Wir treffen uns im Elternhaus von Isabelle, Michelle, Nicolas und Philipp Schorer in Bern. Das dreistöckige Haus steht in einem Wohnquartier, ganz oben lebt Isabelle in einer eigenen Wohnung. Philipp und Nicolas Schorer wohnen zusammen in einer WG in Bern, Michelle hat es wegen eines Doktoratsstudiums nach Zürich verschlagen.
Hier sind die Schorer-Vierlinge als Kinder durch die Quartierstrassen gezogen. «Manchmal haben wir uns wie die Daltons-Brüder der grösse nach in eine Reihe gestellt», erinnert sich Nicolas Schorer. Dann hätten die Nachbarskinder auch einmal mit Stöcken bewaffnet hinter den Bäumen aufgelauert.
«Hey Vierling, komm mal hierher!»
Der grösste Vorteil am Vierling-Sein? Man habe die drei besten Freunde immer um sich gehabt. Diesen angeborenen Freundeskreis schätzen die Geschwister heute noch.
Als «Multipack» wollen sie dennoch nicht wahrgenommen werden. Am meisten betont dies der Linguist Nicolas Schorer: «Was ich noch heute nicht ausstehen kann ist, wenn Leute mich mit ‹Vierling› ansprechen. Da beharre ich schon darauf, dass wir einen Namen haben, dass wir eine eigene Person sind und kein Klon.»
Für sie sei es schwer nachvollziehbar, dass Leute sie schnell in Gruppenhaft nehmen würden, ergänzt sein Bruder Philipp Schorer. Diese Unverständnis käme wohl davon, dass sie immer als individuelle Persönlichkeiten wahrgenommen worden seien – und ihre Eltern sie auch so behandelt hätten.
Wenn das Chaos beginnt
Schorers sind keine eineiigen Vierlinge und ähneln sich nicht. Trotzdem würden die beiden Schwestern Michelle und Isabelle manchmal verwechselt: «Solange die Leute nicht wussten, dass wir Vierlinge sind, verwechselten sie uns weniger», erzählt die Kunstgeschichte-Studentin Isabelle Schorer. «Erst als sie erfahren haben, dass wir Vierlinge sind, begann das Chaos.»
Wahrscheinlich seien sie als Vierlinge schon auch manchmal zu kurz gekommen – mit nur einem Mami, sind sich die Geschwister einig. Am meisten habe sie das beim Geburtstagskuchen gestört: In der Familie Schorer durfte jeweils ein Kind aussuchen. Und die Geschmäcker hätten trotz ähnlichen Genen verschiedener nicht sein können.
Konkurrenzkämpfe im Schnee
Auch Konkurrenzkämpfe habe es gegeben – meist in den Skiferien auf der Piste. «Isabelle hat mich beim Abschlussrennen einmal geschlagen und ich habe das fast nicht ertragen», erzählt Michelle Schorer. Ein Jahr später habe sie am Vorabend ihre Ski präpariert, die Fahrt der Schwester analysiert und hätte unbedingt wieder gewinnen wollen.