Zum Inhalt springen

Header

Audio
Schweizer Bauern in der Dauerkritik
Aus Treffpunkt vom 29.05.2020. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 57 Minuten 6 Sekunden.
Inhalt

SRF-User zur Kritik an Bauern «Schade, dass viele Qualität möchten, aber nichts dafür zahlen»

Die Schweizer Landwirtschaft steckt in der Dauerkritik, vor allem wenn es um Biodiversität, Klimawandel oder den Einsatz von Pestiziden geht. Auch SRF-User diskutieren rege.

Wer in der Landwirtschaft tätig ist, der wird oft mit Vorwürfen und heftiger Kritik konfrontiert. Besonders häufig werden dabei die Rindviehhaltung und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kritisiert.

Die Landwirte werden beschuldigt, für die Verschmutzung des Grundwassers verantwortlich zu sein und mit dem Ausstoss von Treibhausgasen den Klimwandel zu beschleunigen.

Von krummen Gurken und wählerischen Konsumenten

Ist die Kritik an den Bauern berechtigt oder nicht? Das Thema hat auf der Webseite und auf Facebook zu regen Diskussionen geführt.

So hat beispielsweise Arnold Weiss seine Meinung kundgetan: «Wenn Pestizide verboten werden, werden Lebensmittel teurer und die Tier- und Insektenwelt hoffentlich gesünder. Dass wegen der höheren Preise mehr Rüebli etc. zweiter Klasse konsumiert würden, wäre dann vielleicht ein wünschenswerter Nebeneffekt.»

Die Auswirkung der Kundenbedürfnisse auf das Angebot in den Läden beschäftigt auch Peter Hess, wie er auf Facebook schreibt:

Die Konsumenten wollen keine krummen Gurken, keine Äpfel mit Flecken usw. Das heisst, dass viele Lebensmittel gar nie in den Verkauf gelangen. Deshalb wird mit gewissen Mitteln nachgeholfen.
Autor: Peter Hess SRF-User

Wer das nicht wolle, der müsse den Bauern, die für biologische Produkte Mehraufwand betreiben, auch faire Preise bezahlen, findet Peter Hess:

«Aber es muss immer billig sein. Schade, dass viele gute Qualität möchten aber nichts dafür zahlen!»

Ein Wagen mit Kartoffeln, die gerade geerntet wurden.
Legende: Nachhaltig und umweltbewusst? Die Schweizer Landwirte wehren sich gegen die happigen Vorwürfe. Keystone

Profitgierige Landwirte?

Die einen orten das Problem bei den Konsumenten und deren Ansprüchen, die anderen bei den Landwirten, die auf möglichst hohe Erträge aus seien.

Dieses Argument führt auch Facebook-Userin Eva Kelemen an: «Die Bauern sind keine Bauern mehr, sondern Produzenten, welchen nur ein höherer Ertrag am Herzen liegt. Die Auswirkungen und weiteren Zusammenhänge sind ihnen mehr oder weniger egal, sie wollen einfach überleben und stellen sich dabei gegen die Natur.»

Für sie ist deshalb klar:

Es sollte ganz einfach verboten sein, Mittel zu verwenden, welche giftig für Mensch und Natur sind!
Autor: Eva Kelemen SRF-Userin

Auch Julia Biegall plädiert für einen gänzlich neuen Ansatz in der Landwirtschaft: «Was nicht fair ist, ist die Gefährdung unserer Artenvielfalt, der Gesundheit des Planeten und somit auch der Gesundheit der Menschen.»

Sie fordert in ihrem Facebook-Kommentar ein Umdenken:

Landwirte sind unendlich wichtig für uns alle. Aber Gifte und Tierquälerei sind es nicht. Bitte geht doch neue Wege.
Autor: Julia Biegall SRF-Userin

Anderer Meinung ist Pirmin Bobst. Er findet: «Die Landwirtschaft arbeitet heute so nachhaltig und tierfreundlich wie noch nie in den letzten 100 Jahren. Ein Landwirt ernährt so viele Menschen wie noch nie, aber gleichzeitig wurden Landwirte noch nie so wenig respektiert wie heute.»

«Habt Vertrauen in uns»

Auf Facebook erhält Pirmin Bobst Unterstützung von Nicole Riesen. Sie verstehe nicht, weshalb die Konsumenten immer das Gefühl hätten, dass Bauern alles vergiften wollten. Denn als Landwirt sei es wichtig, dass der Boden über Jahre hinweg fruchtbar bleibe.

«Der Bauer hat als letzter etwas davon, wenn die Belastung zu gross wird und Resistenzen entstehen. Der Boden, die Umwelt und die ganze Natur sind sehr wichtig für ihn, da er sonst nichts mehr produzieren könnte.»

Ohne eine intakte Umwelt könnte der Bauer nicht nur keine Nahrungsmittel mehr produzieren, sondern hätte auch keinen Job mehr. Nicole Riesen meint deshalb:

Liebe Konsumenten, der Bauer hat eine Ausbildung gemacht, liest Fachberichte und bildet sich weiter. Habt doch etwas Vertrauen in uns!
Autor: Nicole Riesen SRF-Userin

Zwei Initiativen, - die eine für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung, die andere gegen synthetische Pestizide – die im Parlament hängig sind, dürften die Diskussion rund um die Schweizer Landwirtschaft weiter aufrechterhalten.

Meistgelesene Artikel