Michèle Binswanger (43)
Als Teenager hatte ich viele Auseinandersetzungen mit meiner Mutter. Ich fühlte mich von ihr nicht verstanden.
Michèle Binswanger wuchs zusammen mit drei Schwestern in Rickenbach bei Olten auf, die Eltern waren beide Ärzte. Dass ihre Mutter damals, in den 1970er-Jahren, gearbeitet hat, sei sicher speziell gewesen, sagt sie. Dass es kein Schleck ist, Kinder und Karriere miteinander zu vereinbaren, weiss Michèle Binswanger aus eigener Erfahrung. Sie hat einen 10-jährigen Sohn und eine 13-jährige Tochter und teilt sich die Betreuungsaufgaben mit dem Vater der Kinder.
Von der Mutter zur Bloggerin
Die Situation berufstätiger Mütter ist auch in ihrer Arbeit immer wieder ein Thema. 2009 ging der «Mamablog» ins Netz, den sie zusammen mit ihrer Kollegin Nicole Althaus betreute.
Von manchen Berufskollegen zuerst nicht ganz ernst genommen, wurde der Blog ein grosser Erfolg. Die beiden Journalistinnen hatten den Nerv der Zeit getroffen. 2010 erhielten sie den Schweizer Journalistenpreis.
Eine Frau, die gerne Verantwortung übernimmt
Michèle Binswanger studierte in Basel, schrieb für die «Basler Zeitung» und arbeitete später bei «Facts». Seit einigen Jahren ist sie beim «Tages-Anzeiger». Sie ist eine der wenigen Frauen, die nicht nur gerne Texte schreiben, sondern sich auch mit ihrer Meinung exponieren. Neben dem Schreiben von Artikeln übernimmt Michèle Binswanger jeweils auch die Tagesleitung im Online-Bereich. Dort gelte es, dauernd Entscheidungen zu treffen. Sie mache das gerne, überhaupt finde sie Führungsaufgaben durchaus reizvoll.
Martin Rihs (54)
Als ich in Chile ankam, musste ich wirklich bei Null anfangen.
Der Solothurner Martin Rihs lebt in der trockensten Region der Welt: in der Atacamawüste in Chile. Vor 25 Jahren zog er nach San Pedro de Atacama. Dort lebte er anfänglich in vier Wänden mit einem Dach, ohne Strom und Trinkwasser. Er habe komplett neu anfangen müssen, erzählt er.
Zum Glück hat Martin Rihs keine zwei linken Hände. Der 54-Jährige baute sich selber ein Lehmhaus. Man kann dort warm duschen oder ein Bad nehmen. Überhaupt sei der Fortschritt heute in der Atacamawüste angekommen. Das grösste Himmels-Observatorium der Welt steht dort.
Der Tourenführer
Die eigenwillige Landschaft der Wüste mit ihren Salzseen, Vulkanen und Geysiren lockt auch viele Touristen in die Gegend, die ein etwas anderes Reiseerlebnis suchen. Mit solchen Leuten unternimmt Martin Rihs heute mehrtägige Touren.
«Ich gehöre nicht auf einen Bürostuhl»
Aufgewachsen ist Martin Rihs in Oberdorf, zusammen mit zwei älteren Schwestern und einem jüngeren Bruder. Nach der Handelsschule begann er in einer Baufirma zu arbeiten, erkannte aber nach sechs Monaten: «Ich gehöre nicht auf einen Bürostuhl!» So engagierte er sich fortan in der Szene der Genossenschaftsbeizen, die in den 1980er-Jahren in Solothurn aufkam.
Der Zufall brachte ihn nach Chile
Nach Chile ausgewandert sei er mehr aus Zufall, sagt Martin Rihs. Nach einer Südamerika-Reise mit dem Velo habe er gedacht, er bleibe mal ein Jahr oder zwei dort. Dass es 25 Jahre werden würden, hätte er nie gedacht. Im Moment jedoch macht Martin Rihs eine Auszeit in der Schweiz. Sein 14-jähriger Sohn Diego soll die Heimat des Vaters kennenlernen.