Reinigungshilfe, Fahrer, Nanny, Gärtnerin, Koch – Hilfen im Haushalt: Das schaffe neue Arbeitsplätze und sei gut, finden die einen. Das sei schlecht, sagen die anderen, es fördere das Klassendenken und es gebe einen Riss durch die Gesellschaft.
Der Butler
Einer dieser neuen häuslichen Dienstleister ist Hanspeter Vochezer. Er ist Butler von Beruf und präsidiert den Verband der Schweizer Butler. Er hat beispielsweise einen Auftrag am World Economic Forum in Davos.
Er wird jeden Wunsch seines Kunden erfüllen: «Es kann sein, dass ich nachts um drei Uhr in einen Laden gehen muss, weil der Kunde eine Mango wünscht. Man muss gut organisiert und vernetzt sein.»
Breite Angebotspalette
Auch Nathalie Hunger erfüllt Wünsche. Vor elf Jahren hat sie das Unternehmen «Rund ums Hus GmbH» gegründet.
Ich habe eine Warteliste.
Heute hat sie 32 Mitarbeitende und die Angebots-Palette ist gross: reinigen, fahren, einkaufen, Pflanzen giessen, Briefkasten leeren, Kaffee trinken. «Ja, die Nachfrage steigt und ich habe eine Warteliste. Zum Glück sind inzwischen immer mehr Kunden bereit, die Hausangestellten korrekt zu bezahlen, inkl. AHV, etc.», sagt sie.
Für Nathalie Hunger ist die Wertschätzung wichtig: «Bei mir spricht man nicht von Putzfrau oder Putzmittel, sondern von Reinigungsfrau oder Reinigungsmittel». Beide begrüssen die Entwicklung, denn es gibt damit mehr Arbeitsplätze und der Kunde hat mehr Freizeit.
Der Trend hin zu einer neu-feudalen Gesellschaft
Ein Kritiker dieser Entwicklung ist Christoph Bartmann, Leiter des Goethe Instituts in Warschau. Er ist Autor des Buches «Die Rückkehr der Diener». «Es ist nicht gut für die Gesellschaft, das gibt einen Riss in die Gesellschaft. Und es ist auch nicht gut für uns selber», sagt er. Aus seiner Sicht ist das Phänomen schlecht für die persönliche Entwicklung, denn alles auslagern, was man selber nicht gerne tut, das bedrohe die Autonomie, man gebe zu viel Kontrolle ab.
Es ist schlecht für die Gesellschaft und für uns selbst.
Zudem ist er der Meinung, dass diese Entwicklung das Klassendenken fördert: «Die Reichen können ihre Karriere pflegen und die häuslichen Dienstleister bleiben im Mindestlohn stecken. Sie haben weder Zeit noch Geld, um sich weiterzubilden und sind gewerkschaftlich oft nicht organisiert.» Christoph Bartmann fordert eine Art Öko-Bilanz, bevor man jemanden im Haushalt anstellt.
Und er empfiehlt eine wertschätzende Haltung: «Bezahle oder beschäftige Hausangestellte so, dass sie nicht gehindert sind, auf eine ähnliche Art und Weise wie Du selbst ihren Aufgaben und Wünschen nachzugehen.»