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Race Across America Vom Spitalbett ans härteste Fahrradrennen der Welt

Vor sechs Wochen lag Isa Pulver noch im Spital – heute startet sie zum härtesten Velorennen der Welt.

Die Schweizer Ultradistanz-Velofahrerin Isa Pulver (55) will es nochmal wissen. Zum vierten Mal bestreitet sie das härteste Velorennen der Welt. Race Across America heisst in neun Tagen von der West- zur Ostküste.

Karte der Route von der amerikanischen West- zur Ostküste.
Legende: In 9 Tagen fährt Isa Pulver von Oceanside Harbour in Kalifornien nach Atlantic City im Bundesstaat New Jersey. www.raamrace.org

Das sind rund 5'000 Kilometer, praktisch ohne Schlaf. Zweimal hat Isa Pulver das Rennen gewonnen. Dabei hat sie sogar die Männer hinter sich gelassen.

Viel Vorbereitung für ein extremes Rennen

Isa Pulver sagt: «Je öfter man an einem solchen Rennen teilnimmt, je besser kennt das der Körper und je schneller kann er sich auf die extreme Situation einstellen». Trotzdem braucht es sehr viel Training, um am härtesten Velorennen der Welt teilzunehmen. Das heisst, 300 bis 400 Kilometer pedalen in einem einzigen Velo-Training.

Hinzu kommen Kraft- und Mentaltraining, sowie Stabilisations-Training. Das sogenannte «Stabi-Training» konzentriert sich auf die Stärkung der Muskulatur, die für die Stabilisierung der Gelenke und die Aufrechterhaltung der Körperhaltung verantwortlich ist.

22 Stunden pedalen – 2 Stunden Schlaf

Isa Pulver fährt jeweils allein. Eine gute Crew im Rücken zu haben, sei jedoch das A und O sagt die 55-Jährige kurz vor dem Rennen. Leute, die sie nicht vom Rad holen, wenn sie sagt, dass sie fast einschlafe und stattdessen zu Strategien greifen, um sie wach zu halten.

Isa Pulver auf dem Velo wird von einem Helfer angefeuert.
Legende: Ein 9-köpfiges Team begleitet Isa Pulver beim Race Across America. SRF Screen

«Sie spielen mit mir ABC SRF 3, sie geben mir eine Zahnbürste in den Mund oder sie lassen die richtigen Lieder von Trauffer laufen». Das seien die Momente, wo es im Hirn wieder «klick» mache, sie wieder wach sei und weiterfahren könne.

Je länger das Rennen dauert, desto wichtiger sei ein gutes Team. «Ich muss mich blind auf sie verlassen können. Sie sind meine Lebensversicherung.» Alle müssten hinter ihr und dem Projekt stehen, sagt die Ultradistanz-Velofahrerin.

«Wenn du in ihre Augen schauen kannst und alle Augen sagen: Du bist auf einem guten Weg», dann verleihe ihr das Flügel. Würde sie Fragezeichen in ihren Augen sehen, seien die Fragezeichen mit auf dem Velo, meint Isa Pulver. «Dann hast du den Flow nicht mehr». Deshalb sei es extrem wichtig, Leute zu rekrutieren, die hinter einem so extremen Abenteuer stehen und sie unterstützen.

Trauffer – der Motor für Isa Pulver

Was Isa Pulver auf der rund 5'000 Kilometer langen Strecke durch den Kopf geht, weiss nur sie. Das sei schwierig zu sagen, meint sie. Teilweise viel und teilweise brauche sie einfach die richtige Musik im Ohr.

«Am liebsten singe ich von der West- zur Ostküste meine Trauffer-Lieder. Je lauter ich singe, je mehr bewege ich den Mund und je wacher bin ich und je schneller fährt es.»

Vor sechs Wochen noch im Spital

Gerne würde Isa Pulver an ihrem Erfolg von 2023 andocken. Frauen und Männer hinter sich lassen und auf den ersten Platz fahren. Für die Extremsportlerin hiesse das, den Geschwindigkeitsschnitt von 2023 halten oder noch ein «Mü» schneller fahren.

Der Optimismus dieser Frau, die vor einigen Jahren eine Hirnblutung und vor sechs Wochen einen Autounfall hatte, ist beeindruckend. «Ich bin von einem Auto abgeschossen worden. Dabei habe ich mir das Brustbein verletzt», sagt Pulver. Der Unfall habe sie ausgebremst und sie konnte das Vorbereitungsrennen nicht fahren.

Trotzdem sei sie relativ schnell wieder auf dem Velo gesessen und konnte Trainings absolvieren. Nach nur 6 Wochen startete Isa Pulver am «Race Across America» Wie es am Renntag herauskomme, wisse man nicht, aber «wenn ich es nicht probiere, gibt es keine Antwort. Ich bin neugierig und will es wissen».

Radio SRF 1, 10.05.2025, 07:20 Uhr

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