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Schweizer Pfadibewegung Wie die Pfadi Schweiz inklusiver werden will

Die Pfadibewegung Schweiz will inklusiver werden. Kurz vor dem Pfingstlager zieht sie eine erste Zwischenbilanz. Seit dem Bundeslager 2022 gehört Diversität zu den sieben strategischen Schwerpunkten.

Doch viele Gruppen sind noch nicht da, wo sie gerne wären. Svenja Gubler von der Pfadibewegung Schweiz (PBS) erklärt, was bisher geschah und was noch kommen muss.

Svenja Gubler

Mitglied Fachbereich Diversität & Inklusion der PBS

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Svenja Gubler ist seit ihrer Kindheit in der Pfadi aktiv. Im Fachbereich Diversität und Inklusion der Pfadibewegung Schweiz bringt sie heute ihre Perspektiven und Erfahrungen ehrenamtlich ein. Beruflich arbeitet sie als Architektin. Ihr Pfadiname: Ormiga – wie die Ameise, «weil ich so fleissig war», sagt sie mit einem Lächeln.

SRF 1: Die Pfadibewegung hat sich seit dem Bundeslager 2022 mehr Inklusion auf die Fahne geschrieben. Wo stehen Sie heute?

Svenja Gubler: Der Impuls vom Bundeslager war wichtig und es hat sich einiges getan.

Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen.
Autor: Svenja Gubler Mitglied Fachbereich Diversität & Inklusion PBS

Projekte, die schon vorher liefen, wurden intensiviert. Gleichzeitig ist klar: Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen.

Was sind das für Projekte?

Wir haben zum Beispiel unsere Kommunikationsmittel überarbeitet. Es gibt heute Flyer in 17 Sprachen und moderne Videos, die zeigen, was Pfadi ist. So können wir mehr Menschen erreichen – auch visuell, sprachlich und kulturell.

Trotzdem ist die Pfadi in vielen Augen noch «sehr schweizerisch». Täuscht der Eindruck?

Teilweise. Es kommt stark auf die Region und die Altersstufe an. Wir haben noch Luft nach oben, das ist uns bewusst. Aber es wäre falsch zu sagen, es habe sich nichts bewegt.

Die Entstehung der zwei Pfadibünde

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Beide Schweizer Pfadibünde wurden in den 1910er-Jahren gegründet. Der Bubenbund 1913 und der Mädchenbund 1919. Nach Geschlechtern getrennt waren die Bünde, weil dies auch in England, dem Heimatland des Pfadigründers Robert Baden-Powell, der Fall war.

Die Schweizer Pfadibünde orientierten sich stark am englischen Vorbild. Bis in die 1960er-Jahre blieben die beiden Organisationen in ihren Aktivitäten weitestgehend getrennt. Ab und zu gab es aber auch gemeinsame Projekte, wie etwa der Einsatz zum Wiederaufbau nach Lawinenschäden in Bergkantonen im Jahr 1951.

Wie versuchen Sie konkret, mehr Kinder mit Migrationshintergrund zu erreichen?

Neben Flyern und Videos setzen wir auf persönliche Begegnungen: Wir kooperieren mit Quartiervereinen, anderen Jugendverbänden oder Gemeinschaftszentren. Ziel ist es, Vertrauen aufzubauen und die Pfadi bekannter zu machen. Ein Beispiel ist das Projekt «Pfasyl » (eine Wortschöpfung aus Pfadi und Asyl), eine Art Brückenangebot für Kinder mit Fluchtgeschichte, etwa in Bern und Zürich.

Und wie ist es mit queeren Jugendlichen?

In unseren Ausbildungskursen für Leitende ist Diversität fest verankert. Wir thematisieren, wie Programme gestaltet sein müssen, damit sich alle wohlfühlen. Es geht um Sensibilisierung und konkrete Umsetzungsfragen im Gruppenalltag.

Auch Jugendliche mit Beeinträchtigung sollen Platz haben. Gibt es dafür eigene Strukturen?

Ja, zum Beispiel die PTA – Pfadi Trotz Allem. Die sind teilweise separat organisiert, teilweise in bestehende Gruppen integriert. Entscheidend ist, dass wir flexibel bleiben und gemeinsam schauen, was für die Betroffenen am besten funktioniert.

Was ist aktuell der wichtigste Hebel für mehr Inklusion?

Diversität und Inklusion sind einer der sieben strategischen Schwerpunkte der Pfadibewegung Schweiz. Dieser Entscheid gibt jetzt den Rahmen für weitere Projekte und Prozesse vor.

Inklusion in der Pfadi ist mehr als ein Projekt – sie muss gelebt werden.
Autor: Svenja Gubler Mitglied Fachbereich Diversität & Inklusion PBS

Es geht um mehr als punktuelle Massnahmen: Wir wollen Inklusion auf allen Ebenen leben. Denn Inklusion in der Pfadi ist mehr als ein Projekt – sie muss gelebt werden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass alle, die möchten, eine Pfadizeit erleben können – unabhängig von Herkunft, Sprache, Beeinträchtigung oder Identität. Dass wir gar nicht mehr über Inklusion sprechen müssen, weil sie selbstverständlich ist.

Was sagen Sie denjenigen, die finden, die Pfadi sei noch weit entfernt von echter Inklusion?

Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch Schulen, Vereine oder andere Freizeitangebote stehen vor ähnlichen Fragen. Entscheidend ist, dass wir alle dranbleiben, voneinander lernen und gemeinsam Schritte machen.

Das Gespräch führte Sven Epiney.

Radio SRF 1, 03.06.2025, 07:15 Uhr ; 

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