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Riskante Schauspielform Was steckt hinter «Method Acting»?

Schauspieler Robert De Niro wird 80 Jahre alt. Seine Rollen sind weltbekannt. Ein Teil seiner Bekanntheit verdankt er dem «Method Acting» und der damit verbundenen Bereitschaft, an die eigenen Grenzen zu gehen. Was bedeutet das genau?

Zwei Filmklassiker, aus denen man Robert De Niro kennt, sind «Taxi Driver» oder «Wie ein wilder Stier». In beiden Rollen überzeugte der Schauspieler mit markanten Auftritten und überzeugendem Schauspiel. Grund für dieses gekonnte Auftreten ist sicherlich seine Art, sich auf seine Rollen vorzubereiten – und zwar mit dem sogenannten «Method Acting».

«Method Acting» als Gefühls-Katalysator

Die Schauspielform des «Method Acting» zielt darauf ab, dass Schauspielerinnen und Schauspieler mit ihrem gespielten Charakter verschmelzen. Im besten Fall wirkt das Schauspiel somit authentischer und nahbarer, da die darstellende Person intuitiver spielt. In der Schauspieltechnik geht es darum, dass Schauspielende ihre Emotionen in der Rolle nicht nur spielen, sondern effektiv erleben. Damit das gelingt, greifen sie auf eigene Erfahrungen und Erlebnisse zurück, um Gefühle wie beispielsweise Trauer oder Wut natürlich spielen zu können.

Konstantin Stanislawski, der Übervater des «Method Acting»

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Regisseur und Theatertheoretiker Konstantin Stanislawski entwickelte 1923 die gleichnamige Schauspielform, das Stanislawski-System. Es gilt als Vorläufer für «Method Acting», das 1950 durch die berühmte Schauspielwerkstatt «The Actors Studio» in New York City weltweit bekannt wurde.

Erste Filmerfolge mit der Methode

Die ersten bekannten Erfolge waren beispielsweise Filme wie «Endstation Sehnsucht» und «Der Wilde» – Schauspieler Marlon Brando wandte in beiden Streifen «Method Acting» an. Weitere Filmschaffende, die neben Brando und De Niro die Methode nutzten, sind beispielsweise Dustin Hoffman oder Heath Ledger. Für seine Rolle als Joker in «The Dark Knight» isolierte er sich über Wochen zu Hause, um den Charakter zu studieren. Während der Produktion blieb er auch ausserhalb des Sets in seiner Rolle und soll eine persönliche Assistenz angestellt haben, die sicherstellte, dass er niemandem Schaden zufügte, so der Filmmakers Corner.

Körperliche Veränderungen, um sich der Rolle noch mehr anzunähern, wie beispielsweise extremes Ab- oder Zunehmen sowie Muskelaufbau sind in der Praxis keine Ausnahmen. Diese physischen Veränderungen haben aber per se nichts mit der Methode des Erinnerns und Durchlebens von starken Gefühlen zu tun – natürlich kann es aber sein, dass sich die Vorbereitung auf eine Rolle, und somit die Gefühlslage der Darstellerinnen und Darsteller, auch auf den Körper auswirkt.

Wo sich die Schauspielform bei De Niro auszahlte

Durch das «Method Acting» konnte Robert De Niro zwar schon in vielen Rollen brillieren, er brachte sich aber auch schon an seine körperlichen und psychischen Grenzen: Für seine mit Oscar gekrönte Verkörperung des Boxers in «Wie ein wilder Stier» nahm er Boxunterricht, damit er die Technik richtig lernte. Später nahm er dann für dieselbe Rolle 27 Kilogramm Gewicht zu, um den abgewrackten Ex-Boxer überzeugend darzustellen.

Diese Investition in seine Rollen erklärt auch seinen Status als Schauspiellegende.
Autor: Georges Wyrsch Filmredaktor SRF

«Auf jede seiner Rollen bereitet sich Robert De Niro minutiös vor», sagt Filmexperte Georges Wyrsch. Ein anderes Beispiel hierfür ist der Klassiker «Taxi Driver». Der Schauspieler war vor diesem Film mehrere Wochen lang als Taxifahrer unterwegs und fuhr zwölf Stunden am Tag durch New York. So konnte er bei den Dreharbeiten dann komplett in seine Rolle als Taxifahrer eintauchen.

Verschmolzen mit seiner Rolle

Risiken durch die Methode

Während des «Method Actings» können extreme, zum Teil auch gefährliche Situationen entstehen. Personen, die diese Art von Schauspiel anwenden, müssen also Vorsicht walten lassen. Ein Paradebeispiel dafür ist Christian Bale. Er veränderte sein Gewicht so dramatisch von einem Film zum nächsten wie kaum ein anderer.

Es begann bei «American Psycho», wo er stundenlang im Fitnessstudio schwitzte und mit niemandem am Set reden wollte. Danach hungerte er sich für «Der Maschinist» auf schockierende 55 Kilo runter, verlor über 30 Kilogramm und somit fast ein Drittel seines Gesamtgewichts. Die Produzenten stoppten Bale schlussendlich, da sie um sein Leben bangten. Die Diät des Schauspielers umfasste einen Apfel und eine Dose Thunfisch pro Tag, zusätzlich rauchte er extrem viele Zigaretten. Am Ende war Christian Bale praktisch nur noch Haut und Knochen, berichtete «Spiegel Kultur».

Mehr als nur ein Job

Radio SRF 1, 17.8.2023, 14:30 Uhr; tomma ; 

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