bekannte Nennung von Zürich. Imago/imagebroker

Die Endung «-icon» findet sich auch in anderen keltischen Gründungen wie Aventicum. Sowohl der keltische Gewässername «Tura/Turos» (vgl. die Thur) als auch der keltische Personenname «Tūros» (z. B. im antiken spanischen Ortsnamen «Turobriga») sind anderswo ebenfalls belegt. Ausserdem legen archäologische Funde eine Gründung in spätkeltischer Zeit nahe.

Wie aus «Turicon» später «Züri(ch)» wurde

Wie alle anderen Wörter unterliegen auch Ortsnamen den Gesetzen des Sprachwandels. Die Römer latinisierten den ursprünglich keltischen Namen «Turicon» zu «Turicum».

Einen weiteren Sprachwechsel gab es, als die deutschsprachigen Alemannen im Frühmittelalter Zürich besiedelten. Da sich in der deutschen Sprache der Laut «t» zu «z» wurde (vgl. engl. «two» vs. dt. «zwei») und «c» zu «ch» (vgl. engl. «make» vs. dt. «machen»), wurde «Turic(um)» zu «Zurich», später unter Einfluss des «i» in der zweiten Silbe zu «Zürich».

Das Fehlen des «-ch» in der heutigen Mundartform «Züri» ist der Sprachökonomie, also vereinfacht gesagt der Sprechfaulheit geschuldet.

Radio SRF 1, «Dini Mundart», 8.2.2024, 09:40 Uhr

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