Weihnachten ist für viele ein Höhepunkt. Für andere hingegen die schlimmste Zeit des Jahres. Gerade jene, die keine Familie haben, fühlen sich über die Festtage besonders einsam. Weshalb ist das Weihnachtsfest so mit Erwartungen überfrachtet? Warum überhäufen wir uns mit Geschenken und sind beleidigt, wenn wir nicht das Richtige kriegen? Und warum kommt es in vielen Familien ausgerechnet über die Festtage zum Streit? Sind wir überhaupt dazu verpflichtet, im Kreis der Familie zu feiern?
In der Sendung «Forum» diskutierten folgende Gäste mit Hörerinnen und Hörern:
- Barbara Bleisch . Die Philosophin hat das Buch «Warum wir den Eltern nichts schulden» geschrieben und plädiert für Weihnachten ohne Schuldgefühle.
- Kathrin Buholzer . Die Elterntrainerin hilft Familien, die Festtage ohne Nervenzusammenbruch zu überstehen.
- Lilian Senn . Stadtführerin für soziale Stadtrundgänge beim Strassenmagazin Surprise.
Hektik pur
Für viele beginnen die Weihnachten mit Stress. Am 24. Dezember noch rasch in die Stadt eilen, um die letzten Geschenke zu kaufen. Zuhause die Wohnung aufräumen, den Tisch vorbereiten – und schliesslich ab in die Küche und das Weihnachtsmenü kochen. Und kurz bevor die ersten Gäste kommen, das schöne Kleid und das weisse Hemd anziehen. Geschafft!
Der Abend bringt weiteren Stress: Haben wir noch genug Prosecco? Onkel Hans möchte lieber Weisswein. Der Bruder braucht noch ein Feuchttüchlein für den Kleinen. Und die beiden Neffen wollen unbedingt mit der Playstation spielen. Inzwischen muss der Braten dringend aus dem Ofen kommen, sonst wird er trocken.
Geschenkorgie
Nun haben die Neffen bereits die ersten Geschenke an sich gerissen – dabei wollten wir doch noch ein paar Weihnachtslieder singen. Bald heult die Tochter, weil sie nicht die Puppe bekommen hat, die sie sich wünschte. Und die Neffen streiten um die neue Plastikpistole. Onkel Hans macht dafür ein langes Gesicht, weil er den geschenkten Krimi schon gelesen hat.
Totale Erschöpfung
Erleichtert sinken wir aufs Sofa, als um Mitternacht endlich die letzten Gäste gegangen sind: Der grosse Familienstreit konnte vermieden werden. Und die Kinder haben sich dank der Extraportion Schoggiglacé beruhigt. Völlig erschöpft trinken wir noch einen Schnaps – das macht den Blick auf das Chaos aus zerrissenem Geschenkpapier am Boden und leeren Tellern auf dem Tisch erträglicher.
Vorfreude
Und doch möchten wir auch nächstes Jahr Weihnachten wieder mit der Familie verbringen. Die Familie ist eben doch für die meisten Menschen der Kern, um den sich das Leben dreht. Und die Festtage bieten Gelegenheit, Verwandte zu treffen, die man das ganze Jahr nicht gesehen hat. Und wenn die Kinder mit den neuen Spielsachen in der Hand mit strahlenden Augen dastehen, dann ist das eben auch Gold wert.