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Vorsicht, giftig! Die fünf wichtigsten Antworten zu Schlangen in der Schweiz

Die Begegnung mit einer giftigen Schlange ist in der Schweiz nicht ausgeschlossen. Panik ist aber auch bei einem Biss fehl am Platz. Mit einfachen Vorsichtsmassnahmen kann ein unangenehmes Zusammentreffen mit einem Schuppenkriechtier verhindert werden.

In der Schweiz gibt es neun verschiedene Schlangenarten, zwei davon sind giftig. Die Aspisviper und die Kreuzotter. Nach einem Biss muss man handeln, aber Ruhe bewahren. Die beiden Biologen Ruedi Bärtschi und Niklaus Peyer erläutern die wichtigsten Fragen rund um Schlangen in der Schweiz.

Zu welcher Tageszeit begegnet man am ehesten einer Schlange?

Schlangen sind Frühaufsteherinnen. Sie warten auf die ersten Sonnenstrahlen und wärmen sich auf, werden aktiv und sind dann unterwegs. Die Morgendämmerung ist darum ideal, um Schlangen zu sehen. Da sich Holz schneller erwärmt als Stein, liegen sie oft auf einem Holzstrunk oder einem Holzhaufen, um sich aufzuwärmen. Wenn es ihnen zu heiss wird, verstecken sie sich im Halbschatten. Dort sieht man sie kaum.

Wo in der Schweiz leben die giftigen Arten Aspisviper und Kreuzotter?

Die Aspisviper ist recht weit verbreitet. Man findet sie in der Westschweiz, in den Zentralalpen, Berner Oberland, Wallis und im Tessin. Die Kreuzotter ist ebenfalls im Berner Oberland zu finden, aber regelmässig zu beobachten ist sie eher in der Ostschweiz, konkret im Toggenburg, Glarnerland und Engadin.

Wie schützt man sich vor einer Giftschlange?

In den erwähnten Regionen mit Sandalen auf Heidelbeeren-Suche zu gehen, ist nicht zu empfehlen. Besser sind hochgeschlossene Schuhe und lange Hosen. Wichtig zu wissen ist, dass Schlangen grundsätzlich Angst vor uns haben. Sie beissen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Schlangen hören uns nicht, sie sind Augentiere. Sie sehen oder sie spüren uns.

Sie reagieren auf harte Tritte auf dem Boden. In der Regel flüchten sie, wenn sie Erschütterungen bemerken. Sollten Sie eine Giftschlange erkennen, rennen Sie nicht weg. Eine Schlange kann bis zur Hälfte der eigenen Körperlänge vorschnellen. Es reicht also, wenn sie zum Beispiel bei einer Kreuzotter knapp einen Meter Abstand halten.

Sollte es trotzdem zu einem Schlangenbiss kommen, was ist zu tun?

Das ist eine sehr unangenehme Erfahrung. Es schmerzt extrem, heftiger als ein Stich einer Wespe oder Hornisse. Als Erstes sollte man nicht in Panik geraten, die Wunde nicht abbinden oder aussaugen, sondern desinfizieren, und dann auf jeden Fall einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Wird in jedem Fall ein Gegengift eingesetzt?

Nein. Unsere beiden Giftschlangen in der Schweiz sind nicht so giftig, dass sofort ein Gegengift verabreicht wird – ausser, es kommt zu Herz- oder Kreislaufproblemen. Das ist oft bei älteren Menschen der Fall, aber auch bei Kleinkindern. Das Antiserum kommt also nur dann zum Einsatz, wenn der Biss heftige Reaktionen auslöst. Aber auch beim Antiserum ist Vorsicht geboten: Das Serum wird aus Pferdeblut gewonnen und kann ebenfalls allergische Reaktionen auslösen.

Ruedi Bärtschi

Biologe

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Ruedi Bärtschi ist Biologe und führt das Vivarium Tablat in Wila (ZH), ein Freilandgehege u.a. mit verschiedenen Amphibien und Reptilien, darunter auch die beiden giftigen Arten Kreuzotter und Aspisviper.

Niklaus Peyer

Biologe und Ökologe

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Niklaus Peyer ist Regionalvertreter des Kantons Zug bei der karch, der Koordinationsstelle Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz.

SRF 1, Treffpunkt, 19.7.2023, 10 Uhr

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