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Patrick Karpiczenko «Ich war der erste Goof mit Handy im Dorf»

«Karpi» gilt als einer der kreativsten Köpfe der Schweiz – doch Patrick «Karpi» Karpiczenko ist mehr als ein neugieriger Tüftler. Er ist ebenso ein feinfühliger Beobachter und engagierter Familienvater. «Unsere Familie ist überschaubar», sagt Patrick Karpiczenko. Seine vierjährige Tochter soll es nicht besser oder schlechter haben als er.

Wenn man im Wörterbuch unter Einzelkind nachschaut, kommt mein Bild.
Autor: Patrick Karpiczenko Comedian, Autor, Filmemacher, KI-Dozent

Der Sohn einer Informatikerin und eines Musikers ist als Einzelkind auf dem Land in der Nähe von Bern aufgewachsen. Sozusagen als kleiner Prinz, dem die Welt offen stand. «Wenn man im Wörterbuch unter Einzelkind nachschaut, kommt mein Bild», meint Karpi lachend.

Aufgewachsen zwischen Informatik und Musik, arbeitet Karpi heute als Autor, Filmproduzent und Dozent für Künstliche Intelligenz. Sein Arbeitsplatz ist zu Hause, wo er zusammen mit seiner Lebenspartnerin Natascha eine Produktionsfirma führt. Er entwickelt Chatbots, digitale Doppelgänger und KI-generierte Videos. Viral ging jenes, das er für die SRF Late Night-Show «Deville» produziert hat. Inspiriert von Donald Trumps Antrittsrede nach seiner ersten Wahl zum US-Präsidenten.

Grundsätzlich gehöre die Wohnung, die auch Geschäftssitz ist, der Tochter. «Das Wohnzimmer haben wir komplett verloren. Die Küche auch», sagt Patrick Karpiczenko gelassen. Er und seine Partnerin hätten noch ihre eigenen Büros. «Die sind halbwegs sauber. Dort verziehen wir uns ab und zu zum Arbeiten», sagt einer, der ein gefragter Mann ist und acht verschiedenen Jobs nachgeht.

Karpi – ein Konglomerat seiner Eltern

Patrick Karpiczenko erntet, was er als Kind und Jugendlicher mithilfe seiner Eltern gesät hat. Seine Mutter Informatikerin, sein Vater Musiker. Die Wohnung sei voll mit Computern, Musikinstrumenten und Maschinen gewesen. «Ich war immer am Basteln und <Chüechle> und habe meine eigenen Sachen verfolgt.»

Ich glaube, ich war der Zeit voraus.
Autor: Patrick Karpiczenko Comedian, Autor, Filmemacher, KI-Dozent

Seine Eltern hätten ihn auch von einem vernünftigen Beruf abgehalten. Nach einem Besuch beim Berufsberater zog er in Betracht, Jus zu studieren. Die Mutter fand aber: Wenn er jetzt schon wisse, was er als Hobby machen will, könne er auch das machen. «Ich habe gewissermassen im Internet gelebt und war der erste «Goof» mit Handy im Dorf.» In der Schule habe er dafür kämpfen müssen, einen «Palm Pilot» mit ins Klassenzimmer zu nehmen. «Ich glaube, ich war der Zeit voraus.»

Wer als 12-Jähriger Roboter programmiert und zwei Jahre später an der Universität Zürich Programmier-Workshops besucht, gilt als Nerd oder Freak.

Narrenfreiheit sei wichtig, sagt Karpi. «Man muss die Leute einmal vor den Kopf stossen und dann lassen sie einen.» Seit der frühen Kindheit habe er Roboter gebaut und mit KI Sachen gemacht. Die Welt aber habe sich erst spät angefangen, dafür zu interessieren. «Die Blicke wurden immer glasig, wenn ich von KI gesprochen habe. Erst seit ChatGPT hören mir die Leute zu.»

Umfrage: Was haben Sie für ein Verhältnis zu KI?

Kleines ChatGPT-Experiment

Was antwortet Karpi auf eine Frage, die wir von ChatGPT formulieren liessen?

ChatGPT: Was möchtest du als Karpi jenseits von Klicks und viralen Videos hinterlassen?

Karpi: Es ist schön, wenn man Kultur machen und an ihr teilnehmen kann. Zum Beispiel sah ich beim Frauenmarsch Sätze auf Transparenten, die von mir kamen. Das ist schon noch gut. Leute, die mir Pointen zusenden, die ich meist schon vergessen habe, aber von mir stammen. Das streichelt das Ego und wenn das noch übrig bleibt, wenn ich weg bin, dann ist das schön.

Radio SRF 1, 04.05.2025, 10.00 Uhr

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