Musikerinnen und Musiker sind nach der Pandemie zurück auf der Bühne und in den Konzertsälen. Sei es im Bereich Rock, Pop, Jazz, Blasmusik oder Klassik.
Anstieg der Gesuche
In den letzten Jahren sei die Anzahl der Gesuche für Fördergelder stark angestiegen, sagt Fabienne Schmuki. Für die Kulturvermittlerin und Geschäftsführerin der Musikagentur «Irascible Music» gibt es dafür zwei Gründe. Das Beantragen von Fördergeldern sei im Vergleich zu früher sehr niederschwellig geworden. Weiter habe die Pandemie viele Musiker in eine prekäre finanzielle Lage gebracht: «Die Einkommenslücken werden unter anderem mit Fördergeldern gestopft.»
Gemeinden fördern Musik stark
Nur: Der Fördertopf ist in etwa gleich geblieben. Die Musikförderung in der Schweiz ist stark föderal geprägt. Die öffentlichen Kulturausgaben beliefen sich 2020 auf knapp drei Milliarden Franken. Am meisten investieren die Gemeinden in die Kultur, gefolgt von den Kantonen und schliesslich dem Bund. Gerade im Bereich Musik und Theater haben die Gemeinden bei der Förderung die Nase vorne. Sie fördern die Musik und das Theater am stärksten mit jährlich 467 Millionen Franken. (Quelle: Bundesamt für Statistik)
Viele Fördertöpfe
Neben der öffentlichen Hand fördern aber auch Private, Stiftungen, Firmen oder zum Beispiel die Interkantonale Landeslotterie Swisslos Musikerinnen und Musiker. Eine Unterstützung kann so aussehen, dass die lokale Firma dem örtlichen Blasmusikverein die Uniformen finanziert. Oder wie im Fall von Jonas Erni, dass Private einspringen. Jonas Erni ist Geiger beim Luzerner Sinfonieorchester. Der Kauf einer guten und teuren Geige sei dank seinen Eltern und anderen Privatpersonen möglich geworden. «Ohne gute Geige hat man bei Bewerbungen keine guten Chancen.» Es gebe auch Privatpersonen, die ein teures Instrument als Investitionsobjekt kaufen und dieses an junge Musiker ausleihen. Eine schweizweite Übersicht, wieviel Geld aus den verschiedenen Töpfen fliesst, fehlt.
Kritik an der Verteilung der Gelder
Seit Jahren sorgt die Verteilung der Gelder für Kritik. Zum Beispiel von Pius Knüsel. Er war zehn Jahre lang Direktor der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, einer Förderinstitution des Bundes für Schweizer Kunst und Kultur. Für Pius Knüsel ist klar: Der grosse Teil der Gelder fliesse in die grossen Institutionen, zum Beispiel das Zürcher Opernhaus. Die Kleinkünstlerinnen und Kleinkünstler kämen zu kurz. (Quelle: SRF, «10vor10»)
Digitalisierung verändert vieles
Schweizerinnen und Schweizer seien sehr gute Kunden bei Streaming-Plattformen, stellt Sandra Tinner von der Schweizer Musikförderung fest. Umgekehrt sei die Schweizer Musik wenig sichtbar auf diesen Plattformen. Die Playlists werden von einer Person kuratiert. Im Falle der meistbenutzten Plattform Spotify «sitzt eine Person in Deutschland, die nicht wahnsinnig interessiert ist am Schweizer Markt». Dabei gehe auch vergessen, dass die Schweiz viersprachig ist. Deshalb sei die Sichtbarkeit von Schweizer Musik auf der Plattform gering.