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Schwere Tierversuche: Soll man sie verbieten?
Aus Forum vom 24.10.2019. Bild: Keystone
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Diskussionssendung «Forum» Sollen schwere Tierversuche ganz verboten werden?

Im Namen der Forschung müssen in der Schweiz Jahr für Jahr tausende Tiere leiden. Die Wissenschaft hält Tierversuche für unerlässlich. Tierschützer hingegen zweifeln am Nutzen der Resultate und fordern, die schwersten, brutalsten Tierversuche zu verbieten.

In der Schweiz werden pro Jahr rund 600'000 Tiere für Versuche eingesetzt. Es werden Versuche an Mäusen, Ratten, Vögeln, Fischen aber auch Katzen, Hunden, Pferden und Affen durchgeführt. Gut 16'000 dieser Tiere müssen sehr belastende Prozeduren aushalten.

Tierversuche werden in drei Stufen eingeteilt. Die schlimmsten Versuche mit «Schweregrad 3» sind für die Tiere mit starken Schmerzen oder Angst, schweren Beeinträchtigungen und langfristigen Leiden verbunden.

Nach dem jüngsten Tierversuchs-Skandal in einem deutschen Labor («Kassensturz» vom 15.10.2019) fordern Tierschützer, schwere Tierversuche ganz zu verbieten.

«Verbot hätte negative Folgen für die Forschung»

Forscher hingegen warnen: In der Schweiz hätte das negative Folgen für die Hochschulen, Universitätsspitäler und Pharma. Ohne Einsatz von Tieren sei wissenschaftlicher Fortschritt nicht möglich. Mit Versuchen an Tieren könne man Grundlagenwissen schaffen und neue Medikamente und Verfahren entwickeln, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Mit einem Verbot des höchsten Schweregrades wäre Forschung z.B. im Bereich von Demenz- oder Parkinson-Erkrankungen nicht mehr möglich.

Zudem seien die gesetzlichen Auflagen heute schon streng. Jeder Tierversuch muss von einer kantonalen Fachkommission bewilligt werden, in der auch Tierschützer sitzen. Allerdings seien die Tierschützer in diesem Gremium in der Minderheit, so die Kritik der Gegenseite.

«Für Menschen sind die Versuche zu wenig aussagekräftig»

Tierschützer zweifeln auch am angeblich grossen Nutzen dieser Experimente. Die Ergebnisse aus Versuchen mit Tieren seien häufig nicht auf den Menschen übertragbar, sagt Julika Fitzi vom Schweizer Tierschutz STS. «Für die Humanmedizin sind sie schlicht zuwenig aussagekräftig.»

Zudem würden heute viel zu viele unnötige, doppelte Versuche durchgeführt. Es flössen unglaubliche Mengen an Geld in die Forschung an Tieren, und fast keines in die Erforschung von Alternativmethoden, so die Kritik von Tierschützern.

Die Gäste in der Sendung:

  • Julika Fitzi, Fachstelle Tierversuche STS & Tierärztin
  • Servan Grüninger, Tierversuchskommission Kanton ZH & Biostatistiker UZH

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