Der Wechsel zur Einheitskasse wäre eine grundlegende Reform im Versicherungssystem. Bisher existieren 61 private Krankenkassen, die im Wettbewerb zueinander stehen.
Wettbewerb – teuer oder nötig?
Nimmt das Stimmvolk am 28. September die Initiative «für eine öffentliche Krankenkasse» an, würde eine Einheitskasse die Grundversorgung der Schweizer Bürger versichern.
Jean-François Steiert befürwortet die Einheitskasse. Der SP-Nationalrat aus dem Kanton Freiburg ist der Meinung, dass das System so effizienter würde.
«300 bis 400 Millionen Franken jährlich sparen wir alleine schon durch den Wegfall der Werbung und den alljährlichen Kassenwechsel», sagt der Sozialdemokrat.
Gegen die Initiative «für eine öffentliche Krankenkasse» ist die St.Galler FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter. Sie befürchtet, dass mit einer Einheitskasse die Kosten steigen würden.
«Wenn der Wettbewerb zwischen den Kassen wegfällt, gibt es für diese keinen Anreiz mehr, sich effizient zu verhalten», sagt die Politikerin. Würde die Initiative angenommen, falle die Wahlfreiheit weg und der Bürger stünde dem System als Bittsteller ohne Alternative gegenüber.
Ärzte sind sich nicht einig
Die Ärzte sind im Vorfeld der Abstimmung über eine Einheitskasse gespalten. Der Ärzteverband FMH hat deshalb Stimmfreigabe beschlossen. Klar ist, dass ihnen das heutige Kassenwesen viel Papierkram beschert. Liegt ein Patient nämlich im Spital und braucht Rehabilitation, gäbe es mit Krankenkassen oft langwierige Abklärungen mit den Kassen.
Michael Nüscheler ist Hausarzt in Basel. «Heute versuchen die Krankenkassen gezielt, chronisch kranke Patienten zu vergraulen, damit diese die Kasse wechseln», sagt er. Deshalb gehört er zu jener Hälfte der Schweizer Ärzte, die die Einheitskasse befürworten.
Anderer Meinung ist der ehemalige Hausarzt Walter Grete. Er glaubt, dass eine Einheitskasse die Ärztinnen und Ärzte zu Ausführungsgehilfen des allmächtigen Versicherungsmolochs machen würde.