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Bruno und Cornelia – ein Date zwischen Mensch und Hund
Aus Input Story vom 17.06.2020. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 21 Minuten 15 Sekunden.
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Mensch und Hund Den perfekten Hund finden: keine einfache Aufgabe

Auf die Schnelle den perfekten, vierbeinigen Partner finden? Das geht nicht. «Wer den richtigen Partner möchte, muss erst wissen, wer er selber ist», sagt Verhaltenstierärztin Christina Sigrist.

Der Weg zum richtigen Hund, kann ein langer sein. Der treuherzige Blick und das zutrauliches Verhalten reichen nicht aus um zu sagen: «Jawohl, dieser Hund passt zu mir!». Viel mehr kommt es darauf an, ob er einem ähnlich ist.

Wenn man sagt, gleich und gleich gesellt sich gern, so ist der Hund idealerweise das Pendant zum Halter.
Autor: Christina Sigrist Verhaltensmedizinerin und Veterinärin

Welcher Hund passt zu mir?

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Wenn’s zwischen Vier- und Zweibeiner klappen soll, dann sollte der Hund eine vergleichbare Persönlichkeitsstruktur und ähnliche «Interessen» wie sein Halter haben. Je nach Rasse hat der Hund unterschiedliche Bedürfnisse. Es ist sehr wichtig, sich mit diesen Bedürfnissen auseinanderzusetzen.

Der Husky

Er mag sich zwar drinnen sehr anhänglich und zufrieden geben, braucht aber als ursprünglich für Sprints und Zugleistung gezüchteter Schlittenhund körperliche Auslastung und viel Bewegungsaktivität in der Natur. Also passt dieser Athlet mit wunderschönen Augen zu mir? Nein, wenn ich einen Hund zum Kuscheln und für kurze Spaziergänge durch die Stadt möchte.

Der Mops

Wer sich nicht so gerne bewegt und doch einen vierbeinigen Begleiter haben möchte, einen Kumpel, dem könnte der Mops ein guter Freund sein.

Der Mops ist in seinem Wesen treu, aufgrund seiner Grösse unkompliziert und zieht das Fläzen auf der Couch dem ausgedehnten Spaziergang vor.

Die grosse Liebe zu Pit Bull Terrier

Christina Sigrists grosse Liebe gehört den Pit Bulls. Einer Hunderasse, die vielen Vorurteilen ausgesetzt ist, so auch ihre Halter.

Er ist ein sogenannter Listenhund, eingebürgert hat sich bei vielen Menschen aber der Begriff «Kampfhund». Äussert aggressiv und gefährlich soll der Listenhund sein, zwei der Vorurteile. Christina Sigrist stellt diese aber vehement in Abrede.

Christina Sigrist

Christina Sigrist

Verhaltenstierärztin

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Christina Sigrist (60) ist Verhaltenstierärztin und war schon Halterin von sechs Hunden, fünf davon waren Pit Bull Terrier. Sie ist unter anderem verantwortlich für verschiedene Aus- und Weiterbildungen und Seminarleiterin bei der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft SKG.

SRF: Christina Sigrist, sie sagen, wie der Herr, so's Gescherr. Also, wie sind sie oder besser gesagt der Pit Bull?

Christina Sigrist: Ich hab’ die Erfahrung gemacht, dass man diesen Hunden auch als Fremdperson vertrauensvoll und sehr lange in die Augen schauen kann. Dies, ohne dass sie sich entweder bedroht oder aber provoziert fühlen.

Das zeugt von viel Sicherheit und Vertrauen gegenüber dem Menschen. Phänomenal ist auch, dass alle fünf Pit Bulls die ich hatte, sich perfekt meinem Lebensstil anpassten: Sie hatten nicht jeden Tag das Bedürfnis, sechs Stunden raus zu gehen und «dauerbespasst» zu werden und tolerierten es absolut problemlos, auch mal bis um 11 Uhr auszuschlafen und den Rest des Tages rumzuhängen.

Andererseits waren sie stets sofort zur Stelle, wenn Action angesagt war.

Sie kennen also keine aggressive Seite an diesen Hunden?

Bis auf einen hatten alle mehr oder weniger ausgeprägt eine einzige «Baustelle» – sie waren nicht allzu gesellig gegenüber andern Hunden und brauchten Abstand und Anleitung im Umgang mit diesen.

Ansonsten, insbesondere Menschen, aber auch anderen Haustieren gegenüber waren sie auffällig tolerant bis freundlich gesinnt. Sie liessen sich kaum von anderen Hunden provozieren, wirkten gelassen bis souverän und konnten auch einstecken. Ohne auszuticken. Sie bellten fast und knurrten tatsächlich gar nie, und zeigten nicht den geringsten Anflug von Schutz- und Wachverhalten.

Trotzdem, man hört und liest immer wieder von Attacken durch Listenhunde...

Das stimmt. Es handelt sich zwar um sehr seltene, aber absolut katastrophale Ereignisse, die sich eigentlich mit «Amokläufen» vergleichen lassen.

Grossmehrheitlich handelt es sich dabei um Spätfolgen von Sozialisierungs-Mängeln. Hunde, die outdoor fast wahllos insbesondere Kinder attackieren, haben in der Regel nicht gelernt, zwischen Beute(tieren) und bestimmten Menschentypen zu unterscheiden.

Auch ist unbestritten, dass ab einem gewissen Gewicht, einer bestimmten Konstitution und Kondition jeder Hund potenziell gefährlich ist, ob Pit Bull, Dalmatiner, Berner Sennenhund oder Golden Retriever.

Es gibt nachweislich nicht mehr Menschen-Attacken durch Pit Bull und Co. als durch Vertreter anderer Hunderassen – allerdings werden letztere deutlich seltener und weniger prominent publik gemacht.

Im Moment haben Sie keinen Hund. Trotzdem, was mussten Sie sich alles anhören, wenn Sie mit ihren Hunden unterwegs waren?

Das war mitunter tatsächlich unter der Gürtellinie. Da ging die Post ab, da outeten sich die Leute wirklich als eigentliche «Hunde-Rassisten». Beim Vorbeigehen wurde schon auch mal nach nach den Hunden getreten.

Ein Glück, dass meine Piddies so gut einstecken konnten – sie haben sich nie gewehrt.

Das Gespräch führte Beatrice Gmünder

Sendungen zum Thema

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Legende: SRF

Im Podcast Input Story begleitet Redaktorin Beatrice Gmünder die Hundeliebhaberin Cornelia Mader auf der Suche nach ihrem neuen Hund. Dabei zeigt sich, wer einen Hund sucht, muss sich fragen, was möchte ich vom Hund und was braucht der Hund von mir? Es ist eben nicht der treuherzige Blick oder die schöne Fellzeichnung allein, damit es zwischen Mensch und Hund matcht.

Vertieft wird das Thema in den Sendungen Input (SRF3, 21. Juni, 20 Uhr) und Doppelpunkt (SRF1, 23 Juni, 20 Uhr).

Input SRF 3, 21. Juni 20 Uhr / Doppelpunkt SRF 1, 23. Juni 20 Uhr

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