Lotti Stöckli (70)
Lotti Stöckli ist mit sieben Geschwistern im Luzerner Hinterland aufgewachsen. Schon als Mädchen übernahm sie viel Verantwortung, betreute die jüngeren Geschwister und half im Restaurant- und Metzgereibetrieb der Eltern.
Nachdem sie die Handelsschule abgeschlossenen hatte, packte Lotti Stöckli das Fernweh. Sie reiste für eine Au-pair-Stelle in die USA. Danach arbeitete sie als Sekretärin auf dem Schweizer Konsulat in New Orleans. Mit ihrem Mann zog sie schliesslich nach Chile und ein paar Jahre später nach Brasilien weiter.
Ich will mehr für meine Enkelkinder da sein.
Noch von Brasilien aus haben Stöcklis in Schenkon bei Sursee ein Einfamilienhaus bauen lassen. Am Tag ihrer Rückkehr in die Schweiz sahen sie das Haus zum ersten Mal. Bis heute sind sie dort «happy». Mittlerweile hat sie auch ihren Job als Dolmetscherin an den Nagel gehängt, weil sie mehr für ihre Enkelkinder da sein will.
Lotti Stöckli trägt das Reisevirus aber nach wie vor in sich. Zum 60. Geburtstag war sie als Pilgerin auf dem Jakobsweg unterwegs. Sie wanderte ganz alleine von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela. Und zusammen mit ihrem Mann reist Lotti Stöckli heute noch fürs Filmen durch die Welt. Die beiden haben schon viele Dokumentarfilme gedreht. Dieses Jahr waren sie für «Vom Fluch der Soja» sechs Monate in Brasilien und haben das Leben von Bio-Kleinbauern dokumentiert, die inmitten von riesigen Soja-Plantagen zu überleben versuchen.
Andreas Treier (44)
Das Handwerk prägte Andreas Treiers Kindheit. Bei ihnen sei sehr viel gebastelt worden. So entwickelte er als Jugendlicher eine Leidenschaft fürs Modellfliegen und trat als Teenager einer Modellbaugruppe bei. Damit er sein Hobby finanzieren konnte, absolvierte er eine Mechanikerlehre und lebte sparsam, damit er sein Hobby finanzieren konnte.
Mit meinem Schwyzerörgeli verdiente ich mir manchmal auf der Strasse einen zusätzlichen Batzen.
Als Jugendlicher landete Andreas Treier sogar einmal im «Blick»: Um sich einen zusätzlichen Batzen dazu zu verdienen, spielte er manchmal auf der Strasse mit seinem Schwyzerörgeli. Was der heute 44-Jährige Innerschweizer als 15-Jähriger nicht wusste: Strassenmusiker durften nur eine halbe Stunde an einem Ort spielen. «So vertrieben mich Polizisten vom Berner Bärenplatz», erzählt er.
Mittlerweile hat es Andreas Treier beruflich in den sozialen und pädagogischen Bereich gezogen. Den Anstoss zum Umstieg haben ihm seine Reisen gegeben. Schon während seiner Lehre zum Mechaniker habe er sich für Missions- und Entwicklungspolitik interessiert. Am Tag nach seinem Lehrabschluss brach er nach Guatemala auf. In verschiedenen Projekten schnupperte er «missionarische Luft». Erst in Guatemala, später auch in Kolumbien.
Ich interessierte mich für Missions- und Entwicklungspolitik.
Wieder zurück in der Schweiz trat Andreas Treier eine Stelle als Jugendarbeiter an. Eigentlich wollte er an die Schule für Soziokulturelle Animation, absolvierte dann stattdessen «ein halbes Theologie-Studium» am Religionspädagogischen Institut Luzern. Bis vor Kurzem arbeitete er als Religionslehrer.
Dann kam erneut ein beruflicher Wechsel: Der zweifache Familienvater arbeitet heute als Therapeut und Gewaltberater. Er meditiert am Morgen und tauscht einmal im Monat in einer Männergruppe Lebenserfahrungen aus. Geblieben ist seine Leidenschaft fürs Handwerkliche: In seinem Keller hat er eine kleine Hobby-Werkstatt eingerichtet.