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Radio SRF 1 Langweilig und ichbezogen? «Forum» zur heutigen Jugend

Die Kritik an der Jugend kennt jede Generation. Auch die heutige Jugend wird kritisiert. Allerdings gilt sie nicht als zu wild, zu rebellisch oder zu frech, sondern als zu langweilig und zu angepasst. Zu Recht? Im «Forum» diskutieren Gäste mit Hörerinnen und Hörern.

Ist die heutige Jugend zu angepasst?

«Die Jugend liebt heute den Luxus», soll schon der griechische Philosoph Sokrates (ca. 469-399 v. Chr.) gesagt haben. «Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte.» Die Kritik an der Jugend ist wohl so alt wie die Menschheit selbst.

Heutige Jugend: angepasst und ichbezogen?

Auch die heutige Jugend wird kritisiert. Sie gilt als zu langweilig und zu angepasst. «Der gesellschaftliche Druck ist sehr hoch», sagt die 19-jährige Tiba Ponnuthurai. Das beschränke sie in ihrer Freiheit. Grundsätzlich geniesse sie aber das Jungsein in der heutigen Zeit und schätze es, dass sie ihr Leben selber gestalten könne.

Zitat in weisser Schrift, im Hintergrund das Porträt von Ivica Petrusic vor der Stadt Zürich.
Legende: Zu Gast in der Sendung «Forum»: Ivica Petrusic, Geschäftsführer der Kinder- und Jugendförderung Okaj des Kantons Zürich. zvg

«Der heutigen Jugend fehlt der Idealismus», sagt Ivica Petrusic, Geschäftsführer der Kinder- und Jugendförderung Okaj des Kantons Zürich. «Die Jugend von heute ist ichbezogen, mit einem starken Fokus auf der Optimierung des eigenen Lebenslaufs.» Gut sei für die Jungen das, was im Moment und bezogen auf das engere Beziehungsumfeld gut ankomme.

«Wir können uns halt gut anpassen», sagt der 22-jährige Nicolas Roos. Das sei aber heute auch gefragt. Gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten müsse seine Generation viel investieren, um die eigenen beruflichen Ziele erreichen zu können.

«Wer jetzt aber behauptet, die Jungen von heute seien langweilig, liegt falsch», sagt Véronique Alessio-Isler. Sie ist Jugendarbeiterin und Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen. «Wer sagt, die Jungen hätten heute nichts zu sagen, hört vielleicht einfach nicht hin.» Die junge Generation sei sehr höflich und wolle nicht auffallen. Darum sei es an der älteren Generation, ganz bewusst hinzuhören und den Jungen Räume zu geben, wo sie sich ausdrücken können.

Die Generationen gleichen sich an

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Die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen hat 17-Jährige in der Schweiz befragt. Das Resultat: Die Jungen sind sehr pragmatisch. Ihre Haltungen unterscheiden sich kaum von derjenigen der Eltern. Die Generationen gleichen sich in ihrer Weltanschauung an. So geben die meisten 17-Jährigen an, dass die Zuwanderung das grösste Problem für die Schweiz darstelle. Sie sind gegen einen EU-Beitritt und stehen hinter dem Militär.

Die Studienautoren beschreiben die Jungen abschliessend als «wenig kämpferisch und streitbar, einmal optimistisch, dann wieder pragma­tisch, häufig im Einklang mit den Erwachsenen und mit einem erfreulichen Vertrauen in unsere Institutionen (Schule, Bundesrat, aber auch Polizei)».

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