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Resilienz Können wir lernen, Schicksalsschläge zu meistern?

Der doppelte Salto ändert Marcel Stalders Leben für immer: Er landet auf dem Kopf und ist seither Tetraplegiker. Erst fällt er in ein Loch, doch dann kämpft er sich zurück. Diese Kraft nenne sich Resilienz und sei lernbar, sagt die Psychologin.

Am 15. September 1989 verändert sich Marcel Stalders Leben für immer. Er ist 21 Jahre jung, trainiert mit dem Turnverein für den jährlichen Turnerabend.

Die Sendungen zum Thema

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Im Podcast «Input Story» erzählt Marcel Stalder, wie er die ersten Jahre nach seinem Unfall in ein Loch fiel, sich aber dann Meter für Meter zurück ins Leben gekämpft hat.

In der SRF 3-Hintergrundsendung «Input» am Sonntag, 19. Januar 2020, erzählt Marcel, der heute wieder die Welt bereist, bloggt und Bücher schreibt, woher er die Kraft genommen hat, sich wieder zu motivieren.

Marcels Schicksal ist auch Thema in der Sendung «Doppelpunkt» am Dienstag, 21. Januar 2020 auf Radio SRF 1.

Marcel möchte etwas versuchen, was er nie zuvor gemacht hat: den doppelten Salto. Er nimmt Anlauf. Springt. Und landet auf dem Kopf. Er will wieder aufstehen. Aber er kann seine Arme und Beine nicht mehr bewegen.

Die ersten zwei Jahre habe ich mir überlegt, wie ich dieses Leben beenden kann.
Autor: Marcel Stalder Tetraplegiker

Im Spital kriegt er die Diagnose: Tetraplegie. Er wird nie wieder laufen können. Von den Schultern an abwärts spürt er nichts mehr.

Im Rollstuhl auf Weltreise

Ich treffe Marcel daheim im Baselbiet, wo er mit seiner Mutter lebt. Zum ersten Mal von ihm gehört habe ich via Facebook, dort bin ich auf seine Bücher und seinen Reiseblog gestossen. Der heute 51-Jährige bereist im Rollstuhl die Welt.

Marcel zeigt seine Souvenirs: Magnete aus Thailand oder Kambodscha. Bilder aus New York und Guatemala. «Mein Zimmer ist ein Museum meiner Reisen», sagt er lachend.

Der Traum von Amerika

Die ersten Jahre nach dem Unfall waren hart. Vor allem die Nächte seien schlimm gewesen. Aber in einer dieser Nächte kam ihm auch eine Idee, ein Traum, der ihn nicht mehr loslassen sollte: Amerika!

Marcel reist mit seinen Eltern und Freunden in die Staaten. Die Reise wird für ihn zur Qual: Vom Flug hat er Druckstellen, unterwegs muss er wegen Fieber ins Spital. Nach drei Wochen USA verbringt er wegen den körperlichen Rückschlägen zuhause fünf Wochen in der Reha.

Ich bin glücklicher als vor meinem Unfall.
Autor: Marcel Stalder Tetraplegiker

Aber Marcel lässt sich nicht beirren. Dank dem Internet kann er sich informieren und plant wieder eine Reise in die USA. Monatelang reist er in einem rollstuhlgängigen Camper durch die USA, gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Cousin.

Er beginnt zu schreibend. Verarbeitet so seine Geschichte. Zwei Bücher hat er veröffentlicht. Woher nimmt er seine Kraft? Die habe er vermutlich einfach in sich, meint Marcel.

Ist Krisenbewältigung lernbar?

Ich frage mich, warum manche Menschen scheinbar leichter als andere ihre Krisen bewältigen. Ist das lernbar? «Ja», sagt die Psychologin Nadira Hotz.

Der Mensch muss lernen, dass er es schaffen kann.
Autor: Nadira Hotz Psychologin

Ich treffe sie im Paraplegiker-Zentrum in Nottwil, wo sie arbeitet. Hotz ist seit einem Unfall in der Jugend im Rollstuhl.

Mit ihr spreche ich über Resilienz. «Wenn ich merke, dass ich es geschafft habe eine schwierige Situation zu bewältigen, dann habe ich gelernt, dass ich selbstwirksam bin», erklärt Hotz.

Resilienz?

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Die Definition aus dem Duden: Resilienz ist die psychische Widerstandskraft. Die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen

Ist Resilienz lernbar? Das beginne schon in der Erziehung, sagt Hotz. Werden Kinder gestärkt? Lernen sie, selber zu entscheiden?

In der Situation selber könne auch die Psychologie weiterhelfen. In Ratgebern lese man, dass man optimistisch sein müsse und das Glas halb voll sehen müsse. «Aber ich kann nicht mit sowas zu unseren Patienten gehen und sagen, seien sie optimistisch. Da muss man ganz behutsam vorgehen.»

Man muss die dramatische Situation anerkennen, das braucht Zeit.
Autor: Nadira Hotz Psychologin

So individuell jede Geschichte ist, so individuell ist auch Hotz’ Arbeit. Welche Ressourcen, welche Stärken hat der Mensch? Auf diese müsse man aufbauen, damit das Problem bewältigt werden kann. Oft sei den Betroffenen gar nicht bewusst, welche Stärken sie in sich tragen.

Die eigenen Stärken erkennen

Marcel hat mit Hilfe von seiner Familie und seinen Freunden, aber auch mit einer eigenen Kraft zurück in ein erfülltes Leben gefunden.

Ich habe immer weitergehen wollen.
Autor: Marcel Stalder Tetraplegiker

Er sei heute glücklicher, als vor dem Unfall: Die Reisen haben seinen Horizont erweitert und ihm gezeigt. «Diesen Weg musst du weitermachen!»

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