Bergführer und Bergretter Marcel Schenk
SRF: April und Mai sind klassische Skitouren-Monate – nun steht das Geschäft still. Was machen Sie zurzeit?
Ich bin zum Hausmann geworden und schaue zu unserer Tochter. Meine Frau arbeitet wieder in der Notaufnahme im Spital. Gleichzeitig erledige ich angefallene Büroarbeiten für die Bergsteigerschule und das Sportgeschäft, bei dem ich beteiligt bin.
Sie sind in Pontresina zu Hause. Wie sieht das öffentliche Leben im Engadin zurzeit aus?
Hier ist es wie ausgestorben. Keine Touristen, keine Gäste. In Pontresina ist wie überall alles geschlossen, das Dorf ist leer.
Wie sieht es in den Bergen aus? Herrscht dort auch Ruhe?
Nein. Leider nicht. Trotz des Aufrufs des Bundesrates, der Bergführer und auch des Schweizer Alpen-Clubs SAC zieht es viele Tourengänger in die Berge. Man sieht das hier gerade auch an den vielen Spuren im Schnee entlang der Passstrassen. Viele Gäste erklären nach einer Absage, sie würden nun halt allein auf die Tour gehen.
Viele Tourengänger machen ihre Touren jetzt einfach ohne Bergführer. Bei einem Bergunfall werden dann auch die Retter automatisch einem unnötigen Risiko ausgesetzt.
Gleichzeitig haben wir immer noch Bergrettungen mit zum Teil heiklen Situationen, bei denen auch die Bergretter automatisch einem zurzeit unnötigen Risiko ausgesetzt werden.
Alpinistin und Bergjournalistin Natascha Knecht
SRF: In diesen Tagen wären Sie in den Bergen – wo treffen wir Sie nun an?
Zu Hause im Homeoffice. Etwas, das ich als Journalistin immer wieder mal mache. Nur jetzt ist das Homeoffice von ganz oben verordnet und ich gehe auch an den Wochenenden nicht in die Berge. Alle Ski-Hochtouren für Mai habe ich abgesagt, da mir das Training fehlt.
Wie lenken Sie sich ab?
Ich gehe joggen. Das darf man ja noch. Weil ich nicht gerne auf Asphalt jogge, habe ich mir noch vor dem Lockdown ein neues Bike gekauft, mit dem ich bis zum Waldrand von Zürich fahren kann.
Wie stark vermissen Sie als aktive Person die Berge, das Aktivsein in der Natur?
Ich habe mich erwischt, wie ich mit dem Gedanken gespielt habe, mein Biwak-Zelt im Wohnzimmer aufzustellen.
Ich vermisse es sehr. In Gedanken habe ich mich dabei erwischt, wie ich mein Biwak-Zelt im Wohnzimmer aufstelle und mein Essen mit dem Gaskocher zubereite. Gleichzeitig öffne ich die Balkontüre, um die frische Luft zu geniessen. Um im Durchzug nicht krank zu werden, hätte ich die Balkontüre aber wahrscheinlich schnell wieder geschlossen.
Touren- und Outdoor-Eventanbieter Markus Isenmann
SRF: Wie hart trifft Sie die jetzige Krise mit dem praktischen Berufsverbot?
Alle meine Aufträge sind abgesagt: Schneeschuhtouren und erste Geocaching-Schnitzeljagden. Ich sitze im Homeoffice, erledige Büroarbeiten und mache mir Sorgen um die Zukunft. Um das, was ich in den letzten über 15 Jahren aufgebaut habe.
Wie lenken Sie sich ab?
Es gibt in der Schweiz viele abgeschiedene Plätze, die man allein oder zu zweit besuchen kann. Als Wanderleiter kenne ich viele solche Plätze. Nur leider bringt mir das als Outdoor-Anbieter zurzeit nichts zum finanziellen Überleben.
Sie sind im Eigenthal in der Zentralschweiz zu Hause. Ausserhalb von Coronazeiten ein beliebtes Ausflugsziel. Wie still ist es zurzeit im Eigenthal?
An Sonntagen bei schönem Wetter ist das Eigenthal auch jetzt, zu Corona-Zeiten, stark frequentiert. Die Gefahr, sich jetzt in den Bergen zu verletzen und das Gesundheitswesen zusätzlich zu belasten, ist noch nicht bei allen angekommen.
Und was ich als Outdoor-Reporter mache, wenn ich nicht nach draussen darf, sehen Sie in diesem Video: