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Vater der ESC-Hymne Lukas Hobi – vom Lehrer zum Hitmaker von «Made in Switzerland»

Lukas Hobi hat vier Jahre studiert und nur drei Monate unterrichtet. Seit er seinen Lehrerjob gegen die Bühne getauscht hat und zu sich steht, läuft es in seinem Leben. Trotz grosser Erfolge bleibt er bescheiden.

Es war grauenhaft, als Lukas Hobi als 7-Jähriger erfahren hat, dass seine Eltern vom Kanton Uri in den Kanton Zug ziehen wollen. Aufgewachsen in einer Pädagogen-Familie war das für ihn und seine Schwester ein Schock. «Wir haben einen Pakt geschlossen und geschworen: Wir gehen hier nicht weg!», erinnert sich Lukas Hobi. Die anfängliche Ablehnung wich schnell, als nach dem Umzug die Nachbarskinder an der Türe klingelten und zu neuen Freunden wurden.

Lukas Hobi bezeichnete seine Hobbys als Lebenselixier und Ventil. Er sang, spielte Klavier und Theater – ohne berufliche Ambitionen.

Der späte Ruf der Bühne

Lukas Hobi studierte Pädagogik, um danach gerade mal drei Monate als Lehrer zu arbeiten. Das traditionelle Bildungssystem, insbesondere Fächer wie Mathematik, empfand er als wenig inspirierend. Im letzten Studienjahr dann die wegweisende Entscheidung: Er entschloss sich für eine Ausbildung zum Musicaldarsteller. Seither hat er die Bühne nicht mehr verlassen und ist Teil der A-Cappella-Comedy-Band Bliss.

Bliss im Kurzportrait

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Bliss bei einer Preisverleihung.
Legende: SRF//Gian Vaitl

Bliss ist ein A-cappella-Comedy-Band, bei der Lukas Hobi nicht nur Stimme, sondern auch der künstlerische Leiter ist. Die Gruppe ist bekannt für ihre kreativen Shows und musikalische Vielfalt.

Mit Bliss gewann Lukas Hobi dreimal den Swiss Comedy Award sowie den Prix Walo als Publikumslieblinge. Ab 2. Dezember ist die Gruppe mit ihrer Weihnachtsshow «Merry Blissmas» wieder auf Tournee.

Coming-out und Selbstfindung

Hobi reflektiert offen über seine Pubertät und die Zeit der Selbstfindung. Für das Gespräch hat er alte Bilder vom Dachboden geholt. Er sieht darin ein verschüpftes Kind, das nicht überall hineinpasst, aber auch einen jungen Menschen voller Esprit.

Er habe sich erst mit 25 Jahren wirklich gefunden, als er sich zu seiner Sexualität bekannte. Dieser Schritt habe ihm ein befreites Leben ermöglicht. Die Erinnerungen an die Zeit vor seinem Coming-out seien diffus, während die Zeit danach viel lebendiger und näher bei ihm sei. «Der Mut, endlich zu sich zu stehen», sei etwas, worauf er besonders stolz ist, sagt Hobi.

Ein kleiner Fehler beim ESC-Finale

Stolz kann Lukas Hobi auch auf seinen Wurf für den Eurovision Song Contest 2025 sein. Die Hymne «Made in Switzerland» stammt aus seiner Feder. Die Entstehung des Stücks und was danach folgte, beschreibt Lukas Hobi als «einen riesengrossen Wasserfall von Emotionen». Die Reaktionen auf die Hymne seien überwältigend gewesen. Hunderte von Nachrichten haben ihn erreicht und eine Welle der Positivität sei durchs Land geschwappt.

Beim Finale stand Hobi selbst als Backing Vocalist mit Sandra Studer auf der Bühne. Bei über 160 Millionen Zuschauenden darf nichts schief gehen und gerade da passiert ihm, wie er sagt: «ein dilettantischer Anfängerfehler»: Er vergass, die In-Ears einzustecken. Der Knopf im Ohr verhindert, dass man die Musik verzögert hört. Für eine Millisekunde sei ihm das Gesicht zusammengefallen, erzählt er lachend.

Die Paralleluniversen des Lukas Hobi

Nach dem grossen ESC-Erfolg erhielt Hobi zahlreiche Anfragen für weitere Grossprojekte, auch in Deutschland. Doch er lehnte ab. Das Jahr war zu diesem Zeitpunkt bereits verplant und «es fühlte sich richtig an», sagt Lukas Hobi. Wenn viele Türen offen stehen, durch die man gehen kann, müsste man sich zweiteilen. Sein Konzept heisst «Paralleluniversum».

Dort können all die Träume und Möglichkeiten, die er im Hier und Jetzt nicht verfolgen kann, in einer anderen Dimension existieren. So habe er vielleicht schon das Opening der nächsten Oscar-Zeremonie geschrieben, auch wenn das real noch nicht passiert ist. Diese Denkweise helfe ihm, mit den vielen offenen Türen umzugehen und sich nicht zu verzetteln.

Radio SRF 1, «Persönlich», 23.11.2025, 10:00 Uhr ; 

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