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Outdoor-Profis erzählen «Viele Tourengänger sind jetzt ohne Bergführer unterwegs»

April und Mai sind klassische Skitouren-Monate. Gleichzeitig beginnt im Flachland die Saison der Frühlingswanderungen. Nicht im Frühling 2020. Wegen dem Coronavirus bleiben auch die Outdoor-Profis zu Hause. Wir haben mit einem Bergführer, einer Outdoor-Journalistin und einem Wanderleiter gesprochen.

Bergführer und Bergretter Marcel Schenk

Marcel Schenk
Legende: Marcel Schenk: Bergführer / Bergretter und Technischer Leiter Bergschule Pontresina. ZVG

SRF: April und Mai sind klassische Skitouren-Monate – nun steht das Geschäft still. Was machen Sie zurzeit?

Ich bin zum Hausmann geworden und schaue zu unserer Tochter. Meine Frau arbeitet wieder in der Notaufnahme im Spital. Gleichzeitig erledige ich angefallene Büroarbeiten für die Bergsteigerschule und das Sportgeschäft, bei dem ich beteiligt bin.

Sie sind in Pontresina zu Hause. Wie sieht das öffentliche Leben im Engadin zurzeit aus?

Hier ist es wie ausgestorben. Keine Touristen, keine Gäste. In Pontresina ist wie überall alles geschlossen, das Dorf ist leer.

Wie sieht es in den Bergen aus? Herrscht dort auch Ruhe?

Nein. Leider nicht. Trotz des Aufrufs des Bundesrates, der Bergführer und auch des Schweizer Alpen-Clubs SAC zieht es viele Tourengänger in die Berge. Man sieht das hier gerade auch an den vielen Spuren im Schnee entlang der Passstrassen. Viele Gäste erklären nach einer Absage, sie würden nun halt allein auf die Tour gehen.

Viele Tourengänger machen ihre Touren jetzt einfach ohne Bergführer. Bei einem Bergunfall werden dann auch die Retter automatisch einem unnötigen Risiko ausgesetzt.
Autor: Marcel Schenk Bergführer und Bergretter

Gleichzeitig haben wir immer noch Bergrettungen mit zum Teil heiklen Situationen, bei denen auch die Bergretter automatisch einem zurzeit unnötigen Risiko ausgesetzt werden.

Buch-Tipp des Outdoor-Reporters

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Alpsteinkrimi-Trilogie: Doppelrolle, Doppelbindung und Doppelgott

Auf die Idee zu den Büchern kam der Autor Walter Burk als er selber im Alpstein unterwegs war. Auf der Terrasse einer Bergbeiz traf er einen Bekannten, der bei der Polizei arbeitet. Die Idee ist gefunden. Bruno Fässler, Chef der Appenzeller Kriminalpolizei, ermittelt im Alpstein.

Es geht um Mord, Bedrohung und Erpressung. Die Ermittlungen kommen ins Stocken, bis sich auch der passionierte Wanderer und Autor Roger Marty in die Fälle einmischt. Süffisant und kurzweilige Unterhaltung mit originalen Schauplätzen im Alpstein.

Wer die drei Bücher liest, wähnt sich schnell im Alpstein. Wer noch nie dort war, bekommt Lust auf eine Tour in den Alpstein. Nach der Corona-Krise, versteht sich.

Alpinistin und Bergjournalistin Natascha Knecht

Natscha Knecht
Legende: Natascha Knecht: Kolumnistin und Redaktionsleiterin BergLiebe. Thomas Senf

SRF: In diesen Tagen wären Sie in den Bergen – wo treffen wir Sie nun an?

Zu Hause im Homeoffice. Etwas, das ich als Journalistin immer wieder mal mache. Nur jetzt ist das Homeoffice von ganz oben verordnet und ich gehe auch an den Wochenenden nicht in die Berge. Alle Ski-Hochtouren für Mai habe ich abgesagt, da mir das Training fehlt.

