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Speed-Reading Weniger abschweifen dank schnellerem Lesen

Kennen Sie das Problem? Sie lesen einen Text. Doch ihre Gedanken schweifen ab. Am Schluss wissen Sie nicht mehr, was Sie eigentlich gelesen haben. Speed-Reading Expertin Madlaina Hartmann ist sich sicher: Das würde weniger passieren, würden wir schneller lesen.

Speed-Reading nennt sich die Technik, die Hartmann propagiert. Dabei geht es nicht darum, einfach über Worte zu fliegen, sondern die Informationen auch effizient aufzunehmen und zu verarbeiten.

Madlaina Hartmann

Speed-Reading Expertin

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Madlaina Hartmann bietet hauptberuflich Kurse für Speed-Reading an und verspricht Teilnehmenden, danach bis zu fünfmal schneller lesen zu können. Hartmann studierte Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie.

SRF: Wie schafft man es, nicht abzuschweifen?

Madlaina Hartmann: Das menschliche Hirn ist ein Hochleistungsprozessor, aber wir wissen ihn nicht zu nutzen. Rund 1000 Wörter könnten wir verarbeiten.

Unser Hirn ist unterfordert. Darum schweifen wir ab.

Aber da wir mitlesen und unser durchschnittliches Sprechtempo 200 Wörter pro Minute sind, ist das Hirn unterfordert. Die ungenutzte Kapazität erlaubt es uns abzuschweifen.

Und die Lösung soll schnelleres Lesen sein?

Ja. Durch die erhöhte Geschwindigkeit schweift man nicht mehr ab. Der Fokus ist voll auf dem Text, oder im Buch. So kann man sich ganz auf den Inhalt konzentrieren. Das Leseverhalten macht so auch viel mehr Spass.

Und wie liest man schneller?

Es gibt verschiedene Techniken. Wir sind uns gewohnt, nur einzelne Wörter zu lesen. Tipp 1: Bilden Sie auf jeder Zeile Wortgruppen. Anfangs bloss mit 2-3 Wörtern.

Es wird Ihnen plötzlich anstrengend vorkommen, die einzelnen Wörter zu lesen.

Das Schwierigste am Speed-Reading ist, die Gewohnheit loszulassen. Versuchen Sie also mehrere Wörter gleichzeitig zu erfassen. Die Blicksprünge fallen weg. Mit jedem Blick kann man die Inhalte effizienter visualisieren und aufnehmen.

Das klingt stressig.

Ist es aber nicht. Am Anfang erfordert es eine gewisse Konzentration, ja. Aber dann ist es sogar entspannend. Die Augenmuskulatur wird ja entlastet. Man kommt in einen Rhythmus, in einen Flow.

Und was ist mit dem Mitlesen?

Es gibt drei Varianten, wie man mit der inneren Stimme umgehen kann. Die wenigsten können die Stimme unterdrücken. Alternativ kann man die eigene Stimme aber auch schneller laufen lassen – so wie wenn man einen Podcast in doppelter Geschwindigkeit anhört. Option drei wäre die Visualisierung - sich das Gelesene wie einen Film vor Augen vorstellen. Das Hirn gewöhnt sich an die erhöhte Geschwindigkeit.

5 Tipps für Speed-Reading-Interessierte

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  1. Lesen Sie Zeitungsartikel:
    Klassische Printartikel haben Spalten und nur relativ wenig Wörter pro Zeile. Zum Start ist das einfacher.
  2. Erhöhung der Wortfixation:
    Anstatt jedes Wort einzeln zu fokussieren, werden Gruppen von Wörtern in einer einzigen Fixation erfasst.
  3. Umgang mit dem inneren Mitsprechen:
    Viele Menschen haben die Gewohnheit, Wörter beim Lesen innerlich auszusprechen. Diese Gewohnheit versucht man zu minimieren. Möglichkeiten sind: Die sogenannte Subvokalisierung unterdrücken, das Mitsprechen ebenfalls zu beschleunigen oder den Inhalt zu visualisieren.
  4. Augenbewegungen:
    Durchschnittliche Leser machen viele kleine Augenbewegungen (Sakkaden) über den Text. Speed-Reader versuchen, die Anzahl dieser Sakkaden zu reduzieren, um grössere Textteile in einer Bewegung zu erfassen.
  5. Priorisierung und Skimming (je nach Textart)
    Nicht jeder Textabschnitt ist gleichermassen wichtig. Schnellleser lernen, Texte zu überfliegen und relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden.

Und warum sollten Speed-Reading-Neulinge zu Kinderbüchern greifen?

Weil es in diesen pro Zeile nur etwa fünf Wörter hat. Auch klassische Printzeitungen eignen sich, mit den schmalen Spalten. Beim Speed-Reading ist es ganz wichtig, dass man mehrere Wörter und Zeilen gleichzeitig erfassen kann. Sehr hilfreich sind natürlich auch grosse Buchstaben.

Und dann?

Versuchen Sie mal einen Absatz über einen Zeitraum von acht Minuten anzuschauen, wie ein Bild. Drei bis vier Zeilen gleichzeitig. Das ist am Anfang sicherlich frustrierend. Man versucht ganz lange darauf zu blicken und so viele Wörter wie möglich zu fokussieren.

Screenshot eines SRF Meteo Artikels zur Veranschaulichung der Methode Speed-Reading.
Legende: Ein Versuch eine Speed-Reading Technik an einem aktuellen Artikel anzuwenden. Screenshot SRF

Wenn der Timer abgelaufen ist, versucht man den Satz nochmals Wort für Wort zu lesen. Dann merken Sie, dass im Hirn ein lustiger Effekt passiert. Es wird Ihnen plötzlich anstrengend vorkommen, die einzelnen Wörter zu lesen. Das wirkt dann plötzlich holprig.

Das Gespräch führte Sandra Schiess.

Radio SRF 1, «Treffpunkt», 6.11.2023, 10 Uhr ; 

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