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Es droht eine Katastrophe in der Katastrophe
Aus Doppelpunkt vom 23.03.2018. Bild: ZVG, Caritas
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Flucht aus Burma Es droht eine Katastrophe in der Katastrophe

Innert weniger Wochen sind rund 800'000 Rohingya von Burma nach Bangladesch geflüchtet. Die «Glückskette» unterstützt mit finanziellen Mitteln Hilfswerke vor Ort. Deren Arbeit ist aber alles andere als einfach, wie diese Reportage aus Bangladesch zeigt.

Cox's Bazar, Bangladesch: Die «Glückskette» unterstützt hier Hilfswerke, welche in den Flüchtlingslagern in Bangladesch tätig sind: darunter Helvetas, Medair, SRK, Caritas, Save the Children und Terre des hommes Kinderhilfe. Die Arbeit der Hilfswerke vor Ort ist aber alles andere als einfach, wie ein Augenschein zeigt. Die Grösse des Lagers, die politische Haltung der Regierung sowie der drohende Monsun erschweren die Hilfe.

1. Der drohende Monsun

Der Monsun ist die wohl grösste Herausforderung, welche auf die Hilfswerke zu kommt. «Einmal hat es an drei Tagen nacheinander je eine halbe Stunde geregnet. Da standen wir bereits fast knietief im Schlamm», berichtet Aline Iosca, Logistikerin beim Schweizerischen Roten Kreuz SRK.

Wenn die Regensaison anfängt, dann werde es für die Hilfswerke schwierig, sich im Lager zu bewegen und die Hilfsgüter zu verteilen. Die Rohingya werden zum Teil vermutlich von der Aussenwelt abgeschnitten, ihre Unterkünfte durch die Stürme zerstört, es drohen Erdrutsche. Caritas versucht die Unterkünfte nun zu verstärken. «Einem ganz starken Sturm halten sie trotzdem nicht Stand», befürchtet Dabarzaj Dey, Ingenieur bei Caritas. Es droht eine Katastrophe in der Katastrophe.

Blick über das Flüchtlingslager. Einfache Unterkünfte aus Bambus und Planen wurden an Hänge gebaut.
Legende: Das Flüchtlingslager dürfte dem Monsun nicht Stand halten Die einfachen Unterkünfte der Rohingya in Bangladesch liegen in einer hügeligen Landschaft. Bei einem Wirbelsturm drohen sie einzustürzen, bei Monsunregen könnten die tiefer gelegenen Unterkünfte überflutet werden, diejenigen an den Hängen abrutschen. ZVG, SRK

2. Die Vorgaben der Regierung

Die Regierung von Bangladesch macht immer wieder deutlich, dass sie nicht bereit ist, die Rohingya definitiv bei sich aufzunehmen. Die Hilfswerke dürfen deshalb keine permanenten Unterkünfte, Sanitäranlagen, Spitäler oder Schulen einrichten. Idris Ali Khan bedauert vor allem die fehlende Bildung, da rund 70 Prozent der Flüchtlinge Kinder sind. Und er rechnet damit, dass sie mindestens drei, vier Jahre im Lager leben. «Wenn sie keine Bildung im Lager erhalten, werden sie später nicht studieren können. Das wird ein grosses Problem für sie.»

Zwischen Bäumen stehen drei grosse Zelte - eines für Männer, eines für Frauen, eines für Kinder.
Legende: Das «Spital» des Finnischen Roten Kreuz Im Akutspital können keine chronischen Krankheiten behandelt werden, da die Kapazität fehlt. Feste Spitäler erlaubt die Regierung von Bangladesch nicht, ebenso wenig wie Schulen. ZVG, SRK

3. Die Grösse des Lagers

Kutupalong ist das grösste Flüchtlingslager der Welt. Zahlreiche Hilfsorganisationen sind vor Ort. Die Koordination und Absprache zwischen den Organisationen ist schwierig, aber nötig, damit alles reibungslos funktioniert. Ausserdem leben die Menschen im Lager sehr dicht aufeinander. Krankheiten und zwischenmenschliche Probleme sind vorprogrammiert. Und wo viele Flüchtlinge leben, braucht es auch viele Leute, die sich um sie kümmern. Qualifiziertes Personal zu finden ist da nicht einfach. Ärzte beispielsweise kommen frisch ab Studium: «Sie haben zum Teil weniger Wissen als wir», sagt Christian Läuffer, Rettungssanitäter vom «Glückskette» - Partner Schweizerisches Rotes Kreuz. Ausserdem wechseln sie alle vier Wochen.

Dutzende Menschen sitzen hintereinander zwischen Bambusstangen, welche die Warteschlange ordnen.
Legende: «Anstehen» für die Hilfsgüter Im grössten Flüchtlingslager der Welt ist die Koordination besonders wichtig. Damit alle Zugang zu den Hilfsgütern erhalten, niemand aber doppelt berücksichtigt wird, wird die Verteilung genau dokumentiert und organisiert. ZVG, CARITAS

Wo viele Flüchtlinge leben, stehen auch viele Helferinnen und Helfer im Einsatz. Wir haben einige von ihnen getroffen.

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