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«SRF bi de Lüt – Unser Dorf»: Jaundeutsch
Aus SRF bi de Lüt – Goldies vom 02.03.2017.
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Mundart einzigartig Kaum jemand versteht diesen Dialekt

In der kleinen Gemeinde Jaun (FR) ist man stolz auf den eigenen Dialekt: das Jaundeutsch. Das Problem: In der übrigen Schweiz versteht kaum jemand ein Wort. Oder wissen Sie, was eine «Mùusa» ist?

Jaun die Sprachinsel

Um die 660 Einwohner hat die Gemeinde Jaun mit ihren zwei Dörfern Jaun und Im Fang. Sie liegt in einem Tal in den Freiburger Alpen und ist die höchstgelegene Gemeinde des Kantons Freiburg. Es ist auch der einzige Ort im Greyerzbezirk, in dem Deutsch gesprochen wird. Nur ist der Dialekt für den Rest der Deutschschweizer kaum verständlich.

Wer aus Jaun weggezogen ist, wie der Autor Leo Buchs, wird sich hüten, ausserhalb von Jaun so zu sprechen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Jedenfalls weiss Leo Buchs, wovon er spricht.

Audio
Leo Buchs Lehre aus der Kindheit
aus Audio SRF 1 vom 02.11.2018.
abspielen. Laufzeit 20 Sekunden.
Ich musste mich sprachlich auch anpassen, sonst hätte ich beruflich grosse Probleme gehabt.
Autor: Leo Buchs Pensionierter Chemiekaufmann und Autor

Dass sich das Jaundeutsch nicht wie andere Dialekte in der deutschen Schweiz entwickelt hat, sei «aparteg», meint Leo Buchs, der auch das Jaundeutsche Wörterbuch verfasst hat. Es sei eine unmittelbare Konsequenz der Abgeschlossenheit, dass sich sein Dialekt so gehalten habe.

Geprägt ist das Jaundeutsch von den sogenannten Zwielauten oder Doppellauten. Das sei das grösste Merkmal dieses Dialekts, so Buchs.

Worterklärung

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  • «Bruet» = Brot
  • «Chies» = Käse
  • «Òòche» = Butter
  • «Mùssáárda» = Kilbisenf, Freiburger Spezialität
  • «Att» = Vatter
  • «naare» = spielen
  • «Mùusa» = Puppe
  • «aparteg» = eigen
  • «Wyysbly» = Bleistift

Interessant sei, dass in den vergangenen Jahren im Jaundeutsch sogar neue Zwielaute dazugekommen seien. Das habe die Universität Bern vor ein paar Jahren in einer Studie festgestellt. Im Vergleich zu anderen Dialektregionen sei das eine andersgerichtete Entwicklung, sagt der heute 78-järhige Leo Buchs.

Gemeinde mit eigenem Wörterbuch

Als der Jauner 2001/2002 an der Universität Zürich noch Germanistik studierte, drängte ihn ein Professor nach einer Vorlesung über ein Jaundeutsches Wörterbuch nachzudenken. Der Jaunerdialekt sei etwas ganz Spezielles und sprachwissenschaftlich sehr interessant, meinte der Professor.

Um ein Wörterbuch zu schreiben, fehlte Leo Buchs damals jedoch die Grundlage. Deshalb belegte er an der Universität noch die Fächer Dialektologie, Lexikologie, Lexikografie. Das Nachschlagewerk, welches 2014 erschienen ist, enthält rund 11'800 Wörter aus dem Jaundeutschen. Wörter, die kaum einer versteht, wenn er nicht zu den 660 Seelen von Jaun gehört.

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