Lonely planet – erfolgreich verhört
Die Verhörer, um die es hier geht, gibt es überall, wo es Kommunikation gibt. Sie bleiben in der Regel individuell und vergehen rasch wieder.
Eine Ausnahme ist der Lonely Planet. Gemäss Selbstdeklaration des riesigen Reisebuchverlages hatte sein Initiant Tony Wheeler in Joe Cockers Lied «Space Captain» den Ausdruck «lonely planet» verstanden. Er hat dies 1972 als Name für die Buchreihe übernommen. In Wirklichkeit singt Cocker aber von einem «lovely planet», also einem reizenden und nicht einem einsamen Planeten.
Missverstandene Liedtexte
Der deutsche Erfolgsautor Axel Hacke entwickelte eine regelrechte Leidenschaft für Verhörer. Sein «kleines Handbuch des Verhörens» mutierte nach Veröffentlichung 2004 zum Bestseller und er gründete eine Plattform für skurrile Verhörer. Seine Faszination für Verhörer begann mit einer falsch verstandenen Textzeile im Abendlied von Matthias Claudius «Der Mond ist aufgegangen». Aus dem missverstandenen Vers «der weisse Nebel wunderbar» wurde «der weisse Neger Wumbaba».
Agathe-Bauer-Songs
In den 2000er-Jahren öffnete eine deutsche Radiohörerin die Büchse der Pandora. Sie wünschte, am Sender den «Agathe-Bauer-Song» zu hören. Dieser kristallisierte sich als «I got the power» von Snap heraus. Unterstützt von Multiplikator Stefan Raab wurde das Hörfehler-Phänomen im deutschsprachigen Raum wuchtig bis lawinös.
Viele elektronische Medien schufen ihre Agathe-Bauer-, Anneliese-Braun- oder Oma-fiel-ins-Klo-Rubriken. Online gab es Berge von Video- und Audiozusammenstellungen.
Oma fiel ins Klo statt «All My Feelings Grow»
Zahnweh statt «Zombie»
Da vorn links statt «the phone rings»
Obamas Elf statt «All By Myself»
Die meisten dieser Verhörer sind sogenannte Soramimis, Falschhörer in fremden Sprachen. Das japanische Soramimi heisst wörtlich «Luft-Ohr» und steht für «schlechtes Hören, Taubheit». Dass hier häufig englische Lieder vorkommen, hängt mit dem Verhältnis von Deutschsprachigen zu Englisch zusammen. Viele verstehen ein bisschen, aber halt oft nicht alles. Und Englisch ist in der Musik extrem präsent und wichtig.
Interessant sind aber auch sogenannte Mondegreens, Verhörer in der Muttersprache. Sie haben ihren Namen von der Ballade eines erschlagenen schottischen Earl, «and Lady Mondegreen». In Wirklichkeit hiess es aber: «and laid him on the green» (legte ihn ins Gras).
Das Mondegreen-Phänomen kennen viele aus der Kindheit, als man unverständlichen Gedichten, Liedern oder Gebeten einen Sinn zu geben versuchte – oft eben mehr mit Raten als mit Wissen. So wie im Lied ««Stille Nacht». Da verstehen viele «Owi lacht». Aber wer ist Owi?
«Genial originell», bezeichnet dies Autor Axel Hauke, «besser als die Originaltexte».
Strebergarten, Tartarbahn oder kastrierte Hemden
Bestimmt haben Sie sich auch schon verhört, wie SRF 1-Hörerin Lotti Moser-Lauper. Sie verleiht der Sportart Synchronschwimmen mit Syndromschwimmen eine skurrile Note. Oder jener Facebook-User, der folgendes Mondegreen gepostet hat: «Im Bischtau ga mäie» heisst eigentlich «im Spitau ga näie».
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