Livekonzerte mit viel Publikum und toller Stimmung: darauf muss die Schweiz bereits seit einer Weile verzichten. Seit rund eineinhalb Jahren können keine Openairs und grossen Konzerte mehr stattfinden.
Nicht nur das Publikum leidet darunter, sondern natürlich auch Musikerinnen und Musiker, wie Seven. «Konzerte sind die Wirbelsäule der Musikbranche. Ohne sie geht es nicht», sagt der Luzerner Soul- und R'n'B-Sänger. Und obwohl für viele Leute mittlerweile ein Ende der Corona-Krise in Sicht ist, hält sich die Zuversicht in der Musikbranche in Grenzen.
Die Planungssicherheit fehlt
«Der Ottonormalverbraucher denkt sich vielleicht, dass die Situation langsam wieder besser wird. Aber man muss das Kleingedruckte lesen», sagt Seven, der eigentlich Jan Dettwyler heisst.
Noch immer bestimmen Abstandsregeln, nötige Covid-19-Tests und beschränkte Versammlungszahlen die Planung von Veranstaltungen. Unter diesen Umständen lässt sich gemäss dem Musiker kaum Geld verdienen. Besonders die Planungsunsicherheit mache der Branche zu schaffen.
Ähnlich sieht das Event-Veranstalterin Anina Ljaskowsky, Präsidentin der Winterthurer Musikfestwochen. «Die anfängliche Euphorie, zusammen zu stehen und solidarisch zu sein, haben auch wir gespürt.» Aber der eigentliche Kern der Musik, zusammen und live Musik zu erleben, fehle enorm. Und je länger er fehle, desto schwieriger werde es für die Musikbranche.
Musikbranche sucht nach Alternativen
An Kreativität und Engagement fehlt es nicht. «Wir haben uns Alternativen überlegt und versucht, das Loch zu stopfen», sagt Seven. Dazu gehören Streaming-Konzerte im Internet oder Ghostfestivals, also Veranstaltungen, die gar nicht stattfinden, wofür aber aus Solidarität Tickets gekauft werden können.
Es ist unser Job, in einer dunklen Situation ein Fenster zu sein, auch wenn es nur für ein paar Minuten ist.
Finanziell seien diese Alternativen nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber darum geht es gemäss dem Sänger gar nicht: «Künstlerinnen und Künstler sind in einer Krise auch dazu verpflichtet, zu geben. Es ist unser Job, in einer dunklen Situation ein Fenster zu sein, auch wenn es nur für ein paar Minuten ist.»
«Sonst müssten wir aufhören»
Von Musikerinnen und Veranstaltern sei so viel Flexibilität wie noch nie gefragt. «Wir haben die Hoffnung noch nicht verloren. Sonst müssten wir aufhören», sagt der Musiker. Ob es jemals so werde wie vor der Pandemie, könne aber niemand wissen.