Jährlich werden rund zehn Zwischenfälle gemeldet, bei denen sich Wanderer und Herdenschutzhunde in die Quere kommen. In diesem Jahr sind es bis anhin deren fünf. «Das sind natürlich Einzelfälle, aber trotzdem müssen wir das Problem ernst nehmen und nach Lösungen suchen», sagt Daniel Mettler von der Fachstelle Herdenschutz.
Schweizer Pilotprojekt mit Lamas
Seit 2012 läuft unter der Leitung der Fachstelle ein Pilotprojekt, in dem der Herdenschutz mit Lamas getestet wird. Die südamerikanischen Tiere aus der Familie der Kameliden sind aufmerksam, neugierig und haben eine natürliche Abneigung gegen Hunde und Wölfe. Dass sie nicht fliehen, bremst den Jagdinstinkt der Raubtiere. In Australien etwa werden Lamas seit Jahren erfolgreich gegen Dingos eingesetzt.
Lamas sind ausserdem pflegegeleicht und genügsam: Sie brauchen kein Kraftfutter und fressen auch borstiges Gras, das die Schafe verschmähen. Sie sind daher günstiger im Unterhalt als Hunde, für die man Futter auf die Alp bringen muss.
Dominante Tiere in kleinen Herden
Handfeste Ergebnisse aus dem Schweizer Projekt gibt es zurzeit noch nicht. «Aber wir wissen zum Beispiel unterdessen, dass sich dominante Tiere besonders eignen», so Daniel Mettler. Ausserdem sei es wichtig, die Lamas gut in die Schafherde zu integrieren, damit sie sich für deren Sicherheit verantwortlich fühlen. Dies ist gemäss dem Fachmann in erster Linie bei kleinen Herden mit 20 bis 50 Tieren der Fall, wie wir sie im Voralpengebiet finden.
Das Lama wird den Herdenschutzhund also nicht ablösen. Aber gerade dort, wo die Gefahr durch den Wolf eher gering ist, könnten Lamas aufgrund ihrer Genügsamkeit eine gute Alternative sein, ist Mettler überzeugt: «Wir wollen jedenfalls auch in Zukunft geeignete Lamas an Orte vermitteln, wo sie ihre Schutzaufgaben wahrnehmen können.» Die Wanderer wirds freuen.