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Konzertkritik Phil Collins live in Zürich: Mit Gehstock und Welthits

Fast 9 Jahre nach seinem letzten Konzert in der Schweiz kehrte Phil Collins am Dienstag, 18. Juni 2019 zurück ins Schweizer Rampenlicht. Im Rahmen seiner «Still Not Dead Yet Live»-Tour spielte der Brite im Stadion Letzigrund in Zürich und vergnügte sein Publikum mit einem Hitfeuerwerk und viel Witz.

Phil Collins in Zürich: Der britische Weltstar will es auf seiner «Still Not Dead Yeat Live»-Tour noch einmal wissen.
Legende: Phil Collins in Zürich Der britische Weltstar will es auf seiner «Still Not Dead Yeat Live»-Tour noch einmal wissen. ABC Production/Marco Masiello

Mit Phil Collins spielte einer der erfolgreichsten Musiker der Popgeschichte (rund 250 Millionen verkaufte Tonträger weltweit) in der Schweiz. Wie es von einer lebenden Legende auf Comeback-Tour nicht anders zu erwarten war, gab es keine musikalischen Experimente, sondern ein Hitfeuerwerk aus beinahe vier Jahrzehnten.

Collins eröffnete den Abend stimmungsvoll mit seinen weltberühmten Balladen «Against All Odds» und «Another Day In Paradise».

Phil Collins geht seit einer Rückenoperation am Stock und muss den Grossteil seiner Konzerte im Sitzen spielen. So auch seine Show in Zürich. Der Song «In The Air Tonight» markierte den Höhepunkt des gesamten Konzerts. Nicht nur weil das Stück zu den beliebtesten aus Collins’ Repertoire zählt. Es war auch der einzige Song, den Phil Collins im Stehen sang. Das Schweizer Publikum im Stadion Letzigrund unterstützte ihn gesanglich voller Inbrunst.

Und nein, Phil Collins spielte das Kult-Schlagzeug-Fill im Stück nicht selbst. Dies übernahm sein 18-jähriger Sohn Nicholas, der seinen Vater auf der aktuellen Tour am Schlagzeug begleitet.

Das rund zweistündige Set war zudem gespickt mit Genesis Klassikern, wie beispielsweise «Follow You Follow Me» oder «Invisible Touch».

Musikalische Spitzenklasse, Show nicht mehr zeitgemäss

Gesanglich ist Phil Collins immer noch der Alte. Mit geschlossenen Augen hätte man denken können, man befinde sich an einem Konzert Mitte der Achtzigerjahre und Phil Collins auf dem Zenit seiner Karriere.

Nicht ganz mithalten mit der heutigen Zeit konnte die schlichte, zuweilen statische Bühnenshow. Mit einer klassischen Beleuchtung, Trockeneis und Video-Screens, die teilweise Aufnahmen aus Collins' Vergangenheit zeigten, war diese ziemlich unspektakulär ausgefallen.

Zudem rückte diese Schlichtheit Phil Collins noch mehr in den Fokus. Dieser ist heute aber eben gesundheitsbedingt nicht mehr derselbe, lebhafte Entertrainer. Früher wirbelte er über die Bühne und riss sein Publikum mit seiner Energie mit. Heute gibt er sich zwar nach wie vor grosse Mühe, sein Publikum zu animieren. In einem grossen Stadion zwei Meter vom Bühnenrand entfernt sitzend ist dies aber eine äusserst schwierige Aufgabe und gelang ihm nur selten.

Beeindruckende Persönlichkeit mit Charisma und Schalk

Grosse Qualitäten von Phil Collins waren stets sein Humor und seine charismatische, selbstironische Art. Und diese hat er auch mit seinen mittlerweile 68 Jahren nicht verloren. Es fängt bereits beim Namen der aktuellen Tour an: «Still Not Dead Yet» oder zu Deutsch «Immer noch nicht tot». Damit spielt er mit einem Augenzwinkern auf verschiedene Schicksalsschläge an, bei denen es unter anderem auch um sein Leben ging.

Es bleibt allerdings nicht nur beim Tourtitel. Mit seinen charmanten und sarkastischen Song-Ansprachen über seinen Rücken oder seine Vergangenheit sorgte Phil Collins für viele Lacher im «Letzi». Die Ehrlichkeit und Lockerheit, mit der Collins zusammen mit seinem Publikum über Schicksalsschläge scherzen kann, war beeindruckend.

Ein Phil-Collins-Konzert im Jahr 2019 ist nicht mehr dasselbe wie vielleicht noch vor 15 Jahren. Mitzuerleben wie ein vom Leben gezeichneter Weltstar über sich selbst lachen kann und allen Widrigkeiten zum Trotz wieder auf die Bühne zurückkehrt, war dennoch aussergewöhnlich.

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