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Radio SRF 1 Wie zuverlässig ist der «Bööggometer»?

Jahr für Jahr sagt der brennende «Böögg» am Sechseläuten den Sommer voraus. Je schneller der Kopf explodiert, desto wärmer der Sommer. Doch stimmen diese knalligen Prognosen wirklich? Wir überprüfen die vergangenen Verdikte des «Bööggs» mit SRF-Wetterfrosch Felix Blumer.

13 Meter hoch ist der Scheiterhaufen jedes Jahr, auf dem der Böögg thront. Er ist mit Holzwolle und 100 Knallkörpern gefüllt. Der oberste und letzte Knaller steckt ihm im Kragen und lässt seinen Kopf explodieren. Je schneller der Böögg explodiert, desto wärmer wird der Sommer. Das besagt der Volksmund.

Stimmen diese Prognosen? 

14. April 2008: 26 Minuten und 1 Sekunde. Prognose: Lange Brenndauer, schlechter Sommer.

SRF-Meteorologe Felix Blumer blickt zurück auf den Sommer 2008. Er sei leicht zu warm gewesen, aber nichts Besonderes. Den ganzen Sommer hätte es nie eine grosse Hitze gegeben. «Allerdings war der Sommer bei weitem nicht so schlecht, wie es gemäss Böögg zu erwarten gewesen wäre», so Blumer.

20. April 2009: 12 Minuten und 55 Sekunden. Prognose: Ein mehr oder weniger guter Sommer.

So war es dann auch. Der Sommer war gemäss Blumer mässig, leicht zu warm: «Vor allem im August erlebten wir einen starken Endspurt», sagt er.

19. April 2010: 12 Minuten und 54 Sekunden. Prognose: Frühlingsbeginn und ein prächtiger Sommer 2010.

Begonnen hatte der Sommer 2010 genau, wie es der Böögg vorausgesagt hatte. «Der Start in den Sommer war vom Feinsten», sagt Felix Blumer. Doch der Hochsommer sei eine Enttäuschung gewesen. Insgesamt sei der Sommer 2010 in Zürich leicht zu warm gewesen.

11. April 2011: 10 Minuten und 56 Sekunden. Prognose: Ein herrlicher Sommer.

Und tatsächlich war 2011 in Zürich das wärmste Jahr seit mindestens 1864! Der Juli 2011 war laut SRF-Meteorologe Blumer ein Riesenflopp und mehr als 1 Grad zu kalt. «Frust pur, trotz kurzer Brennzeit!»

16. April 2012: 12 Minuten und 7 Sekunden – bei Nieselregen und kühlen Temperaturen musste mit Brandbeschleuniger nachgeholfen werden. Prognose:  Frühlingsbeginn und ein passabler Sommer.

In Realität war das Ganze nicht so einfach: «Juni und Juli waren auch eher enttäuschend, der August war aber super mit grosser Hitze», sagt Felix Blumer. Seit 2003 der wärmste Sommer, August sei dank!

Wissenschaftler beweist: Böögg ist ein schlechter Wetterfrosch

Der pensionierte Zürcher Meteorologe Bernard Primault hat die Brennzeit des Böögg sogar mit wissenschaftlichen Methoden überprüft. Sein Fazit: Es bestehe kein Zusammenhang zwischen den Verbrennungszeiten am Sechseläuten und der Sommerwitterung.

Einen Erfolg muss man dem «Bööggometer» jedoch zugestehen: Vor dem Rekordsommer 2003 hatte er gerade mal 5 Minuten und 42 Sekunden überlebt, was den Zürchern schon dann einen herausragenden Sommer voraussagte.

1974 jedoch explodierte er schon nach 5 Minuten und 7 Sekunden – es folgte einer der kühlsten Sommer der letzten 50 Jahre. Im Durchschnitt brannte er in den letzten Jahren 13 Minuten und 42 Sekunden.

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