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Streit um Landesmantelvertrag Proteste der Bauarbeiter: berechtigt oder nicht?

In der Baubranche tobt ein harter Arbeitskampf. Baumeister und Bauarbeiter können sich nicht auf einen gemeinsamen Landesmantelvertag einigen. Es droht ein landesweiter Streik. Ist das gerechtfertigt? Diskutieren Sie mit!

Darum geht es: In der Schweiz arbeiten rund 80'000 Menschen im Bauhauptgewerbe. Dazu gehören Berufe, welche direkt mit dem Bau von Gebäuden, Strassen und Infrastruktur zu tun haben. Der bestehende Landesmantelvertag regelt die Löhne und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Er läuft Ende Jahr aus und wird deshalb neu verhandelt. Eine Einigung scheint schwierig, bereits im Mai 2025 haben die Bauarbeiter mit einer grossen Bau-Demo auf ihre Forderungen aufmerksam gemacht.

Was fordern die Gewerkschaften? Das Baugewerbe ist unter Druck. In den letzten 20 Jahren sank die Zahl der Bauarbeiter von 130'000 auf 80'000 Personen. Die Unia kritisiert die langen Arbeitstage, die ein normales Familienleben erschweren. Sie fordert: Maximal 8-Stunden Tage, bezahlte Znüni-Pause und ein garantierter Teuerungsausgleich. Zudem soll die Reisezeit zur Baustelle bezahlt werden. Heute wird diese erst ab 30 Minuten Wegzeit vergütet, jedoch nicht der Arbeitszeit angerechnet.

Was meint der Berufsverband der Baumeister? Der Verband weist auf die europaweit höchsten Mindestlöhne im Schweizer Baugewerbe hin. Trotzdem will er die Löhne weiterhin der Teuerung anpassen. Auch die Jahresarbeitszeit bzw. die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 40,5 Stunden soll beibehalten werden. Jedoch will der Verband flexiblere Arbeitszeiten, beispielsweise bei Schlechtwetter. An einer beschränkten Zahl von Samstagen soll gearbeitet werden dürfen. Und dies ohne den üblichen Lohnzuschlag von 25%. Auch sollen mehr Gleitzeitstunden mit Kompensationsmöglichkeit für die Freizeit möglich sein.

Das sind die Streitpunkte: Die Gewerkschaften warnen: Die aktuellen Vorschläge würden längere Arbeitswochen von bis zu 50 Stunden und mehr Überstunden ohne Zuschlag ermöglichen. Mit der Flexibilisierung der Arbeitszeit und grösseren Gleitzeitkonten, würde das Risiko bei Auftragsmangel auf die Arbeiter abgewälzt. Zudem könnten ältere Bauarbeiter (55+) leichter entlassen werden. Der Baumeisterverband kontert: Die Forderungen der Gewerkschaften bedeuten eine Erhöhung der Löhne von 12 bis 15 Prozent. Dies sei überrissen und unrealistisch. Es würde die Baukosten in die Höhe treiben und sei gefährlich für die Branche.

Sind die Proteste legitim? Nach vier ergebnislosen Verhandlungsrunden haben sich knapp 90 Prozent von 20'000 befragten Bauarbeitern für einen Streik ausgesprochen. Gibt es keine Einigung, droht 2026 ein nationaler Branchenstreik. Bereits diese Woche fand im Tessin ein erster Protesttag statt. Weitere sollen folgen.

Die anstehenden Protesttage

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Die Gewerkschaften haben mehrere Protesttage angekündigt. Der erste Protesttag war am Montag, 20. Oktober im Tessin. Weitere Protesttage sollen folgen:

  • 31. Oktober in Bern
  • 3./4. November in der Romandie
  • 7. November in der Nordwestschweiz
  • 14. November in Zürich und in anderen Teilen der Deutschschweiz

Der Baumeisterverband kritisiert die Proteste als Verstoss gegen die «Friedenspflicht» des GAV. Diese verbietet Streiks bei bestehendem GAV bzw. während Verhandlungen. Die Gewerkschaften widersprechen: Die Arbeitgeber seien frühzeitig informiert worden, und die Proteste würden durch Überzeitkompensation gedeckt – es handle sich demnach nicht um Streiks.

Gäste im Forum

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Legende: SRF

Am Donnerstag, 23. Oktober 2025, 10.00 bis 11.00 Uhr, diskutiert Stefan Flury mit folgenden Gästen:

  • Bernhard Salzmann, Direktor Schweizerischer Baumeisterverband
  • Nico Lutz, Geschäftsleitungsmitglied Unia

Online Redaktion: Eric Dauer

Dienstag, 21.10.2025, 17:20 Uhr

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