Mehr als 17'000 Solarzellen bestücken die «Solar Impulse 2». Das ist eine technische Pionierleistung. Vielleicht gebe es später mal Passagierflugzeuge, die mit Solarenergie fliegen könnten, sagt Bertrand Piccard.
Fachleute zweifeln dies stark an. «Solar Impulse» sei wohl kein grosser Impuls für die Luftfahrt, sagen sie. Auch Thomas Häusler, Leiter der Wissenschaftsredaktion von Radio SRF, geht nicht davon aus, dass wir bald im Solarflugzeug in die Ferien fliegen.
Wichtige Pionierleistung oder grosse Selbstinszenierung?
Ist «Solar Impulse» in dem Fall bloss eine faszinierende Rekordjagd? Braucht es Pioniere wie Bertrand Piccard, um medienwirksam für die erneuerbaren Energien zu werben? Oder ist «Solar Impule 2» vor allem eine grosse Selbstinszenierung?
In der Sendung «Forum» diskutierte Moderator Christian von Burg mit Hörerinnen und Hörern und drei Gästen:
- Thomas Häusler, Leiter der Wissenschaftsredaktion von Radio SRF
- Roland Jeanneret, langjähriger Radiojournalist und Autor eines Buches über die Familie Piccard
- Andreas Reinhard, Solarpionier, Erfinder und Kritiker des Grossprojekts «Solar Impulse»
Rekordjagd als Familientradition
Bertrand Piccard stellt sich in die Tradition seines Vaters und Grossvaters, die beide auch Rekorde aufstellten. Der eine im Stratosphärenballon, der andere im U-Boot.
Roland Jeanneret hat ein Buch über die Piccards geschrieben. Die Pionier-Familie fasziniert ihn. Sie hätten eine Tradition weitergeführt, ohne einander zu kopieren, sagt der Autor: «Jeder hat auf seine Art die Idee umgesetzt, Pionier ohne Grenzen zu sein.» Bertrand Piccard erziele insbesondere auch als grosser Kommunikator grosse Wirkung.
«An ‹Solar Impulse› ist nichts neu!»
Andreas Reinhard ist selbst Solarpionier. In den 1970er-Jahren hat er beispielsweise für die REGA in den Bergen solarbetriebene Notfallstationen installiert. Er kritisiert das Grossprojekt. «Bertrand Piccard ist kein Solarpionier», sagt er. An «Solar Impulse» sei nichts neu. «Mutig wäre dieses Unternehmen vor 30 Jahren gewesen.»
Ausserdem fehlt Andreas Reinhard bei all den Marketing-Aktivitäten und dem Medienrummel rund um das Projekt die Demut, die den Forscher bei seiner Arbeit begleiten soll.
Die Meinungen des Publikums sind geteilt
Auch in der Online-Diskussion gehen die Meinungen über «Solar Impulse 2» auseinander. Die einen sehen sie als Projekt mit Innovationstreiber-Potenzial. Für andere ist es zwar gute Werbung für die Schweiz, aber schlechte Werbung für die Solarenergie. Die skeptischen Stimmen bezweifeln die Wirkung von «Solar Impulse 2» für Fortschritt und Förderung erneuerbarer Energien. Für sie ist es in erster Linie ein PR-Projekt.
Die Schweiz ist ein Land der Pioniere. Unmögliches wird möglich. Piccard macht all den innovativen und kreativen Köpfen in unserem Land Hoffnung.
Dieser Flug dient einzig Bertrand Piccard und seinen Sponsoren.
Früher haben vor allem Kriege die Entwicklung der Technik rasant gefördert. Heute sind es glücklicherweise auch Prestige-Projekte wie ‹Solar Impulse›.
Ich finde das Projekt toll. Es hat zu einigen Innovationen geführt und ist gute Werbung für die Schweiz. Ich würde es aber niemals als Werbung für die Solarenergie bezeichnen. Es demonstriert doch nur, wie ineffizient diese Technologie ist.
Bei den Wright-Brüdern hat man seinerzeit auch gelacht. Und heute kann man dank ihnen mit dem Flugzeug in die Ferien fliegen. Warum nicht dereinst mit dem Solarflieger?
Ist die Skepsis berechtigt oder wird das Projekt zu Unrecht kritisiert? Wirkt sich «Solar Impulse 2» positiv auf den technologischen Fortschritt und die Förderung erneuerbarer Energien aus? Die Zukunft wird es zeigen.