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Carla sitzt im Affenstuhl und zupft ungeduldig am Hosenbein von Eric Schmidlin. Der Forscher erklärt gerade das Ziel seines Tierversuchs mit Affen – Carla will aber weiter arbeiten. Denn sie weiss: Wenn sie die im senkrechten Brett eingelassene Schublade öffnet, dann erhält sie eine Belohnung.
Carla ist eine von 21 Affen, die in Freiburg (FR) als Versuchstiere eingesetzt werden. Zur Zeit ist Freiburg die einzige Universität der Schweiz, die Tierversuche mit Affen im Labor durchführt – teilweise in Zusammenarbeit mit anderen Universitäten.
«Carla ist sehr motiviert», lobt Eric Schmidlin. Und sie ist erfahren, sonst würde sie der Journalisten-Besuch aus dem Konzept bringen. Eric Schmidlin arbeitet seit seiner Studienzeit mit Affen.
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Er untersucht an Carla und weiteren Javaneraffen die Regeneration nach Hirnverletzungen. Die Affen werden in jener Region des Hirns verletzt, welche die Hand steuert. Danach wenden Eric Schmidlin und sein Team eine neue Heilungsmethode an und messen den Fortschritt der Rehabilitation.
Ich habe eine enge Beziehung zu den Affen. Und sie zu mir. Im Gehege erkennen sie mich und gehen sofort in ihre Boxen, um zu arbeiten.
Nach getaner Arbeit erhält Carla Futter. Äpfel und Trauben sind ihre Leibspeise. Durch das Futter werden die Affen motiviert, mitzumachen bei den Experimenten. Was sie nicht essen, kriegen sie später im Gehege. Dort lebt Carla gemeinsam mit vier weiteren Affenweibchen auf 45 Kubikmeter. Nachmittags werden die Aussengehege geöffnet.
Nach Abschluss der Versuche werden die Affen eingeschläfert und ihr Hirn wird untersucht, um genau bestimmen zu können, wo die Verletzungen waren und wie sie geheilt sind.
Die Freiburger Tierversuche
In Freiburg gibt es fünf Versuchsgruppen. Die Forscher untersuchen das Suchtverhalten; Hirnverletzungen und ihre Regeneration; Rückenmarksverletzungen und ihre Regeneration. 21 Affen sind im Einsatz, meist Weibchen, vereinzelt auch Männchen. Früher züchtete die Uni die Affen selbst, heute kauft sie sie ein aus Übersee. Ein Affe kostet rund 5000 Franken. Das Training für einen Versuch kann bis zu einem halben Jahr dauern. |
Affenversuche: Unverzichtbar oder überflüssiges Leid?
Affenversuche sind umstritten: Forscherinnen und Forscher argumentieren, dass es viele Behandlungen oder Medikamente ohne Tierversuche mit Affen nicht geben würde (etwa Impfungen, Medikamente gegen HIV/Aids und andere Immunerkrankungen, Behandlungen für Alzheimer/Demenzpatienten).
Wer gegen Tierversuche mit Affen ist, soll auch auf die Behandlungen und Medikamente verzichten.
Wenn es um kognitive Fähigkeiten, Abläufe im Gehirn oder auch Funktionalität der Hände geht, seien Versuche mit Affen unverzichtbar, weil sie dem Menschen am ähnlichsten sind. Wer also gegen Tierversuche mit Affen ist, müsse konsequenterweise auch auf den medizinischen Fortschritt und die Behandlungen verzichten, die dank Tierversuche mit Affen entdeckt wurden.
Ausserdem betonen die Befürworter, dass die Affen keine Schmerzen leiden und freiwillig mitmachen würden (etwa in die Box steigen). Sei ein Affe krank, so höre er sofort auf mit der Arbeit, argumentieren die Forscher. Ausserdem seien sie den drei R verpflichtet (siehe Box), würden also so wenig Versuche wie möglich durchführen und diese für die Affen so erträglich wie möglich machen.
Regeln für die Bewilligung
Für alle Tierversuche gelten in der Schweiz die drei R: Replace (ersetzen; Versuche sind nur erlaubt, wenn es keine Alternativen ohne Tiere gibt), Reduce (reduzieren; so wenig Tiere wie möglich einsetzen), Refine (verbessern; die Tierversuche müssen so schonend wie möglich durchgeführt werden). Das Leiden soll laut Bundesvorgaben auf ein Minimum reduziert werden. Das Tierschutzgesetz legt Regeln für die Haltung und die Bewilligung fest. Vorgeschrieben ist eine Tierversuchskommission, in der Forscherinnen und Forscher, aber auch Mitglieder von Tierschutzorganisationen sitzen. Die Kommission prüft die Versuche, wägt die Belastung der Tiere ab gegen den Nutzen der Gesellschaft und gibt dann eine Empfehlung ab. Das kantonale Veterinäramt erteilt dann eine Bewilligung, welche die Forscher anfechten können. Je nach Kanton können auch einzelne Mitglieder der Kommission einen Rekurs gegen die Entscheidung einreichen (geschehen in Zürich). |
Tierschützer und andere Gegnerinnen werten Tierversuche mit Affen als besonders schlimm. Denn Affen seien uns sehr ähnlich, hätten weit entwickelte kognitive Fähigkeiten. Sie begriffen also, was mit ihnen geschieht, was ihre Leidensfähigkeit besonders gross mache.
Die Affen sind hoch entwickelt, sie wissen genau, was passiert und sind sehr emotional. Können wir hier Tierversuche verantworten?
Beim Thema Freiwilligkeit betonen die Tierschützerinnen, die Tiere machten vor allem mit, weil sie nur beim Versuch Futter oder zu Trinken erhielten.
Auf einer ethischen Ebene kritisieren die Gegner, dass die Tiere benutzt, ja instrumentalisiert werden, um Vorteile für Menschen zu schaffen. Dies sei moralisch falsch. Zudem sei nicht erwiesen, dass die Resultate aus Forschungen mit Affen direkt auf den Menschen übertragbar seien.