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Natur- vs. Klimaschutz Wie das Klima schützen – ohne die Landschaft zu verschandeln?

Um die Erderwärmung zu stoppen, sollen die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Es braucht also mehr Solaranlagen, Stauseen, Windparks. Doch müssen wir für die Energiewende unsere unverbauten Landschaften opfern?

So soll die Energiewende gelingen: Etwa mit konkreten Projekten wie jenem von Peter Bodenmann. Der ehemalige SP-Präsident möchte an einem Hang im Saflischtal im Oberwallis ein riesiges Solarfeld aufstellen. Fünf Quadratkilometer gross. Es soll dereinst zwei Terawattstunden Strom pro Jahr liefern. Dies entspricht der Strommenge des grössten Wasserkraftwerks der Schweiz.

Zielkonflikt

Das Oberwalliser Projekt zeigt jedoch gut den aktuellen Zielkonflikt auf: Auf der einen Seite müssen die Schweizer Energieversorgung und Wirtschaft von fossilen Brennstoffen loskommen und deshalb sollen die Wasserkraft, die Sonnen- und die Windenergie stärker genutzt werden. Auf der anderen Seite sind durch den Ausbau der Energieprojekte unverbaute Gewässer und Landschaften bedroht.

Stockende Energiewende

Bisher kommt die Energiewende nicht recht vom Fleck, weil viele Projekte durch Einsprachen blockiert werden: Anwohner stören sich am Blick auf Windturbinen; Umweltverbände beklagen den Verlust an Biodiversität durch überflutete Täler. Die verschiedenen Interessen stehen einander gegenüber: jenes an einer nachhaltigen Energieversorgung und jenes an intakten Landschaften und Gewässern. Bislang hat die Politik nicht priorisiert, entschieden wird von Projekt zu Projekt.

Geplante Initiative

Dies will nun eine Gruppierung rund um den Verband der Kleinwasserkraftwerke ändern: Sie plant, eine Initiative zu lancieren, die den Klimaschutz höher gewichtet als den Natur- und Landschaftsschutz. Konkret bedeutet dies, dass Energieprojekte auch in geschützten Landschaften möglich sein sollen. Diese Priorisierung sei nötig, um der Energiewende Schub zu verleihen und die Energieversorgung der Schweiz sicherzustellen.

Empörte Verbände

Doch diese Pläne kommen nicht überall gut an: Verschiedene Umwelt- und Naturschutzverbände reagieren empört. Dies sei der falsche Weg, denn es sei nicht nötig, die unverbauten Landschaften zu opfern, um die Energiewende zu schaffen. So sollten beispielsweise zuerst alle Dächer für Solaranlagen genutzt werden, bevor freie Flächen überbaut würden.

Gäste im «Forum»

Naturschutz oder Klimaschutz: Was ist höher zu gewichten? Diese Frage diskutieren am Donnerstag, 16. Juni, um 10 Uhr in der Livesendung «Forum» die folgenden Gäste:

Martin Bölli , Geschäftsführer von Swiss Small Hydro, des Verbands der Kleinwasserkraftwerke. Er will die Wasserkraft ausbauen – notfalls zulasten von Umweltauflagen.

Michael Casanova , Leiter Gewässerschutz und Energiepolitik bei Pro Natura. Er will die letzten Landschaftsperlen nicht opfern, sondern andere Lösungen finden.

Diese Sendung können Sie oben im Artikel nachhören.

Forum vom 16. Juni 2022, 10.00 Uhr

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