Wenn AdA ihr DB, ihre HG oder sogar ihren TAZ verlieren, heisst es: SBG – SKA. Es scheint manchmal, die Sprache der Schweizer Armee bestehe hauptsächlich aus Abkürzungen. Tatsächlich ist die Abkürzungsdichte im Militärjargon besonders hoch. Und das ist überhaupt nichts Neues.
Kürzel | Bedeutung |
AdA | Angehörige der Armee |
DB | Dienstbüchlein |
HG | Handgranate |
TAZ | Tarn-Anzug |
SBG – SKA | suchen bis gefunden – sonst kein Ausgang |
Schon in der Antike verwendeten römische Legionen Abkürzungen auf ihren Signae (eine Art Standarten). So trugen sie etwas das römische Siegel «S.P.Q.R» ins Feld: «Senatus Populusque Romanus», 'der Senat und das Volk Roms'.
Oder «LEG XIV G M V» für «14. Legion Gemina Martia Victrix». Diese Abkürzungen hatten allerdings keinen militärischen Zweck – die ausgeschriebenen Texte hätten auf den Signae schlicht keinen Platz gehabt.
Bürokratisierung bringt Abkürzungen
So richtig zahlreich wurden spezifisch militärische Abkürzungen aber erst im 18. und 19. Jahrhundert, als Preussen, Österreich-Ungarn oder Frankreich grosse stehende Heere aufstellten. Die komplexen militärischen Strukturen erforderten eine gut organisierte Verwaltung. Und im Zuge dieser «Bürokratisierung» des Militärwesens kamen immer mehr Abkürzungen auf.
Ein Grund dafür war wie schon auf den römischen Signae die Platzersparnis: Durch die Abkürzung häufiger Wörter konnten und können Verwaltungsdokumente wie Briefe oder Berichte deutlich knapper gehalten werden. Das betrifft natürlich bei weitem nicht nur die militärische Verwaltungssprache, sondern die Verwaltungssprache ganz allgemein.
Effizient und präzis
Ein zweiter Grund waren neue Kommunikationstechnologien, die im 19. Jahrhundert aufkamen und von den Streitkräften rege genutzt wurden: Telegraf und Morsen. Auch dort war Kürze und Effizienz gefragt. So wurden etwa militärische Grade (Rekr, Sdt, Lt, Hptm, Brig, Div) oder Teileinheiten (Zg, Kp, Bat, Reg, Brig, Div) abgekürzt.
Und Effizienz ist auch heute, im 21. Jahrhundert noch zentral. Laut dem Armeesprecher Stefan Hofer ermöglichen Abkürzungen «eine schnelle und präzise Kommunikation, besonders im militärischen Alltag, wo kurze, eindeutige Befehle und Meldungen nötig sind».
Soldaten werden kreativ
Mittlerweile haben die Abkürzungen im Militär allerdings ein Ausmass erreicht, das nicht mehr alleine mit Verwaltung und Effizienz erklärt werden kann. Das Abkürzen vieler Begriffe wurde im 20. Jahrhundert zum Merkmal des Militärjargons – des offiziellen, aber auch des inoffiziellen.
Die Soldatinnen und Soldaten nehmen in ihrer Umgangssprache die Liebe der Armeeorganisation zu Abkürzungen ironisch auf und deutet bestehende Abkürzungen um (VBA, eigentlich «Verbandsausbildung», inoffiziell «Versuch, beschäftigt auszusehen») und kreieren vor allem hunderte eigene Kurzwörter und Abkürzungen, zum Beispiel FouFou, Zwipf, TAB, SABTA oder CBA.
Kürzel | Bedeutung |
FouFou | Fourier |
Zwipf | Zwischenverpflegung |
TAB | Tagesabschluss-Bier |
SABTA | souveränes Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit |
CBA | chillen bis ausgeruht |
Ursprünglich eingeführt, um Platz zu sparen, sind Abkürzungen im Militär heute nicht mehr wegzudenken. Und solange neue Rekrutinnen und Rekruten einrücken, werden immer wieder neue kA (kreative Abkürzungen) hinzukommen.