Im Kanton Zürich zum Beispiel ist die Zahl der Privatschulen in den letzten Jahren um 20 Prozent gestiegen. In manchen Gemeinden der Kantone Zürich und Zug besucht heute fast jedes vierte Kind eine Privatschule. Schweizweit ist es rund jedes zwanzigste Kind. Warum entscheiden sich viele Eltern, ihre Kinder in eine Privatschule zu schicken?
In der Sendung «Forum» diskutierten
- Carl Bossard , Lehrer und Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule Zug
- Peter Frey , Privatschul-Rektor und Co-Präsident des Verbands Zürcher Privatschulen (VZP)
- Jürg Brühlmann , Leiter Pädagogik beim Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH)
Carl Bossard, Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule Zug, ist über den Trend besorgt: «Öffentliche Schulen mussten in den letzten Jahren viele Aufgaben zusätzlich übernehmen, etwa die Integration und Frühsprachen. Das alles fordert, und vielleicht überfordert es die Schulen», sagt er. «Wir haben Zeichen, dass die Volksschule ihren Auftrag nicht mehr in dem Masse erfüllen kann, wie sie es auch schon getan hat.»
Privatschulen profitieren
Die Privatschulen hingegen sind im Aufwind. Peter Frey vom Verband Zürcher Privatschulen meint, dass viele Eltern unwohl seien mit der Volksschule. Das erlebe er in den zahlreichen Aufnahmegesprächen. «Sie wollen, dass ihr Kind etwas erreicht im Leben», sagt Frey, selber Rektor der Freien evangelischen Schule in Zürich. Der gute Ruf und ein gewaltfreies Umfeld seien Gründe, warum sich Eltern für sein Angebot entscheiden würden.
Volksschule muss reagieren
Jürg Brühlmann, Leiter Pädagogik des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, hat Verständnis für die allgemeine Verunsicherung. «Die Ansprüche der Eltern an die Schule sind gestiegen», sagt Brühlmann. «Die Schule steht heute unter einem enormen Druck.» Doch um all die Ansprüche zu erfüllen, die die Gesellschaft an die Volksschule heranträgt, brauche sie genügend Raum, um sich zu entwickeln, Austausch mit anderen Schulen – und wohl auch mehr finanzielle Ressourcen.