Die Provinz Cabo Delgado gehört zu den ärmsten Regionen im südostafrikanischen Land Mosambik. Hochschwangere Frauen stehen in der Regel vor der Herausforderung, zu Fuss zur Entbindung ins nächstgelegene Gesundheitszentrum oder Spital gehen zu müssen, da Autos oder Motorräder weitgehend fehlen oder eine Fahrt für sie unerschwinglich ist. Oder Männer vom Dorf tragen sie auf einem Bett die mehrere Kilometer lange Strecke. Regelmässig kommt es dabei zu Geburten im offenen Gelände. Dabei sterben immer wieder Frauen und ihre Neugeborenen.
Welche Hilfe hilft?
«Okhalihera», ein Notfalltaxidienst mit TucTucs – dreirädrige Motorräder mit einer Plache überdachte Ladefläche und Bahre – schliesst die Lücken zwischen den Dörfern und den Gesundheitszentren. Hinter der Idee steht das Schweizer Hilfswerk SolidarMed. SolidarMed leistet Hilfe bei der medizinischen Grundversorgung von rund 2,5 Millionen Menschen in fünf verschiedenen Ländern in Afrika, darunter auch Mosambik. SolidarMed arbeitet in diesem Projekt eng mit der ETH Lausanne zusammen.
Finanziert wird das Projekt durch einen Innovationsfond der «Glückskette», der seit 2018 besteht. Für innovative Hilfsprojekte typisch, ist die Zusammenarbeit von Hilfswerken mit Hochschulen, teilweise mit anderen NGOs oder auch mit der Wirtschaft. In einer globalisierten Welt ist das Zusammenspannen, das Zuammenfügen von Know-how und Ressourcen von grosser Bedeutung.
Dass der schwache Staat Mosambik ein Notfalltaxi unterhält, ist illusorisch. Deshalb ist der kleine private Sektor mit unternehmerischer Initiative der erfolgversprechende Weg.
Kombination von kommerziellem Taxidienst und unentgeltlicher Nothilfe
Was auf den ersten Blick irritiert – ein kommerzielles privates Taxiunternehmen wird durch Spendgelder aufgebaut – entpuppt sich auf den zweiten Blick als nachhaltige Verbesserung im Gesundheitswesen, weil die Taxifahrer verpflichtet sind, Schwangere zur Entbindung rasch und kostenlos ins Spital zu bringen.
Erfolg verspricht ein Hilfsprojekt dann, wenn es vor Ort entwickelt wird, mit den dortigen Bedingungen und Ressourcen. So ist es zum Beispiel wichtig, dass Ersatzteile für die Mototaxiambulanz lokal erhältlich sind und dass das Wissen und Können zum Reparieren vorhanden ist.
Neue Wege der Entwicklungszusammenarbeit
Entwicklungshilfe verändert sich. Neben der klassischen Hilfe, etablieren sich immer mehr auch neue Formen von Hilfe. Entwicklungshilfe wird zur Entwicklungszusammenarbeit, die Spende zur Auslandhilfe, die lokale Strukturen stärkt, statt blosse Hilfsgüter liefert.
Schweizerinnen und Schweizer spenden gerne. Im Jahr 2018 haben Hilfswerke, die in der Schweiz Spenden sammeln 1,812 Milliarden Franken erhalten. Beim Spenden sind oft noch die gleichen alten Bilder im Kopf von früher: Man hilft Brunnen bauen oder spendet alte Brillen und Fahrräder. Nachhaltiger wird der Spenderfranken allerdings genutzt, wenn lokale Strukturen in einem Land gestützt werden.
Der Sinn von Innovationen ist nicht, an Stelle von Regierungen zu handeln und Regierungen ihre Verantwortung abzunehmen, sondern Strukturen zu stärken.
Sendebezug: «Input» vom 27.11.2019