Der Giesskannen-Schenker
Er sammelt das ganze Jahr. Eine Pfeffermühle im Ausverkauf, Souvenirs in den Ferien oder eine Duftkerze am Weihnachtsmarkt. Am Tag vor Weihnachten schliesst er sich in ein Zimmer ein und überlegt sich, welches Geschenk zu wem passt. Packt alles mit dem gleichen Papier ein, damit auf den ersten Blick erkennbar ist, wieviele Geschenke unter dem Baum von ihm kommen. Bleibt was übrig, gibt es auch mal ein zweites Geschenk.
Zu den Giesskannen-Schenkern könnte der Kabarettist Charles Nguela gehören. Seiner Mutter hat er sogar schon das gleiche Geschenk zweimal gemacht. Zum Audio .
Der Gutschein-Schenker
Man weiss nicht recht, ob es eigentlich Verlegenheitsgeschenke sind, die der Gutschein-Schenker macht. Ein Buchgutschein hier, ein Nachtessen oder eine Geschenkkarte da. Mit viel Liebe gestaltet und dem Beschenkten wie auf den Leib geschneidert, sind selbstgemachte Gutscheine auf den ersten Blick das persönlichste Geschenk, das man sich vorstellen kann. Etwa die Fahrt mit einer alten Lokomotive – Datum frei wählbar.
Achtung: Machen Sie idealerweise nach der Geschenk-Übergabe schon ein Datum für die Einlösung ab. Denn der Gutschein-Schenker tendiert dazu, den Überblick darüber zu verlieren, was er wem in welchem Jahr geschenkt hat. Auf jeden Fall gilt: Die Einlösung ist eine Hol-Schuld des Beschenkten.
Ein bekennender Gutschein-Schenker ist Marco Rima. Zum Audio .
Der Last-Minute-Schenker
Kommt ausgelaugt zur Weihnachtsfeier, weil er sich die letzten zwei Tage durch den Weihnachtseinkauf gekämpft hat. Schenkt Dinge, die man zweifellos braucht, sich aber auch selber kaufen könnte. Einen Stabmixer, ein neues Pyjama oder die Neuauflage eines Bestsellers.
Während der Beschenkte sein Geschenk öffnet, beobachtet der Last-Minute-Schenker jeden Gesichtszug des Beschenkten ganz genau. Ihm ist wichtig, dass sein Geschenk auch gut ankommt und er hätte sich gerne mehr Zeit für die Suche genommen. Aber dann stand Heiligabend plötzlich vor der Tür...
Bekennende Last-Minute-Schenkerinnen sind sowohl die Moderatorin Sandra Studer wie auch Sängerin Sina. Zum Audio .
Der Protz-Schenker
Seine Geschenke sind vor allem eines: teuer. Dass das so ist, erfährt man schon Tage vor der Feier: «Uh, du wirst dich dann freuen. Dein Geschenk hat ein Heidengeld gekostet. Wegen deinem Geschenk kann ich mir nächstes Jahr keine Ferien leisten.» Damit die Kostbarkeit des Geschenks auch wirklich ersichtlich ist, kann der Preiszettel auch mal dranbleiben – oder der Preis wird direkt nach dem Öffnen verraten.
Vom Protz-Schenker beschenkt zu werden, ist nicht unbedingt angenehm: Damit er nicht beleidigt ist, muss man sich überschwänglich freuen. Viele Beschenkte klagen über das Gefühl, dem Protz-Schenker gegenüber nachher etwas schuldig zu sein.
Der Ethik-Schenker
Der Ethik-Schenker hält eigentlich nicht viel von Geschenken. Er verurteilt den Überfluss unserer Konsumgesellschaft und will deshalb mit seinen Geschenken ein Zeichen setzen. Unter den Weihnachtsbaum legt er Patenschaften für die letzte noch erhaltene Schildkrötenart im Pazifikraum. Oder das Schulgeld für ein Kind in Afrika. Oder Zeit. Denn Zeit nehme man sich in der Hektik des Alltags viel zu wenig. Seine Geschenke haben durchaus missionarischen Charakter. Sich darüber zu freuen, ist zwar erwünscht – aber eigentlich geht es dem Ethik-Schenker vor allem um Eines: Der Umwelt soll etwas Gutes getan sein. Und dieses Ziel ist mit dem Geschenk an sich schon erreicht.
Der Verweigerer
Der Verweigerer hasst Geschenke. Genauso wie Weihnachten – und Christbaumschmuck – und die aufgesetzte Fröhlichkeit von Familienfeiern. Aus Prinzip. Er macht keine Geschenke und will auch keine. Wehe, wenn er trotzdem eins bekommt: Denn das fasst er als Affront gegenüber seiner Nicht-Schenk-Philosophie auf. Und ärgert sich dann noch mehr über das sonst schon ätzende Weihnachtsfest.
Welcher Schenk-Typ sind Sie?