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Umstrittener Gesangswettbewerb Darf der Eurovision Song Contest politisch sein?

Der ESC ist ein unpolitischer Wettbewerb – so steht es im Reglement. Aber häufig hat er doch eine politische Dimension. Darf oder soll der ESC trotzdem politisch sein? Ihre Meinung ist gefragt! Diskutieren Sie mit in den Kommentaren.

«United by Music»: So lautet das Motto des Eurovision Song Contest. Geschaffen wurde er in den 50er-Jahren, um die kriegsversehrten europäischen Völker einander wieder näherzubringen. Und gemäss den Regeln ist er eine «unpolitische Veranstaltung».

Demnach sind Liedtexte, Ansprachen und Gesten politischer Natur während des Contests untersagt. So weit die Theorie, denn in der Realität hatte der grösste Musikwettbewerb der Welt oft eine politische Dimension.

Politische Noten auf der Bühne

So nutzte Griechenland 1976 seine Teilnahme, um den Einmarsch türkischer Truppen in Nordzypern anzuprangern. 1980 besang der norwegische Beitrag den Kampf der samischen Bevölkerung für mehr Autonomie. Auch in jüngster Zeit finden sich politische Aspekte. Etwa beim Sieg der Ukraine 2022: Dieser Sieg hatte viel mit dem Angriffskrieg von Russland zu tun – es war eine Solidaritätskundgebung an das angegriffene Land.

Und ebenso politisch war der Sieg von Nemo im letzten Jahr: Schliesslich ist Nemo die erste non-binäre Person auf der Siegerliste.

Für Spannungen sorgen in den letzten Jahren die Auftritte von israelischen Künstlerinnen: Bei der letztjährigen ESC-Ausgabe im schwedischen Malmö gab es Proteste. Und auch in Basel fand während der Eröffnungszeremonie eine Protest-Kundgebung statt.

Hohe mediale Aufmerksamkeit

Dass der ESC offiziell eine unpolitische Veranstaltung ist, dass er aber häufig politische Kontroversen auslöst – dies ist für den Kulturwissenschaftler Walter Leimgruber von der Uni Basel nicht überraschend: Die Grossveranstaltung biete sich durch die intensive mediale Berichterstattung geradezu an: «Klar wird der ESC als Bühne für politische Botschaften genutzt», so Leimgruber.

Dass der Song Contest dieses Jahr in der Schweiz stattfindet, hat auch zu politischen Vorstössen geführt: So ergriff die EDU in Basel das Referendum gegen den Millionenkredit des Kantons für den ESC. Zwei Drittel der Stimmenden sagten an der Urne aber Ja zum Kredit.

Ausserhalb der EDU geniesst die Veranstaltung bei allen Parteien breite Unterstützung. So steht den farbigen ESC-Festspielen in Basel nichts mehr im Weg. Doch auch dieses Jahr ist die Politik nie weit entfernt von der ESC-Bühne.

Gäste im «Forum»

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Legende: SRF

Darf oder soll der Eurovision Song Contest politisch sein? Darüber diskutieren am Donnerstag, 15. Mai, von 10 bis 11 Uhr im «Forum»:

  • Samuel Kullmann, Berner Grossrat der Eidgenössisch-Demokratischen Union, EDU. Kullmann wirkte am Referendum gegen den ESC-Kredit mit. Er lehnte die staatliche Unterstützung des Anlasses ab.
  • Eric Facon, Kulturjournalist. Facon beobachtet ein zunehmend aufgeheiztes Klima rund um den Song Contest. Es sei erwartbar, dass dies zu politischen Kundgebungen führe, denn der ESC finde nicht in einem Vakuum statt.

Darf der Eurovision Song Contest politisch sein? Diskutieren Sie mit in den Kommentaren.

Radio SRF1, «Morgengast» , 12. Mai 2025, 7:17 Uhr

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