Wie lenken Sie sich ab?

Ich gehe joggen. Das darf man ja noch. Weil ich nicht gerne auf Asphalt jogge, habe ich mir noch vor dem Lockdown ein neues Bike gekauft, mit dem ich bis zum Waldrand von Zürich fahren kann.

Wie stark vermissen Sie als aktive Person die Berge, das Aktivsein in der Natur?

Ich habe mich erwischt, wie ich mit dem Gedanken gespielt habe, mein Biwak-Zelt im Wohnzimmer aufzustellen.
Autor: Natascha Knecht Alpinistin und Bergjournalistin

Ich vermisse es sehr. In Gedanken habe ich mich dabei erwischt, wie ich mein Biwak-Zelt im Wohnzimmer aufstelle und mein Essen mit dem Gaskocher zubereite. Gleichzeitig öffne ich die Balkontüre, um die frische Luft zu geniessen. Um im Durchzug nicht krank zu werden, hätte ich die Balkontüre aber wahrscheinlich schnell wieder geschlossen.

Buch-Tipp des Outdoor-Reporters

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Wege zu Baumriesen: 20 Rundwanderungen zu alten Bäumen der Schweiz (WerdVerlag)

Ein handlicher Wanderführer im Taschenbuchformat. Auch für unterwegs. Beschreibt zwanzig Rundwanderungen zu eindrücklichen und imposanten Baumriesen in der ganzen Schweiz. Zu jedem Baum hat der Autor und Fotograf Michel Brunner auch die Geschichte oder Legende recherchiert. Zu den Texten findet man auch eine Karte mit der Wanderung und ein Höhenprofil. Beschrieben werden im Buch unter anderem die legendäre Linde von Linn im Kanton Aargau, die markanten Weidbuchen und alten Waldkieferbäume in Maienfeld oder die zum Teil bis hundert Jahre alten Eichen im Laufental.

Touren- und Outdoor-Eventanbieter Markus Isenmann

Markus Isenmann
Legende: Markus Isenmann: Eid. Dipl. Wander- und Schneeschuhwanderleiter FA. ZVG

SRF: Wie hart trifft Sie die jetzige Krise mit dem praktischen Berufsverbot?

Alle meine Aufträge sind abgesagt: Schneeschuhtouren und erste Geocaching-Schnitzeljagden. Ich sitze im Homeoffice, erledige Büroarbeiten und mache mir Sorgen um die Zukunft. Um das, was ich in den letzten über 15 Jahren aufgebaut habe.

Wie lenken Sie sich ab?

Es gibt in der Schweiz viele abgeschiedene Plätze, die man allein oder zu zweit besuchen kann. Als Wanderleiter kenne ich viele solche Plätze. Nur leider bringt mir das als Outdoor-Anbieter zurzeit nichts zum finanziellen Überleben.

Sie sind im Eigenthal in der Zentralschweiz zu Hause. Ausserhalb von Coronazeiten ein beliebtes Ausflugsziel. Wie still ist es zurzeit im Eigenthal?

An Sonntagen bei schönem Wetter ist das Eigenthal auch jetzt, zu Corona-Zeiten, stark frequentiert. Die Gefahr, sich jetzt in den Bergen zu verletzen und das Gesundheitswesen zusätzlich zu belasten, ist noch nicht bei allen angekommen.

Marcel Hähni

SRF-1-Outdoor-Reporter

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Marcel Hähni, Jahrgang 1970, ist Redaktor und Produzent bei Radio SRF 1 und ausgebildeter Wander- und Schneeschuh-Wanderleiter. Regelmässig berichtet er auf srf1.ch und am Radio über seine neusten Abenteuer und verrät Tipps und Tricks für die Outdoorwelt .

Und was ich als Outdoor-Reporter mache, wenn ich nicht nach draussen darf, sehen Sie in diesem Video:

Radio SRF 1, 14. April 9:20 Uhr

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