Ennio Morricone ist ein Altmeister des Films. Im November wird er 90 Jahre alt, seit 60 Jahren ist er als Komponist, Dirigent und Arrangeur tätig. Momentan ist er auf Tour mit einem 200-köpfigen Orchester und macht Halt in Locarno. Auf der Piazza Grande steht er am Mittwochabend, 20. Juni 2018, am Dirigentenpult. Den Platz kennt der Italiener bestens: 1989 erhielt er hier einen Ehrenleopard für sein Schaffen.
Legendär: «Spiel mir das Lied vom Tod»
Unter die 500 Filme, die er vertonte, gehört der Italo-Western «Spiel mir das Lied vom Tod». 1968 – also bereits vor 50 Jahren – erschien das Meisterwerk von Sergio Leone. Die ikonische Melodie mit der Mundharmonika und insbesondere die legendäre Einstiegsszene schrieb Filmgeschichte, vor allem oder gerade weil Ennio Morricone die klassische Filmmusik umkrempelte, orchestrierte und dabei auf Geräusche und Stille setzte. Er sagt: «Stille ist wichtig. Sie sorgt dafür, dass man erst recht zuhört.»
Das RSI-Interview mit Ennio Morricone in voller Länge im Video
«Wenn ein Komponist Musik für einen Film schreibt, muss er sich in die Gedankenwelt des Regisseurs einfühlen. Er darf dabei aber die Erwartungen des Publikums und vor allem auch seinen persönlichen Geschmack nicht vergessen», sagt Ennio Morricone im Interview mit Radiotelevisione svizzera RSI. Mit diesem Prinzip sind Filmklassiker von Sergio Leone bis Quentin Tarantino entstanden und der Maestro selbst gewann in seiner Karriere unter anderem zwei Oscars, drei Grammys und vier Golden Globes.