Am Donnerstag 31. Januar 2013 beziehen ein Wolf und eine Wölfin ihr neues Zuhause. Um dem Bewegungsdrang und der Neugier der Tiere gerecht zu werden, können die Wölfe neben ihrem eigenen 2'600 Quadratmeter grossen Gehege auch die 6‘100 Quadratmeter grosse Bärenanlage mit benutzen. Die Tierpark-Betreibererhoffen sich damit, dass Interaktionen und Duftspuren Wolf und Bär auf Trab halten und für Kurzweile sorgen.
Das Verschwinden der Wölfe
Im 16. Jahrhundert war der Wolf noch in der ganzen Schweiz beheimatet. Mit zunehmender Nutztierhaltung verschärfte sich der Konflikt zwischen Mensch und Wolf. Im 17. Jahrhundert wurde er im Mittelland ausgerottet und in die Alpen verdrängt. Da der Mensch auch den Alpenraum zunehmend als Lebensraum beanspruchte, verschwanden Bergwälder und somit auch die natürlichen Beutetiere des Wolfes. Zudem führte die ungeregelte Jagd im 19. Jahrhundert in der Schweiz beinahe zur Ausrottung von Steinbock und Hirsch, auch das Reh war selten geworden. Das Fehlen der natürlichen Beutetiere zwang die Wölfe, sich von Haustieren zu ernähren. Doch der Verlust eines Nutztieres war gerade für arme Bauern ein Riesen Verlust. Die Wolfsjagd war eröffnet: Jedermann hatte das Recht, oft sogar die Pflicht, Wölfe zu erlegen. Durch die Aussicht auf Abschussprämien und Schussgelder wurde die Wolfsjagd noch attraktiver. Nach und nach verschwand der Wolf aus seinen letzten Rückzugsgebieten: 1870 aus dem Wallis, 1872 aus dem Tessin, 1874 aus Solothurn. Im äussersten Norden des Jura wurden noch bis 1890 Wölfe beobachtet.
Die Rückkehr der Wölfe
Aus Italien ist der Wolf nie ganz verschwunden. Seine Population schrumpfte allerdings bis auf ein kritisches Mass, so dass der Wolf 1976 unter Schutz gestellt wurde. Auch die Ausdehnung der Wälder und die Zunahme an Beutetieren führten dazu, dass sich der Wolf in Italien wieder vermehren konnte. Heute schätzt man, dass zwischen 500 und 1‘000 Wölfe in Italien leben.
Seit 1995 wandern immer wieder einzelne Wölfe von Süden her in die Schweiz ein. Der grosse Rotwildbestand im Alpenraum bietet ihnen ideale Lebensbedingungen. Schätzungsweise leben heute 10 bis 15 Wölfe in der Schweiz.
Der Wolf in Fabeln und Märchen
Als Fabelwesen trägt der Wolf den Namen Isegrim. Er symbolisiert Kraft, ist aber auch rücksichtslos, gierig, heimtückisch und verschlagen. Ihm haftet auch etwas Tölpelhaftes an, weshalb er von Reineke Fuchs immer wieder hereingelegt wird.
In Märchen taucht der Wolf ebenfalls als böse Figur auf. Bei «Rotkäppchen» frisst er die Grossmutter und möchte auch Rotkäppchen verspeisen. Bei «Der Wolf und die sieben jungen Geisslein» verschafft er sich durch einen Trick Zutritt ins Haus der Ziegenfamilie und verschlingt sechs Jungtiere. In beiden Geschichten wird der Wolf zum Schluss aber getötet und seine Opfer gerettet.
Daneben gibt es durchaus auch positive Wolfsbilder: So war eine Wölfin Ziehmutter von Romulus und Remus, den späteren Gründern der Stadt Rom. Im weltbekannten Dschungelbuch von Rudyard Kipling wird Mogli von einer Wolfsfamilie gross gezogen. Im Film «Der mit dem Wolf tanzt» entsteht zwischen dem Protagonisten und einem Wolf eine respektvolle und freundschaftliche Beziehung.