Im Oktober 2013 rief die Schweizerische Flüchtlingshilfe Private dazu auf, Flüchtlinge bei sich zuhause aufzunehmen. Die Resonanz in der Bevölkerung war beachtlich. 150 Personen meldeten sich auf den Aufruf.
Kontakte führen zur rascheren Integration
Bis jetzt wurden allerdings erst in 15 Familien Flüchtlinge platziert. Die Koordination mit den Kantonen erwies sich als schwierig, wie Stefan Frey von der Flüchtlingshilfe sagt. Dabei habe das System, Flüchtlinge privat unterzubringen, klare Vorteile: Sie würden so viel schneller integriert als in einem Flüchtlingszentrum.
Privat untergebrachte Flüchtlinge werden viel schneller integriert, als es in einem Flüchtlingszentrum der Fall ist.
Das Auswahlverfahren ist aufwändig
Ganz so einfach sei es jedoch nicht, widerspricht Claudia Hänzi vom Amt für soziale Sicherheit in Solothurn. Es sei heikel und bedürfe einer sorgfältigen Prüfung, wenn man Flüchtlinge bei Privaten platzieren wolle. Viele würden den Betreuungsaufwand unterschätzen, sagt sie. Auch sei es nicht in allen Fällen förderlich für die Integration: Die Flüchtlinge seien in einer Familie immer bloss Gast und würden so nicht lernen, die volle Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.
Viele Menschen stellen es sich zu romantisch vor. Einen Flüchtling aufzunehmen bedeutet, dass man einen beträchtlichen Betreuungsaufwand leisten muss.
Das Ehepaar Weiss hat zwei Flüchtlinge aufgenommen
Heidi und Hans Weiss aus Bern wissen, was es bedeutet, Flüchtlinge bei sich zuhause aufzunehmen. Seit 2013 wohnt Rodeng Badiran aus Syrien bei ihnen. Seit drei Wochen nun auch sein jüngerer Bruder Nihad.
Klar, beide Seiten müssen sich anpassen. Aber die jungen Syrer bringen Leben in unsere Wohnung.
Das Ehepaar Weiss erlebt die Situation als Bereicherung. Beide sind überzeugt, dass der Kontakt zwischen Schweizern und Flüchtlingen Vorurteile abbaut und die Integration erleichtert. Potenziellen künftigen Gastgebern rät Heidi Weiss: «Zu den Leuten den Kontakt suchen und sich kennenlernen, bevor man entscheidet.»