Die Vereinbarkeit von Beruf und Angehörigenpflege gehört zu den grossen Aufgaben, welche unser Land in Zukunft lösen muss. Eine Umfrage der Careum-Forschung bei verschiedenen Betrieben zeigt, dass bereits jetzt 26 Prozent der befragten Mitarbeiter in die Pflege von Angehörigen involviert sind. Diese Zahl wird in Zukunft noch steigen. Hintergrund sind verschiedene Faktoren wie die Alterung der Gesellschaft oder die Tendenz zu ambulanten Strukturen in der Gesundheitsversorgung.
Spagat zwischen Verantwortung und Beruf
Wer einen Angehörigen pflegt, kommt oft an sein Limit. Peter Niggli betreut seine Frau seit 6 Jahren. Sie ist mit 51 Jahren an Alzheimer erkrankt und braucht eine 24 Stunden Betreuung.
Mit dem Krankheitsverlauf seiner Frau passte er sein Arbeitspensum stufenweise an: Immer weniger Verantwortung, immer weniger Anstellungsprozente. Vor wenigen Monaten liess er sich frühpensionieren. Niggli hatte einen sehr flexiblen Arbeitgeber, was er sehr schätzte. Er hätte es sich nicht leisten können, früher aus dem Arbeitsprozess auszusteigen.
Neue Modelle braucht das Land
Solche Modelle braucht es dringend, ist die Expertin für Angehörigenpflege, Iren Bischofberger überzeugt. Sie leitet das Forschungsprogramm «Work + Care» bei Careum Forschung, dem Forschungsinstitut der Kalaidos Fachhochschule Gesundheit in Zürich.
Erwerbstätig sein und sich um Angehörige kümmern ist nicht apriori ein Problem. Beide Engagements können einander befruchten und helfen, Abstand zum jeweils anderen zu gewinnen.
Ausserdem berge es grosse finanzielle Risiken, wenn Menschen aus dem Arbeitsprozess aussteigen. Zur Diskussion stehen zum Beispiel bezahlte Betreuungsurlaube.
Die Vereinbarkeit von Pflegearbeit und Erwerbsarbeit sei wünschenswert, findet auch Daniella Lützelschwab vom Arbeitgeberverband. Es brauche aber keine neuen gesetzlichen Regelungen.
Mit den bestehenden Möglichkeiten lassen sich auf individueller Ebene bereits gute Lösungen finden.
Die drei Gäste diskutierten in der Sendung «Forum» mit Hörerinnen und Hörern.
Was denken Sie? Ist es jedem selber überlassen, ob und wie er seine Angehörigen pflegt? Oder braucht es mehr Unterstützung von Arbeitgebern und Behörden?
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