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Problematische Tierliebe Warum und wann Sie Wildtiere auf keinen Fall füttern sollten

Etwas zum Knabbern für das Eichhörnchen am Waldrand, Brotkrümmel für die Schwäne und Enten am See oder ein Häppchen für den Igel im Garten: Das ist erstens nicht nötig und zweitens verstösst es meist gegen das Gesetz.

Das Füttern von Wildtieren ist grundsätzlich verboten und unterliegt den Regeln eines Kantons. Im Kanton Luzern beispielsweise braucht es zum Füttern von Wildtieren eine Bewilligung, die kaum erteilt wird, sagt Marie-Louise Kieffer von der Umweltberatung Luzern.

Abgesehen davon mache das Füttern von Wildtieren überhaupt keinen Sinn. Wildtiere ernähren sich seit Millionen von Jahren selbstständig. Sie finden ihr artgerechtes Futter und sind bestens in der Lage, ohne menschliche Hilfe zu überleben.

Gut gemeint, aber gefährlich

Menschliche Nahrung ist zu salzig für wild lebende Tiere und daher oft ungesund. Die Tiere können übergewichtig werden und Diabetes oder Nierenprobleme entwickeln, weiss Marie-Louise Kieffer. Wenn an einer Stelle häufig gefüttert wird, finden sich die Tiere dort in unnatürlicher Dichte ein, was ausserdem schnell zur Übertragung von Krankheiten führen kann.

Das Füttern von Wildtieren hat auch einen Einfluss auf ihr Verhalten. Die Tiere verlieren nicht nur ihre natürliche Scheue. Es kann zu Futterneid kommen, bei dem sie aggressiv aufeinander losgehen.

Wildtiere im Siedlungsraum

Nicht selten tauchen Wildtiere auch im Siedlungsraum, in Dörfern und Städten auf. Dort werde es immer dann besonders heikel, wenn Menschen versuchen, mit diesen Tieren in Kontakt zu treten, sagt Wildtierbiologin Sandra Gloor. Insbesondere Füchse würden frech und aufdringlich und fordern das Futter regelrecht ein, wenn sie eine Verbindung zum Menschen hergestellt haben.

Fuchs auf nasser Strasse mit Autos im Hintergrund.
Legende: Wildtiere brauchen vor allem Raum, kein Futter. Keystone/Jörg Carstensen

Dies führe zu Konflikten und am Ende wird ein solcher Fuchs oft geschossen. Man erweise dem Tier somit einen Bärendienst. Wer Wildtiere respektiert, hält auch in der Stadt Distanz, so ihre Empfehlung. Besser als füttern sei, dafür zu sorgen, dass die Lebensräume für die Tiere stimmen. Man könne beispielsweise den Garten so pflegen, dass sie sich darin wohlfühlen. Igel beispielsweise schätzen reich gegliederte Gärten mit einer Vielfalt von Strukturen, die ihnen Unterschlupf und Nahrung bieten.

Richtigs Verhalten bei Wildtiersichtung

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Marie-Louise Kieffer von der Umweltberatung Luzern empfiehlt bei einer Wildtiersichtung, Abstand zu halten und die Begegnung still zu geniessen. Man solle ein wildes Tier so beobachten, dass es in seinem natürlichen Verhalten nicht gestört wird. Am besten mit einem Feldstecher, dann merken die Tiere oft gar nicht, dass sie beobachtet werden.

Ein Wildtier im Siedlungsraum gesehen, hier können Sie Ihre Beobachtung melden.

Wildtierfütterung – keine Regel ohne Ausnahme

Damit es kleine und magere Igel über den Winter schaffen, kann es sinnvoll sein, diesen Tieren zu helfen. Aber auch hier sollte man sich zuerst bei einer Fachstelle beraten lassen, ob eine Zufütterung wirklich nötig und sinnvoll ist.

Igel im Gras mit ausgestreckter Zunge.
Legende: Bevor Igel in den Winterschlaf gehen, sollten sie satt sein, damit sie die kalte Jahreszeit überleben. Keystone/Sebastian Kahnert

Für die meisten anderen Wildtiere wie Füchse, Dachse oder Marder gilt: In keinem Fall füttern, sie finden immer selbst genug.

Keine Outdoorfütterung der Haustiere

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Eine Hauskatze draussen zu füttern, sei keine gute Idee, sagt Wildtierbiologin Sandra Gloor.  Sobald man draussen füttert, realisieren dies Wildtiere und bedienten sich an den Futterstellen. Wenn Haus- und Wildtiere so nah zusammenkommen, sei das aus hygienischen Gründen und wegen möglicher Krankheitsübertragungen problematisch, so die Expertin.

Vögel füttern – wann ist es sinnvoll und wann verboten

Viele Menschen füttern Vögel auf dem Balkon oder im Garten. Eine Notwendigkeit dafür gibt es nicht, sagt Martina Schybli von der Vogelwarte Sempach: Kleinvögel, die in der Schweiz überwintern, kommen mit den hiesigen Bedingungen gut zurecht. Einzig bei harschen Bedingungen, einer geschlossenen Schneedecke beispielsweise, könne das Füttern eine Überlebenshilfe sein. Solange die Fütterung mit Mass und fachgerecht erfolgt und sich auf den Herbst und Winter beschränkt, sei nichts gegen eine Fütterung von Kleinvögeln einzuwenden.

Kleinvögel füttern aber richtig

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Kleinvögel an einer Futterstelle. Ein hängendes Rohr mit einer Öffnung.
Legende: IMAGO / imagebroker

Wenn im Herbst oder Winter Kleinvögel gefüttert werden, ist darauf zu achten, dass der Vogelkot nicht mit dem Futter in Berührung kommt. Das heisst, dass die Vögel nicht ins Futter stehen können.

Entscheidend ist das Futterhausmodell. Dieses sollte schmale Krippen oder Futteraufnahmestellen haben. Das Gemisch aus Futterresten und Kot unter dem Vogelhäuschen muss regelmässig entfernt werden, damit sich nicht andere Tierarten daran verköstigen.

Eine Ausnahme gibt es bei Greifvögeln und Eulen. Um solche Vögel zu füttern, brauche es in der Regel eine Bewilligung, sagt Schybli.

Auch wenn es viele Menschen tun – es gibt keine Notwendigkeit Wasservögel, wie Schwäne, Enten oder Möwen zu füttern. Sie kommen, wie alle Wildtiere, selber klar.

Radio SRF 1, Ratgeber, 10.9.2025, 11:00 Uhr

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