Disteln faszinieren zunächst mit ihrer Selbstschutzstrategie, sie sind geschätzt als leuchtend-farbige Augenweide, wegen ihrer kulinarischen Eigenschaften. Und sie dienen sogar als Wettermelder.
-
Bild 1 von 2. Die Golddistel wird auch «Stächbolle» genannt und ist eine wunderschöne Trockenblume. Bildquelle: Silvia Meister.
-
Bild 2 von 2. Die silbernen Hüllblätter der Silberdistel krümmen sich schützend über den Blütenboden, wenn ein Tiefdruckgebiet naht. Bildquelle: Silvia Meister.
Disteln sind äusserst wehrhafte Pflanzen. Die ursprüngliche indogermanische Bedeutung des Wortes «distel» ist spitzig, stachelig, scharf. Verschiedene Disteln wurden in der Schweiz seit Jahrhunderten verwendet als:
- Gemüse: Die vor allem in der Romandie verbreitete «Wälschdistle», gemeint ist die Wilde Artischocke, Cardy.
- Viehfutter: Die verschiedenen Gänsedisteln, auch «Bitter-Distle», «Milch-Distle» und «Sü-Distle» genannt.
- Heilpflanze: Die Mariendistel, sie heisst auch «Frosch-Distle» wegen der getupften Blätter.
- Wetterzeiger: Die Silberdistel zeigt eine höhere Luftfeuchtigkeit und somit ein sich nahendes Tiefdruckgebiet zuverlässig an.
- Schnitt- und Trockenblumen: Die Edeldistel auch Mannstreu oder «Chrüsi-Distel» genannt.
In Gärten und auf Feldern sind Disteln weniger erwünscht. Sie stechen, kratzen und lassen sich schwer entfernen. Doch ihre Stacheln haben einen Zweck: Sie leiten Regenwasser direkt zu den Wurzeln, was ihnen das Überleben an trockenen, sonnigen Standorten ermöglicht. Während Kühe sie meiden, fressen Ziegen und Esel die wehrhaften Pflanzen.
Delikatessen aus der Distel-Familie
Von Frühsommer bis Spätherbst haben essbare Disteln Saison. Im Juni beginnt die Zeit der Garten-Distel – besser bekannt als Artischocke. Später folgen die «Äss-Distel» (Juli/August) und im Spätherbst die «Wälsch-Distel», auch Cardy genannt.
-
Bild 1 von 3. Artischockenknospen haben im Frühsommer Saison. Das dicke Blattende und der Blütenboden werden in der Küche verwendet. Bildquelle: Silvia Meister.
-
Bild 2 von 3. Bei Cardy, auch Kardone oder Gemüse-Artischocke, sind die dicken Stängel eine gesuchte Delikatesse. Im Garten kann sie mehrjährig kultiviert werden, dann werden die zarten, jungen Stängel im Frühling gepflückt. Bildquelle: Silvia Meister.
-
Bild 3 von 3. Die heimische Stängellose Kratzdistel wurde früher wie Silberdistel und Golddistel gegessen. Die Knospen wurden gepflückt, die stacheligen Hüllblätter abgezupft und nur der Blütenboden roh oder gedünstet zubereitet. Bildquelle: Silvia Meister.
Cardy ist eine wilde Verwandte der Artischocke mit bis zu einem Meter langen, graugrünen Blättern – teils stachelig, teils glatt. Besonders geschätzt wird eine alte Sorte aus Genf mit nussigem Geschmack. Gegessen werden die dicken Stängel: geschält, in Salzwasser mit Essig gedünstet und dann gratiniert, frittiert oder im Salat serviert.
Auch heimische Arten wie die stängellose Kratzdistel wurden früher gegessen – der Blütenboden war eine geschätzte Zutat.
Ungeliebte stachelige Kratzbürsten
Zwei Distelarten gelten als invasive Plage: die Acker-Kratzdistel mit lila Blüten und die Acker-Gänsedistel mit gelben Blüten und milchigem Saft. Beide verbreiten sich über Samen und unterirdische Rhizome.
-
Bild 1 von 3. Die Ackerkratzdistel beginnt im Juni zu blühen und bildet viele flugfähige Samen. Bildquelle: Silvia Meister.
-
Bild 2 von 3. Die Blätter der Acker-Gänsedistel sind unterseits blassgrün. Bildquelle: Silvia Meister.
-
Bild 3 von 3. Acker-Kratzdisteln breiten sich auch über fliegende Samen aus. Bildquelle: Silvia Meister.
Die beste Bekämpfung: Einzelpflanzen im Knospenstadium bodennah abschneiden, konsequent über zwei Jahre hinweg. Bei grösseren Beständen hilft die Motorsense. Die kostenlose App «Flora Incognita» unterstützt bei der Bestimmung.
Blaue Pracht für Garten und Vase
Zwei Disteln sind besonders beliebt als Schnitt- und Trockenblumen: die Edeldistel (auch Alpen-Mannstreu) mit stahlblauen, zylinderförmigen Blüten und die Kugeldistel mit runden, tiefblauen Köpfen.
-
Bild 1 von 2. Das Alpen-Mannstreu, auch Edeldistel genannt, blüht im Juli und August. Bildquelle: Silvia Meister.
-
Bild 2 von 2. Kugeldisteln sind bei Hummeln und Honigbienen beliebt. Bildquelle: Silvia Meister.
Die Edeldistel wächst in den Alpen über 1500 m. Sorten wie Blue Star, Amethyst oder Superbum bringen Farbe in den Garten. Die Kugeldistel gedeiht am besten in mageren, sonnigen Böden – Sorten wie Veitch’s Blue oder die kompakte Ukrainische Kugeldistel eignen sich auch für Töpfe.