«Die kulinarische Kultur Islands grenzt besonders für Vegetarier an Folter», sagt Andreas Thiel. Also seien er und seine Frau stets zum Inder gegangen oder hätten zuhause selber indisch gekocht. Als es seiner Frau nach zwei Jahren im Norden dann im Winter auch zu kalt und zu dunkel geworden sei, hätten sie mit Indien ihre nächste Destination bestimmt. «Es war auch ein kulinarischer Entscheid», sagt Thiel, der seiner Frau überallhin gefolgt wäre – ausser in die Schweiz. Der Kolumnist und Satiriker ist nicht einverstanden mit den vielen Geboten, Gebühren und Regeln.
«Die grösste Kloake der Welt»
In Indien angekommen, machen sich AndreasThiel und seine Frau auf die Suche nach einer Bleibe. Bald aber merken sie, dass ein eigenes Haus gar keine gute Idee ist. «Indien ist so dicht besiedelt, dass es keinen freien Raum gibt und man seinen Lebensraum stets verteidigen muss.» Mit einer Mauer und Wächtern schütze man als Europäer sein Anwesen vor unliebsamen Gästen.
Also entscheidet sich Andreas Thiel für ein spontanes Leben mit vielen Freiheiten. «In Indien ist es sehr einfach zu reisen und wir wechseln häufig die Orte», erzählt er. Weil seine Frau Yogalehrerin ist, verbringen sie viel Zeit in buddhistischen Klostern und mit Meditation. Den letzten Sommer verbrachten die beiden im indischen Himalaya bei Nordladakh, nahe der chinesischen Grenze. Wir bewegten uns auf einer Höhe von 4000 bis 6000 Meter. «Freiheit erfordert aber auch viel Flexibilität», sagt Thiel. Denn viel laufe nicht so, wie man es sich vorgestellt habe.
Leben wie ein Söldnerheer
«Das Schöne an Indien ist, dass man jedes Zeitalter der Menschheit erleben kann», sagt Thiel. An manchen Orten würden die Menschen leben wie Pfahlbauer, an anderen wie Höhlenbewohner, der Lebensstil viele erinnere an das Mittelalter und manchmal fühle man sich in die Kolonialzeit zurückversetzt. «Im Himalaya kommt man sich vor,wie die Söldnerheere, die für England Indien erobert haben.» Von den zehn Pferden sei aber nur eine halbe Pferdeladung persönliches Gepäck. Die anderen Pferde tragen Zelte, Gemüse oder Wasser. Denn ein Dorf erreiche man manchmal eine Woche lang nicht.
Immer mit dabei hat Andreas Thiel Schweizer Schokolade. «Egal wo auf der Welt – Menschen freuen sich über Schweizer Schokolade», sagt er.