Regina Aklin gestaltet gerne
In der Stube der Familie Aklin stapelt sich die Wäsche. Der Turm ist zwei Meter hoch – T-Shirts, Hemden und Hosen sind fein säuberlich zusammengefaltet und wie ein Kunstobjekt angeordnet. Sofort ist klar: Hier lebt jemand, der viel wäscht. Regina Aklin (47) zeigt lachend auf eine Tür in ihrer Wohnung: «Hier ist der wichtigste Raum, die Waschküche.» Regina Aklin ist Mutter von vier Kindern und ausgebildete Zeichnungs- und Werklehrerin.
Ich habe als Kind gerne mit allerhand Materialen herumexperimentiert.
Die Kleider wurden selber genäht oder gestrickt, und Mutters Küche musste als Labor herhalten. Kunst im Alltag eben. Als sie ihren Kindern vor einiger Zeit ihre Arbeitsmappe gezeigt habe, mit der sie sich an der Kunstgewerbeschule beworben habe, hätten die einen Schreikrampf bekommen.
Kinderreich durch Zwillinge
Regina Aklin wurde Lehrerin für Bildnerisches Gestalten und gründete zusammen mit ihrem Mann eine Familie. 17 Monate nach der Geburt der ersten Tochter kamen Zwillinge zur Welt, eine organisatorische Herausforderung, erinnert sich Regina Aklin. Mit der Unterstützung einer Sozialpraktikantin habe man das erste Jahr allerdings gut überlebt. Ihren Job als Zeichnungslehrerin habe sie zu dieser Zeit aber aufgegeben. Später machte noch eine Tochter die Familie komplett.
Alte Menschen haben mich schon immer fasziniert.
Seit ein paar Jahren arbeitet Regina Aklin im Altersheim. Als Präsidentin der Betriebskommission ist sie zusammen mit ihren Kollegen zuständig für die gesamte Infrastruktur des Heims, auch für die Preise. Der politische Druck auf die Altersheime ist spürbar: Sie kosten viel. Viele alte Menschen liessen sich deshalb zuhause von der Spitex betreuen. Regina Aklin ist trotzdem vom Nutzen der Altersheime überzeugt. Die geregelte Tagesstruktur und die sozialen Kontakte seien für die Bewohner eindeutige Pluspunkte.
Ernst Hörler - ein Mann für die Kanzel und die Bühne
Vor zwei Jahren nahm Ernst Hörler (54) eine halbjährige Auszeit und engagierte sich im Volkstheater Wädenswil. «Ich wollte einfach einmal wissen, wie es ist, in eine ganz andere Rolle zu schlüpfen.» Im Stück «Der Chinese» von Friedrich Glauser spielte er den Bösewicht.
Das Coming-out als Pfarrer
Vor neun Jahren gab es einen ziemlichen Wirbel um sein Coming-out. Ein schwuler Pfarrer, und erst noch verheiratet! In der Lokalzeitung ging die Diskussion los, ob ein schwuler Pfarrer noch tragbar sei. Es gab auch empörte Leserbriefe. Doch die reformierte Kirchenpflege Wädenswil hielt zu ihrem Pfarrer – Ernst Hörler konnte bleiben. Er habe damals auch viel Unterstützung erhalten, erzählt er. Alte Leute hätten ihn auf der Strasse angesprochen und gemeint, das sei doch überhaupt nicht schlimm, beim Fernsehen gebe es auch schwule Männer.
Pfarrer werden - ein Leidensweg
Ernst Hörler übt seinen Beruf mit grossem Engagement aus. Der Kontakt mit den Menschen bedeutet ihm viel. Dass er Pfarrer werden wollte, war ihm nicht von Anfang an klar. Nach einer kaufmännischen Lehre auf einer Bank holte er die Matura auf dem zweiten Bildungsweg nach. Religion habe ihn zwar immer interessiert, erzählt Ernst Hörler, aber Pfarrer, das sah er nicht als Berufsziel.
Ein Pfarrer muss etwas zu sagen haben. Ich dachte nicht, dass ich das kann.
Prompt fiel er bei der Abschlussprüfung durch. «Ich habe ein Jahr lang gelitten, aber nachher war es plötzlich selbstverständlich: Ich werde Pfarrer!» So gelang dann auch der Studienabschluss im zweiten Anlauf.
Aufgewachsen ist Ernst Hörler in Langnau am Albis, zusammen mit drei Geschwistern. Die jüngere Schwester kam als Pflegkind aus Tibet. Seine Eltern waren bekannte Persönlichkeiten im Dorf, weil sie als Sekundarschullehrer und Logopädin tätig waren.
Eine Zeit lang ging ich sogar zu meinem Vater in die Schule.
Trotz dieser speziellen Position habe er als Schüler aber nie eine Extrawurst gehabt, erzählt Ernst Hörler.