Perlen aus dem Archiv
1951 gelang Carl Djerassi und zwei Kollegen die Herstellung des Schwangerschaftshormons Gestagen. Daraus ging einige Jahre später
die erste Anti-Baby-Pille hervor. Anfang der 50er Jahre war die Anti-Baby-Pille geboren. «Niemand hatte damals geglaubt, dass Frauen das Mittel einmal so
stark benutzen würden», sagte Djerassi anlässlich seines 90. Geburtstages.
Die Ursache des Geburtenrückgangs sei die Pille jedoch nicht, sagt Djerassi: «Das ist Unsinn. Paare beschränken sich aus
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gründen auf
weniger Kinder.» Ein Beispiel sei Japan. «Es hat noch grössere
Probleme mit seiner schrumpfenden Bevölkerungszahl als Deutschland
und Italien. Dabei ist die Pille dort erst seit 1999 zu haben.»
Stipendium der amerikanischen Präsidentengattin
Als Sohn eines jüdischen Arztehepaars 1923 in Wien geboren, floh der junge Carl 1938 vor den Nazis nach Bulgarien, die Heimat seines
Vaters. Die Mutter nahm ihn dann mit in die USA. Doch die 20
Dollar, die sie bei sich trug, reichten nicht lange.
Djerassi schrieb an Eleanor Roosevelt, damals Amerikas First
Lady, und bat um Vermittlung eines Stipendiums. Er hatte Glück und
konnte studieren - allerdings nur Chemie. Eine Ausbildung zum Arzt
war für ihn unerschwinglich. Im Laufe seiner höchst erfolgreichen
Forscherkarriere veröffentlichte Djerassi etwa 1200
wissenschaftliche Arbeiten. In den vergangenen Jahrzehnten hatte sich Djerassi auch als Schriftsteller, Bühnenautor und Kunstmäzen einen Namen gemacht.
Carl Djerassi starb am Wochenende in San Francisco im Alter von 91 Jahren.