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Starfotograf Marco Grob «Wer gerne fotografiert wird, braucht einen Psychiater»

Marco Grob hatte alle mit Rang und Namen vor der Linse. Er kennt die Geheimnisse eines guten Bildes. Bis zum Weltklasse-Fotografen gab es einige prägende Stationen in seinem Leben.

1969 sitzt der vierjährige Marco im Pyjama vor dem Fernseher. Die Mondlandung flimmert. Niemand ahnt, was aus ihm wird. Als Kind wollte Marco Grob Rockstar werden. Mit 13 heuerte er bei Good News an. Auf der Bühne – die grossen Stars. Marco Grob hatte das Privileg unter anderem an fünf Konzerten der Queen dabei zu sein. Bei den Grossen sei ihm schmerzlich klar geworden, dass ihm das nötige Talent zum Rockstar fehlt. Doch etwas nahm er mit.

Wenn Unmögliches möglich wird

Er habe gesehen, dass Dinge möglich sind, die man für unmöglich hielt. «Unmöglich heisst oft: kein Vorstellungsvermögen», sagt Grob. Bei Good News habe er auch gesehen, dass jemand etwas macht, das er liebt und dafür bezahlt wird. Für den jungen Marco Grob wurden die prägenden Einsichten aus heutiger Sicht «ein Laserstrahl durchs Leben.»

Von ausgestopften Vögeln und zu den internationalen Stars

Seinen Rockstar-Traum aufgegeben, schnupperte Marco Grob als Fotograf – erfolglos. Statt Porträts: ausgestopfte Vögel aus dem Naturhistorischen Museum Olten. Die Kunstschule lehnte ihn ab. So blieb nur der autodidaktische Weg.

Marco Grob (60) – Weltklasse-Fotograf aus Olten

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Marco Grob ist zusammen mit einem Bruder am Jurasüdfuss, in Olten aufgewachsen. Der Vater war Ingenieur, die Mutter Damenschneiderin.

Der Fotograf und Regisseur lebte in Kapstadt, Berlin, London, Hamburg und New York.

Marco Grob ist nicht nur Fotograf, er hat sich auch als Regisseur einen Namen gemacht. Für das amerikanische «Time Magazine» porträtierte er einen Astronauten der NASA, der ein Jahr im All verbrachte. Der Film «A Year in Space» wurde für einen Primetime Emmy Award nominbiert. Den bedeutendsten Fernsehpreis der USA erhielt Marco Grob 2012. Für den Film «Beyond 9/11», eine Sammlung von Portraits von Überlebenden der Anschläge auf das World Trade Center in New York erhielt er einen Emmy.

Seit ein paar Jahren lebt Marco Grob zusammen mit seiner Partnerin wieder in Olten.

Seinen Lebensunterhalt verdient er aktuell mit Plakaten für die grossen Kinofilme. Für diese Aufträge jettet er nach wie vor in der Welt herum.

In fünf Jahren käme er ins Rentenalter. Doch zur Ruhe setzen will sich der Starfotograf nicht. Das komme für ihn auf keinen Fall infrage, erzählt er in der Sendung «Persönlich».

Auf seinen Abschluss als Maschinenbauzeichner ist er kaum stolz. «Die Lehre dauerte bis am 24. April 1985 um 17.30 Uhr. Ab dem Moment war das Thema gegessen». Er war zwanzig und machte sich auf den Weg zum Starfotografen.

Von Hillary Clinton bis Donald Trump – Marco Grob hatte sie alle vor der Linse. Er lässt sich ungern fotografieren: «Wer das mag, braucht einen Psychiater.» Und wer meint, Stars liessen sich gerne fotografieren, irrt, so Grob. Diese Leute hätten einfach verstanden, dass es ein Teil ihres Jobs ist.

Örtlichkeiten wichtiger als die Namen

Im Weissen Haus kommen und gehen die Menschen – der Ort bleibt. Marco Grob liebt Räume, in die man kaum hineinkommt. Oft sei ihm der Ort wichtiger als die Person. Beim ersten Shooting im Oval Office fotografierte er seine Füsse – als Beweis, dass er wirklich dort war.

Ich hasse es, wenn Leute auf den Fotos lachen.
Autor: Marco Grob Fotograf und Regisseur

Nach einem Fotoshooting ist es still. Es gibt keinen Applaus. Der würde das Leben manchmal einfacher machen. Mit der Zeit lerne man aber, herauszufinden, was gut ist, so Grob. Spätestens, wenn der nächste Auftrag kommt, dürfte es auch Marco Grob wissen.

Bitte nicht lächeln!

Etwas kann Marco Grob nicht ausstehen. «Ich hasse es, wenn Leute auf den Fotos lachen.» Donald Trump fragte: «Kann ich lachen?» Ja, schon habe er gesagt, aber dann wird es nicht gedruckt. Lachen sei wie eine Maske, hinter der man das wahre dahinter verbergen kann, sagt der Starfotograf.

Darum lächeln Politikerinnen und Politiker auf Fotos, sagt Grob. Lächeln kaschiere. Ein Gesicht verrate viel: Lebensgeschichte, Gesundheit, Ernährung. Er wolle Menschen zeigen, wie sie sind: ungeschönt und echt.

Marco Grob gestikulierend.
Legende: Der Starfotograf lässt sich selber nicht gerne fotografieren. SRF Screen aus «10vor10» / Bild Marco Grob

Marco Grob ist alles andere als ein Rosinenpicker. Als Fotograf war er auch für schwierige Themen unterwegs und hat dabei Armut und Elend erlebt. Der Spagat sei teilweise schon sehr gross gewesen. An einem Tag ist alles gut und luxuriös und zwei Tage später trägst du in einem Kriegsgebiet eine Schutzweste und einen Helm. Und man brauche Monate, um das Erlebte zu verarbeiten. Da könne der Spagat zwischen den zwei Welten auch schmerzhaft sein.

Zehn Tage vor dem Termin stirbt einer der Astronauten von 1969: Neil Armstrong. Ausgerechnet er, der Grob als Kind so beeindruckt hatte. Armstrong blieb der Einzige, den er nie fotografieren konnte – aber der erste, der ihn in den Bann zog.

Radio SRF 1, 0106.2025, 10:00 Uhr ; 

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